Nach der jüngsten TV-Debatte zwischen Präsident Joe Biden und Ex-Präsident Donald Trump am 27. Juni 2024 in Atlanta sind in der Demokratischen Partei neue Bedenken über Bidens Leistungsfähigkeit aufgekommen. Sein stellenweise unsicherer Auftritt hat Diskussionen über mögliche Szenarien eines Kandidatenwechsels ausgelöst. Experten betonen jedoch die Komplexität eines solchen Prozesses.
Der renommierte demokratische Stratege David Axelrod kommentierte: „Dies sind nicht mehr die 60er Jahre. Die Wähler bestimmen den Kandidaten, und Biden ist der Kandidat.“ Damit verwies er auf die grundlegenden Änderungen im Nominierungsprozess seit 1968.
Ein Rückzug Bidens wäre äußerst kompliziert:
1. Biden hat fast alle Delegiertenstimmen gewonnen.
2. Die über 3.900 Delegierten wurden bis zum 22. Juni von den Bundesstaaten ausgewählt.
3. Diese Delegierten sind nicht nur an Biden gebunden, sondern auch von seiner Kampagne genehmigt.
Im unwahrscheinlichen Fall eines Biden-Rückzugs müssten die Delegierten auf dem Parteitag in Chicago im August einen neuen Kandidaten wählen. Vizepräsidentin Kamala Harris wäre eine naheliegende Option, aber auch andere Bewerber wie Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom könnten ins Spiel kommen.
Zusätzlich gibt es etwa 700 „Superdelegierte“ – hochrangige Parteimitglieder und gewählte Amtsträger – die ab dem zweiten Wahlgang mitstimmen dürften.
Für den noch unwahrscheinlicheren Fall eines Kandidatenwechsels nach dem Parteitag sehen die Regeln der Demokraten vor, dass das Democratic National Committee nach Beratungen mit Gouverneuren und der Kongressführung einen Ersatz bestimmen könnte.
Historisch gab es 1972 einen Präzedenzfall, als der demokratische Vizepräsidentschaftskandidat Thomas Eagleton nach dem Parteitag ersetzt werden musste.
Experten betonen, dass diese Szenarien höchst theoretisch sind. Dennoch zeigt die aktuelle Debatte die Nervosität in Teilen der Demokratischen Partei angesichts der engen Umfragen und der hohen Bedeutung der kommenden Präsidentschaftswahl.
Kommentar hinterlassen