Im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf 2024 spielen Social-Media-Influencer eine größere Rolle denn je. Influencer mit Millionen von Followern nutzen ihre Plattformen, um politische Botschaften zu verbreiten, Kandidaten zu unterstützen oder Wähler zur Stimmabgabe zu motivieren. Doch anders als bei herkömmlicher politischer Werbung im Fernsehen sind Influencer rechtlich nicht verpflichtet, anzugeben, ob sie für ihre Unterstützung bezahlt wurden. Dies wirft Fragen zur Transparenz und zu den Auswirkungen auf die öffentliche Meinung auf.
Ein prominentes Beispiel ist der Influencer Mikey Angelo, bekannt für seine humorvollen Rap-Videos, der kürzlich auf Instagram zur Wahlteilnahme aufrief. Sein Beitrag wurde von einem demokratischen politischen Aktionskomitee finanziert, was er im Beitrag zwar freiwillig angab, aber nicht gesetzlich hätte tun müssen. Diese fehlende Verpflichtung zur Kennzeichnung von bezahlten politischen Inhalten macht es für Nutzer oft schwer, zwischen authentischen Meinungsäußerungen und bezahlter Werbung zu unterscheiden.
Influencer-Marketing hat sich als beliebte Strategie im Wahlkampf etabliert, da Influencer durch ihre Nähe zu den Followern eine Glaubwürdigkeit genießen, die traditionelle Prominente oft nicht erreichen. Influencer wirken authentisch und „nahbar“, was sie zu idealen Multiplikatoren für politische Botschaften macht. Politiker hoffen, dass die große Reichweite und das Vertrauen, das Influencer in ihrer Community genießen, auch auf die Wahlwerbung überspringen.
Ein weiteres Beispiel für die wachsende Bedeutung von Influencern im Wahlkampf ist der Boxer und Social-Media-Star Jake Paul, der in einem Instagram-Video scherzhaft forderte, dass Donald Trump „seine Gegner bei der Wahl ausknocken“ solle. Der Clip ging viral und erhielt über 1,5 Millionen Likes. Solche Beiträge mischen sich nahtlos in die regulären Inhalte der Influencer, was es schwer macht, bezahlte Inhalte von ungesponserten Meinungen zu unterscheiden. Tatsächlich gibt es Fälle, in denen Influencer sogar Millionenbeträge angeboten bekommen, um politische Botschaften zu verbreiten – wie die YouTuberin Tana Mongeau kürzlich andeutete.
Obwohl die US-Bundeswahlkommission (FEC) strenge Regeln für bezahlte politische Kommunikation im Fernsehen, per Telefon oder auf gedruckten Medien hat, gelten diese nicht für Social-Media-Posts von Influencern. Die FEC entschied letztes Jahr, dass Zahlungen an Influencer nicht als „öffentliche Kommunikation“ zählen und daher keine Offenlegungspflicht besteht. Kritiker, darunter auch einige FEC-Kommissare, fordern jedoch, dass die Regeln angesichts der zunehmenden Bedeutung von Influencern aktualisiert werden sollten. Sie argumentieren, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf habe zu wissen, wenn Influencer für die Verbreitung politischer Botschaften bezahlt werden.
Die Plattformen selbst haben unterschiedliche Richtlinien. Meta (die Muttergesellschaft von Facebook und Instagram) erlaubt seit 2020 bezahlte politische Inhalte, solange die Organisation, die dafür zahlt, in der Werbebibliothek registriert ist. TikTok hingegen verbietet jegliche politische Werbung, auch von Influencern, und hat bereits einige Inhalte im Zusammenhang mit bezahlter Wahlwerbung entfernt.
Einige Experten sehen jedoch auch Risiken in einer umfassenden Offenlegungspflicht. Der Rechtswissenschaftler Ari Cohn von der Denkfabrik TechFreedom argumentiert, dass die Regulierung von Influencern unbeabsichtigte Folgen für die Meinungsfreiheit haben könnte. Statt die Influencer selbst stärker zu regulieren, sollte die FEC eher darauf hinarbeiten, die finanziellen Berichte der Wahlkampagnen transparenter und leichter zugänglich zu machen.
Letztlich zeigt sich, dass die zunehmende Nutzung von Social Media für politische Zwecke neue Herausforderungen an die Transparenz stellt. Die Reichweite und der Einfluss von Influencern können für Wahlkämpfe von Vorteil sein, doch die fehlende Offenlegungspflicht wirft ethische Fragen auf. In einer Zeit, in der viele junge Menschen ihre Nachrichten primär über soziale Medien beziehen, wird es umso wichtiger, klare und faire Regeln zu schaffen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu schützen.
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