Der FC Schaffhausen /Schweiz) musste in den letzten Monaten einen herben Rückschlag hinnehmen. Sein bisheriger Hauptsponsor, die Berformance Group AG mit Sitz in Zürich, ist ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten. Wie Recherchen des „Blick“ ergaben, wurde der Geschäftsführer Christian Lux im Zuge europaweiter Razzien wegen Betrugsverdachts verhaftet. Auch weitere Führungskräfte des Unternehmens sollen festgenommen worden sein.
Den Beschuldigten wird vorgeworfen, ein betrügerisches Schneeballsystem mit Kryptowährungen betrieben und Anleger um insgesamt 109 Millionen Franken geprellt zu haben. Die Vorwürfe müssen nun von den Ermittlern sorgfältig aufgearbeitet werden. Für Christian Lux und die anderen Verhafteten gilt bis zu einem rechtskräftigen Urteil selbstverständlich die Unschuldsvermutung.
Der FC Schaffhausen hatte die Partnerschaft mit der Berformance Group erst im Sommer 2022 öffentlich gemacht und sich viel von dem neuen Geldgeber versprochen, der den Verein vor einer finanziellen Schieflage bewahren sollte. Doch schon nach wenigen Monaten häuften sich negative Schlagzeilen und Gerüchte um Zahlungsschwierigkeiten des Sponsors. Im März beendete der FCS die Zusammenarbeit und präsentierte einen neuen Geldgeber.
Die Ermittlungen gegen die Berformance Group wurden von deutschen Behörden angestoßen, die europaweit gegen eine mutmaßliche Betrügerbande vorgingen. Neben den Verhaftungen kam es am Dienstag auch in der Schweiz zu Hausdurchsuchungen, unter anderem in einer Villa von Christian Lux und in den Zürcher Büros des Unternehmens.
Geschädigte Anleger berichten, dass sie zunächst von hohen Renditeversprechen angelockt wurden und regelmäßige Auszahlungen erhielten. Ab Februar 2023 seien die Zahlungen jedoch ins Stocken geraten. Das Unternehmen habe dies mit Problemen bei der Compliance begründet. Ab Mai blieben die Zahlungen dann ganz aus. Viele Anleger bangen nun um ihr investiertes Geld.
Der FC Schaffhausen hat sich zu den jüngsten Entwicklungen noch nicht offiziell geäußert. Auf der Webseite der Berformance Group wird der Verein nach wie vor als Sponsoring-Partner aufgeführt. Man darf gespannt sein, welche Kreise der mutmaßliche Betrugsfall in der Schweizer Fußballszene noch ziehen wird.
Es gilt für alle Beschuldigten natürlich die Unschuldsvermutung bis zu einem endgültigen Urteil.
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Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime und Rechtsanwältin Kerstin Bontschev zum mutmaßlichen Kapitalanlagebetrug der Berformance Group AG
Reporter: Guten Tag Frau Bontschev und Herr Reime, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben. Die Berformance Group AG steht im Verdacht, Anleger um Millionen betrogen zu haben. Was können Sie uns über den Fall erzählen?
Rechtsanwältin Kerstin Bontschev: Guten Tag. Die Berformance Group AG aus der Schweiz steht im Zentrum eines groß angelegten Kapitalanlagebetrugs. Die Staatsanwaltschaft Erfurt und das Thüringer Landeskriminalamt ermitteln gegen die Verantwortlichen wegen des Verdachts auf gewerbs- und bandenmäßigen Betrug. Es geht darum, dass die Gruppe angebliche Anlageprodukte im Zusammenhang mit Kryptowährungen, insbesondere die Verpachtung von Automaten zum Tausch in Kryptowährungen, vermarktet haben soll. Die versprochene Rendite von 200 % in drei Jahren war völlig unrealistisch.
Reporter: Herr Reime, wie kam es zu diesen Ermittlungen?
