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Berliner Bordell darf expandieren: „Wen stört das denn hier?“ fragt das Verwaltungsgericht

geralt (CC0), Pixabay
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Wo andere Lagerhallen langweilige Lager bleiben, werden in Charlottenburg ganz andere Pläne geschmiedet. Das berühmte Berliner Bordell „Artemis“ wollte expandieren, was für Ärger mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf sorgte. Doch nach jahrelangem Hin und Her entschied das Verwaltungsgericht (VG) Berlin nun zugunsten der kreativen Betreiber.

Von der Lagerhalle zum Luxusparadies

Die Betreiber des „Artemis“ hatten 2009 eine 4.000 Quadratmeter große Lagerhalle gekauft, die zwischen einer Autowerkstatt, einer stark befahrenen Straße und Bahngleisen gelegen ist. Klingt nach einer idyllischen Ecke für absolute Diskretion, oder? Genau das dachten sich wohl auch die Betreiber, die das Grundstück zu einem neuen Ort für nächtliche „Kulturangebote“ umbauen wollten.

2019 stellten sie den Antrag, die Halle baurechtlich für den Bordellbetrieb nutzen zu dürfen. Das Bezirksamt fand die Idee jedoch wenig charmant und lehnte den Antrag ab. Ihre Begründung: Die Halle liegt im „baurechtlichen Außenbereich“, wo so etwas wie ein Bordell einfach nicht hingehört. Stattdessen fürchtete man eine „Verfestigung von Splittersiedlungen“.

Das VG: „Bordell? Hier stört das doch niemanden.“

Vier Jahre später sah das Verwaltungsgericht die Sache etwas lockerer. Bei einer Ortsbegehung stellte die Richterin schließlich die entscheidende Frage: „Wen stört das denn hier?“. Die Betreiber hatten prompt die Antwort: „Hier stören wir niemanden.“ Argumentation geklärt.

Die 19. Kammer des VG Berlin stellte fest, dass der Baugrund voll erschlossen sei und keine Konflikte mit öffentlichen Interessen aufweise. Und seien wir ehrlich: Zwischen Bahngleisen und einer Autowerkstatt ist Lärmschutz wohl das kleinere Problem – für die Kunden dürfte das sogar als Teil der „Diskretion“ durchgehen.

Schalldämmung und Tageslicht: Luxus für alle Sinne

Die Richterin zeigte sich bei der Ortsbesichtigung durchaus pragmatisch. Mit einem Augenzwinkern fragte sie: „Daran haben Sie doch gedacht, oder? Sie wollen ja nicht, dass eine Dame mit ihrem Kunden durch den Lärm der Bahngleise oder – noch schlimmer – durch den Lärm aus dem Nachbarzimmer gestört wird.“ Die Betreiber hatten vorgesorgt: Hochwertige Schalldämmung soll innen für Ruhe sorgen – oder zumindest für so viel Ruhe, wie man in einem 4.000 Quadratmeter großen Bordell erwarten kann.

Auch das Tageslicht wurde nicht vergessen: Zusätzliche Fenster, sogar im Souterrain, sollen den Gästen ein wohltuendes Ambiente bieten. Schließlich braucht jeder Raum – egal, wofür er genutzt wird – ein bisschen Vitamin D.

Symbolischer Flächennutzungsplan? Kein Problem!

Ein kleiner Stolperstein hätte der Flächennutzungsplan werden können, der das Grundstück als Bahnfläche ausweist. Doch das VG blieb entspannt: Solange kein Planungsverfahren nach dem Eisenbahngesetz eingeleitet wurde, sei das Ganze eher „symbolischer Natur“. Mit anderen Worten: Bahnfläche hin oder her – wenn hier Züge fahren, dann höchstens die zwischenmenschlicher Natur.

Ein Urteil mit Signalwirkung?

Das Bezirksamt hatte befürchtet, dass eine Genehmigung für das Bordell eine Signalwirkung für ähnliche Bauvorhaben haben könnte. Doch das Gericht winkte ab: Die Lagerhalle sei eine bestehende Struktur, und Splittersiedlungen, wie das Bezirksamt sie an die Wand malte, würden hier nicht entstehen.

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

Zwar haben die Bordellbetreiber mit dem Urteil des VG einen wichtigen Sieg errungen, doch das Bezirksamt könnte noch einen Antrag auf Berufung beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg stellen. Bis dahin können sich die Betreiber jedoch schon mal Gedanken über die Innenarchitektur machen – Schalldämmung, Tageslicht und vielleicht ein bisschen Kunst für das Ambiente?

Man darf gespannt sein, ob das „Artemis“ seine Expansionspläne bald in die Tat umsetzen kann. Schließlich hat die Hauptstadt ja einen Ruf zu verlieren – oder in diesem Fall zu wahren. Berlin bleibt eben Berlin: kreativ, kontrovers und immer für eine gute Geschichte gut.

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