Laut Aussagen eines Soldaten der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) und fünf ehemaliger palästinensischer Häftlinge hat die israelische Armee wiederholt Zivilisten in Gaza dazu gezwungen, als menschliche Schutzschilde zu dienen, um verminte Gebäude und Tunnel zu erkunden und so die eigenen Truppen vor Gefahren zu schützen. Diese Praxis, die in verschiedenen Einheiten der IDF verbreitet war, wurde sogar unter dem Begriff „Moskito-Protokoll“ bekannt.
Schilderungen des Soldaten und der Betroffenen
Der Soldat berichtete, dass seine Einheit in Nord-Gaza zunächst Standardverfahren anwandte, um potenziell gefährliche Gebäude zu durchsuchen, wie den Einsatz von Spürhunden oder das Durchbrechen von Mauern mit Panzern. Eines Tages jedoch brachte ein Geheimdienstoffizier zwei palästinensische Gefangene – einen 16-jährigen Jungen und einen 20-jährigen Mann – zur Einheit und ordnete an, sie als menschliche Schutzschilde zu verwenden.
Auf Bedenken hin antwortete ein Kommandant: „Es ist besser, dass der Palästinenser explodiert und nicht unsere Soldaten.“ Der Soldat erklärte, dass seine Einheit nach zwei Tagen die Anwendung dieser Praxis verweigerte und die beiden Gefangenen freiließ. Dadurch wurde ihm klar, dass die Häftlinge keine Verbindung zu Hamas hatten, wie zunächst behauptet wurde.
Verbot durch internationales und israelisches Recht
Das internationale Recht verbietet den Einsatz von Zivilisten als Schutzschilde oder die Zwangseinbindung von Zivilisten in militärische Operationen. Das israelische Oberste Gericht untersagte diese Praxis bereits 2005 nach einer Beschwerde von Menschenrechtsorganisationen über den Einsatz palästinensischer Zivilisten bei Operationen im Westjordanland.
Die israelische Armee erklärte gegenüber CNN, dass ihre Richtlinien den Einsatz von palästinensischen Zivilisten für militärische Operationen streng verbieten und diese Vorschriften regelmäßig in Konfliktsituationen an die Soldaten weitergegeben werden.
Zeugenaussagen von palästinensischen Häftlingen
Fünf Palästinenser, die von der israelischen Armee festgenommen worden waren, bestätigten unabhängig voneinander den Einsatz als menschliche Schutzschilde. Einer von ihnen, Mohammad Saad, berichtete, dass er für 47 Tage festgehalten und für Aufklärungsmissionen genutzt wurde, um israelische Soldaten zu schützen. Die Soldaten kleideten ihn in Uniformen, gaben ihm eine Kamera und forderten ihn auf, Gegenstände in Gebäuden zu durchsuchen oder unter Treppen zu filmen. Während einer Mission wurde Saad angeschossen, überlebte jedoch.
Auch Minderjährige waren betroffen: Der 17-jährige Mohammad Shbeir wurde nach der Tötung seines Vaters und seiner Schwester in Khan Younis festgenommen und gezwungen, zerstörte Gebäude zu betreten.
Konsequenzen und Wiederaufnahme der Praxis
Obwohl der Soldat angab, dass seine Einheit die Praxis nach anfänglicher Weigerung aufgab, hörte er später, dass seine Kameraden das „Moskito-Protokoll“ wieder anwendeten. „Sie haben nicht mehr die Kraft, wie sie am Anfang hatten“, erklärte er.
Schlussfolgerung
Die Nutzung von Zivilisten als Schutzschilde durch militärische Einheiten stellt eine Verletzung des Völkerrechts und der Menschenrechte dar. Trotz der rechtlichen Verbote scheint die Praxis während der militärischen Operationen in Gaza weiterhin Anwendung zu finden, was schwere moralische und rechtliche Fragen aufwirft.
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