Rechtsanwalt Jens Reime: Die Ermittlungen begannen aufgrund eines Hinweises und wurden durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) umfangreich unterstützt. Nach etwa einjährigen Ermittlungen besteht der Verdacht, dass die Investitionen der Anleger nicht angelegt, sondern für eigene Zwecke der Verantwortlichen verbraucht wurden. Es handelt sich wahrscheinlich um ein betrügerisches „Ponzi-System“ im großen Stil. Der geschätzte Gesamtschaden beläuft sich auf etwa 113 Millionen Euro.
Reporter: Welche Maßnahmen wurden bisher ergriffen?
Rechtsanwältin Kerstin Bontschev: Am 11. Juni 2024 fanden unter Leitung des Thüringer Landeskriminalamtes und der Staatsanwaltschaft Erfurt in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft III des Kantons Zürich, einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe (Joint Investigation Team), Eurojust und Europol in mehreren Ländern umfangreiche Durchsuchungen und Vermögenssicherungen statt. Insgesamt wurden sechs Haftbefehle vollstreckt. An dem Einsatz waren 280 Beamte aus Deutschland, Tschechien, der Schweiz und Österreich sowie Staatsanwälte aus den beteiligten Ländern beteiligt.
Reporter: Welche Rolle spielte die Berformance Group AG im Sponsoring des FC Schaffhausen?
Rechtsanwalt Jens Reime: Die Berformance Group AG war der Hauptsponsor des FC Schaffhausen und unterstützte den Klub finanziell in beträchtlichem Umfang. Das Unternehmen geriet jedoch schnell in negative Schlagzeilen, besonders als es Anfang des Jahres zu Zahlungsschwierigkeiten kam. Der CEO Christian Lux wurde kürzlich im Rahmen der Razzien verhaftet, und es wird ihm vorgeworfen, Anleger mit Schein-Anlageprodukten in Kryptowährungen betrogen zu haben.
Reporter: Frau Bontschev, was können betroffene Anleger jetzt tun?
Rechtsanwältin Kerstin Bontschev: Betroffene Anleger sollten zunächst alle relevanten Unterlagen und Verträge sammeln und sich rechtlich beraten lassen. Es ist wichtig, schnell zu handeln, um eventuelle Ansprüche geltend zu machen und Vermögenswerte zu sichern. Die Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden kann ebenfalls hilfreich sein. Zudem sollten Anleger prüfen, ob sie sich einer Sammelklage anschließen können, um die Kosten zu reduzieren und die Erfolgsaussichten zu erhöhen.
Reporter: Gibt es eine realistische Chance, dass die geschädigten Anleger ihr Geld zurückbekommen?
Rechtsanwalt Jens Reime: Die Chancen hängen stark von den verfügbaren Vermögenswerten der Beschuldigten ab. Es wurde bereits Vermögen sichergestellt, und es bleibt zu hoffen, dass noch genügend Mittel vorhanden sind, um zumindest einen Teil der Verluste auszugleichen. Es ist jedoch ein komplexer und langwieriger Prozess, und die Rückzahlungen werden möglicherweise nicht den gesamten Verlust abdecken.
Reporter: Vielen Dank, Frau Bontschev und Herr Reime, für diese wichtigen Informationen. Wir werden den Fall weiter verfolgen und die Anleger über neue Entwicklungen informieren.
Rechtsanwältin Kerstin Bontschev und Rechtsanwalt Jens Reime: Vielen Dank. Wir stehen den Betroffenen jederzeit zur Verfügung, um sie rechtlich zu unterstützen und ihnen zu helfen, ihre Ansprüche durchzusetzen.
Es gilt für alle Beschuldigten natürlich die Unschuldsvermutung.
Mit Verlaub, sämtliche Äußerungen in dem Interview sind aus der Pressemitteilung des LKA Erfurt bekannt.
Die Zahlungsschwierigkeiten von Berformance begannen schon im Dezember 2023. Die Ermittlungen begannen aufgrund eines Hinweises der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Mit Verlaub, sämtliche Äußerungen in dem Interview sind aus der Peressemitteilung des LKA Erfurt bekannt.
Die Zahlungsschwierigkeiten von Berformance begannen schon im Dezember 2023. Die Ermittlungen begannen aufgrund eines Hinweises der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).