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Berformance: Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime: Was bisher bekannt ist

Tumisu (CC0), Pixabay
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Frage: Herr Reime, aufgrund der bisherigen Erkenntnisse (vgl. https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/169341/5799924) besteht der dringende Verdacht, dass die Finanzmarktaktivitäten fragwürdig sind. Was ist über die Struktur und das Vorgehen der Berformance Group bekannt?

Jens Reime: Die Berformance Group AG mit Sitz in Zürich vermittelte unter der Marke „MORE“ Pachtverträge für Krypto-Automaten, mit denen Fiatgeld in Kryptowährungen umgetauscht werden sollte. Anleger sollten für rund 10.000 Euro pro Automat über drei Jahre eine garantierte Rückzahlung von 90 Prozent ihres investierten Betrages erhalten. Das wurde als Kaution bezeichnet. Die Automaten sollten an Dritte unterverpachtet werden, die durch Transaktionen Erträge generieren sollten. Dieses Modell wurde den Anlegern als sichere Investition verkauft.

Frage: Welche Rolle spielten die Suxxess One GmbH und die Block4You s.r.o. in diesem Konstrukt?

Jens Reime: Die Suxxess One GmbH mit Sitz in Dornbirn und die Block4You s.r.o. aus Prag traten als Pächterinnen auf. Über diese Firmen wurden Verträge mit Anlegern abgeschlossen, die Beträge zwischen 10.000 und 25.000 Euro investierten. Gelder flossen in Konten in der Tschechischen Republik, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein. Bereits die versprochenen Renditen waren völlig unrealistisch. Ein dreifacher Ertrag in drei Jahren ist unter normalen Bedingungen nicht erzielbar.

Frage: Tatsächlich sollen die angeblichen Automaten und die Hardware nie existiert haben. Wie konnte es dennoch dazu kommen, dass so viele Anleger Vertrauen in diese Investition hatten?

Jens Reime: Das Geschäftsmodell beruhte auf einer gut strukturierten Vertriebsstruktur, die über Multi-Level-Marketing organisiert war. Die Protagonisten haben über soziale Netzwerke, Direktvertrieb und Marketing-Events Anleger überzeugt, dass das Modell „MORE“ sicher und lukrativ sei. Dabei wurde den Investoren suggeriert, dass sie durch die Pacht der Automaten und die Untervermietung stabile Mieteinnahmen erhalten würden. Tatsächlich existierten diese Automaten jedoch gar nicht oder nur in sehr geringem Umfang. Der Eindruck, den man vermittelt hat, war völlig falsch.

Frage: Was sagen die Erkenntnisse zu den Schäden, die entstanden sind?

Jens Reime: Im Zeitraum von 2020 bis 2023 haben die Betroffenen eine Vielzahl von Anlegern überzeugt, insgesamt mindestens 113 Millionen Euro zu investieren. Die Ermittlungen der Finanzdienstleistungsaufsicht und anderer Behörden legen nahe, dass dieses Geld nie in die beworbenen Automaten oder andere Anlagen geflossen ist. Stattdessen wurde es entweder an frühere Investoren weitergeleitet, um deren Mieteinnahmen zu bezahlen, oder für andere Zwecke verwendet – was typisch für ein Ponzi-System ist.

Frage: Aus den E-Mails und Gesprächen geht hervor, dass sie wussten, dass die Investitionen nicht existieren. Welche Informationen sind hier von Bedeutung?

Jens Reime: In Telefonaten und E-Mails, gibt es Hinweise, dass „nichts da“ sei. Es gab nur vier Automaten, die angeblich arbeiten sollten. Diese Aussagen untermauern den Verdacht, dass die Beteiligten wussten, dass es sich um eine Schein-Investition handelt. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Auszahlungen an Investoren über alte Kryptowährungen getätigt wurden.

Frage: Was bedeutet das für die betroffenen Anleger? Haben sie Chancen, ihr Geld zurückzubekommen?

Jens Reime: Die Chancen, das investierte Geld zurückzubekommen, hängen stark davon ab, welche Vermögenswerte die Beschuldigten noch haben und ob diese beschlagnahmt werden können. Es ist durchaus möglich, dass ein erheblicher Teil der Gelder bereits verbraucht oder anderweitig verlagert wurde. Ich empfehle betroffenen Anlegern, sich rechtzeitig juristischen Rat zu suchen, um zivilrechtliche Ansprüche geltend zu machen und am Strafverfahren teilzunehmen.

Frage: Was raten Sie Anlegern allgemein bei solchen Investmentmodellen?

Jens Reime: Generell sollten Anleger immer misstrauisch sein, wenn unrealistisch hohe Renditen in kurzer Zeit versprochen werden. Es ist ratsam, sich detailliert über die Unternehmen und deren Geschäftsmodelle zu informieren, bevor man investiert. Auch unabhängige Beratung durch einen Finanzexperten kann helfen, mögliche Risiken zu erkennen.

 

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