Die Inflation in den USA nähert sich dem angestrebten Ziel der US-Notenbank von 2%. Der Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE), der von der Federal Reserve bevorzugt beobachtete Inflationsindikator, verzeichnete im September einen Anstieg von 2,1% im Vergleich zum Vorjahr. Das ist ein Rückgang gegenüber den 2,3% im August und stellt den niedrigsten Jahresanstieg seit dreieinhalb Jahren dar, wie das Handelsministerium am Donnerstag bekanntgab. Die Entwicklung entspricht den Erwartungen von Ökonomen und signalisiert, dass die untypisch hohen Preissteigerungen, die während und nach der Pandemie zu beobachten waren, inzwischen weitgehend unter Kontrolle sind.
Diese günstige Inflationsentwicklung verstärkt die Erwartungen, dass die Fed bei ihrem Treffen nächste Woche die Zinsen weiter senken könnte. Die Fed hat bereits im September eine überraschende Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt beschlossen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass eine weitere Senkung um 0,25% folgen wird, um die Wirtschaft weiter zu unterstützen.
Wachsendes Einkommen und steigender Konsum
Zusätzlich zu den positiven Inflationszahlen bietet der Bericht des Handelsministeriums weitere gute Nachrichten für die Wirtschaft. Die Einkommen der Amerikaner stiegen im September um 0,3%, während die Konsumausgaben sogar um 0,5% zunahmen. Bereinigt um die Inflation legten die Ausgaben um 0,4% zu. Das starke Konsumwachstum zeigt, dass die Amerikaner trotz der jüngsten Preissteigerungen weiterhin bereit sind, Geld auszugeben, was die Wirtschaft am Laufen hält.
Allerdings übersteigen die Ausgaben derzeit die Einkommenszuwächse, sodass die Verbraucher ihre Ersparnisse zunehmend angreifen. Die Sparquote sank auf 4,6%, den niedrigsten Wert des Jahres. Eine kürzliche Korrektur der Sparquote nach oben hat jedoch einige Bedenken über eine mögliche Überschuldung der Haushalte gemildert.
Kerninflation zeigt beharrliche Preissteigerungen
Während die allgemeine Inflation nahe am Fed-Ziel liegt, bleibt die sogenannte Kerninflation, die schwankungsanfällige Kategorien wie Lebensmittel und Energie ausklammert, mit einer Jahresrate von 2,7% unverändert seit drei Monaten. Hier wirken sich insbesondere stabile Preisdruckfaktoren im Immobilien- und Versicherungssektor aus.
Gregory Daco, Chefökonom bei EY Parthenon, weist darauf hin, dass die Kerninflation trotz dieser hartnäckigen Preisdrücke insgesamt auf einem Niveau ist, das der Fed die Möglichkeit gibt, ihre geldpolitische Strategie anzupassen. „Diese aktuellen Inflationswerte zeigen, dass es an der Zeit ist, die restriktive Geldpolitik, die angesichts der früheren Inflationswerte von fast 6% eingeführt wurde, zurückzunehmen“, so Daco.
Stabile Wirtschaft trotz erwarteter Jobabschwächung im Oktober
Der PCE-Preisindex ist Bestandteil des monatlichen Berichts zu Einkommen und Ausgaben des Handelsministeriums, der Einblick in die wirtschaftlichen Aktivitäten der Amerikaner gibt. Die solide Entwicklung in Einkommen und Ausgaben zeigt, dass die US-Wirtschaft insgesamt weiterhin stabil wächst. Auch der Arbeitsmarkt blieb zuletzt stark, allerdings könnte der Bericht zu den Beschäftigungszahlen im Oktober eine Verlangsamung zeigen.
Wirtschaftsexperten erwarten für Oktober ein Beschäftigungswachstum von rund 117.500 Stellen – ein deutlicher Rückgang gegenüber den 254.000 neuen Arbeitsplätzen im September. Dieser Rückgang ist jedoch vor allem auf temporäre Faktoren wie die Auswirkungen der jüngsten Hurrikans und Arbeitsniederlegungen zurückzuführen, die insgesamt rund 100.000 Arbeitsplätze „kosten“ könnten. Ohne diese Sondereffekte würde das Jobwachstum weiterhin auf einem historisch soliden Niveau liegen.
Ausblick
Mit der Inflationsrate nahe am Ziel und einem weiterhin stabilen Arbeitsmarkt steht die Fed vor der Möglichkeit, die Zinssätze erneut zu senken, um die wirtschaftliche Dynamik weiter zu fördern. Die anhaltende Stabilität im Konsum- und Arbeitsmarktsektor deutet darauf hin, dass die Wirtschaft auch mittelfristig auf sicherem Fundament steht.
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