Im Ausland locken heute die Renditen norwegischer Ölfonds. Typische Fehler von Privatanlegern werden vermieden. Im Heimatland wird nicht investiert, in Europa schon.
Die Ideen norwegischer Ölfonds sind Quelle des Reichtums. Im Nordatlantik nehmen Tanker in norwegischen Ölfeldern Erdöl auf. Anlageprofis haben andere Ideen als Privatanleger, die sich an Ölfonds mit dem Ziel horrender Renditen beteiligen. Das kennen deutsche Privatanleger aus den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts. Ansatz waren Steuerersparnisse – nicht primär für die Erträge, sondern das bereits verdiente Einkommen. Ölfonds wurden gegründet. Öl wurde gesucht, gefunden und gefördert. Die Erlöse stiegen mit den Ölpreisen nach 1973 als in Nahost die Ölförderung von den dortigen Staaten limitiert wurde. In den USA und Kanada wird heute mit Fracking mehr Öl gefördert als damals vorstellbar war. Die damaligen Fonds scheiterten – meist an der Geldgier der Initiatoren, sekundär an den fehlgeleiteten Interessen der Anleger.
Eine Analyse der Bertelsmann Stiftung hat die Entwicklung der Industriestaaten untersucht. Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland schneiden vor der Schweiz am besten ab, wenn die Umwelt in die Bewertungen einbezogen wird. Die gesellschaftliche Entwicklung im Anlageverhalten professioneller Großanleger zielt auf die Solidität der Erträge. Privatanleger haben primär eigene, branchenferne Interessen. Die meisten Gesellschaften dieser Branche wurden 1973 gegründet. Die meisten sind erloschen bzw. in Liquidation (i. L.). Auf den damals investierten Hunderten Millionen DM liegen noch heute die Interessen Privater in Euro.
Vergleichbare Investitionen und staatliche Philosophien
Die Union Investment Fondsgesellschaft verweist auf eine Studie, nach der institutionelle Investoren aus den vier skandinavischen Ländern mit sechs mitteleuropäischen Nationen verglichen werden. Maxime: Kriterien der Umwelterhaltung einbeziehen!
Der Anteil dieser Investments an der Gesamtanlage beträgt in Skandinavien mehr als die Hälfte, während Deutschland dafür ein Drittel einbezieht. Die vor 40 Jahren in der Ölförderung engagierten Unternehmen verwalten noch ihre Pfründe von damals – wenn sie noch existieren. Union Investment und Vontobel sind zwei, die heute in dem Bereich der Ölfonds aktiv sind. Privatanleger können sich in Kommanditgesellschaften (KGs) engagieren, damit die fehlgeleiteten Interessen aus den 70-er Jahren aber nicht ausgleichen.
Es ist kein Zufall, dass in den nordischen Ländern ökologische wie soziale Aspekte und der gesellschaftliche Frieden einen relativ hohen Stellenwert besitzen (vgl. Sommer, Florian – Union). Der für skandinavische Länder typischerweise definierte Wohlfahrtsstaat begründete sich über Jahrzehnte politisch an sozialdemokratischen Parteien.
Obwohl und weil sich skandinavische Staaten um die Frauenerwerbsquote – der höchsten in der EU – die Kinderbetreuung und Sozialleistungen für die Familie kümmern, hat sich das Wahlverhalten geändert. Sozialdemokratische Parteien erhalten bei Wahlen weniger als 10%.
Alternative Energieformen brauchen Wissenschaftler, nicht Arbeiter alter Provenienz. Letztere sind nicht arbeitslos. Es gibt sie nicht mehr. Etwa 8% der Deutschen arbeiten noch körperlich, in Skandinavien sind es etwa 5%.
Die dortige starke Rolle des Staates führte dazu, dass Umwelt- und Energieziele frühzeitig formuliert wurden. Schweden hat vor zehn Jahren das Ziel einer ölfreien Wirtschaft angekündigt. Gleichzeitig erleichtert die geografische Lage den Bau von Wasser- und Windkraftwerken. In Norwegen wird die Stromerzeugung nahezu vollständig aus erneuerbaren Energien gespeist. Gleichzeitig ist ein Anteil von 15 Prozent der Elektroautos an allen neuen Pkws der europäische Spitzenwert.
Initiativen der Privatanleger
Der typische Fehler von Privatanlegern besteht in der „Heimatmarktneigung“, auf Englisch „home bias“ genannt. Damit ist die Praxis vieler Privatanleger gemeint, einen großen Teil ihres Geldes im Heimatland anzulegen.
Dies mag für das Bankkonto und die Lebensversicherung noch nachvollziehbar sein. Aus der Sicht eines Profis ist das nicht verständlich, warum viele Privatanleger auch bei der Aktienauswahl vorwiegend heimische Papiere und Förderungen bevorzugen. Die aktuelle Ölförderung steigt in Deutschland. Die Förderung von Begeisterung und Öl kann sich nun darauf und die USA konzentrieren.
Alte Beteiligungsgesellschaften? Die Investorenpsyche sieht Schwerpunkte der Aktivitäten zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr, in der Gesamtheit über maximal 15 Jahre! Es wären die Interessen von Privatanlegern (+ 40 Jahre) zwischen dem 75. und 85. Lebensjahr zu beleuchten…? Für ältere Anleger kann ein „Crash“ an den Finanzmärkten schmerzlich sein, wenn die allmähliche Aufzehrung eines Aktiendepots oder die plötzliche Wertlosigkeit von Beteiligungen – meist durch hohe Innenfinanzierungen – durch regelmäßige Verkäufe ein fester Bestandteil ihrer Altersvorsorge sein sollten.
Andererseits ist das eine Absage an den Versuch, mit besonderen Währungen und Anleihen schwächerer Emittenten überdurchschnittliche Renditen erzielen zu wollen. Die Frage nach dem Verkauf einer Beteiligung am Ölmarkt stellt sich dafür nicht mehr. Für andere gibt es die Zweitmarktbörsen.
Heute wäre es im Sinne einer optimalen Streuung von Risiken sinnvoll, auch ausländische Beteiligungen zu erwerben – vor allem dann, wenn sich der Rest des nicht in Aktien investierten Geldes im Heimatland befindet. Privatanleger denken häufig, es wäre ein Ausdruck von Sicherheit, sein Geld – außer für die Ölförderung – überwiegend im eigenen Land zu belassen. Von Deutschen werden dabei mit vermeintlicher Sicherheit Geldwerte bevorzugt.
Realitäten staatlicher Überlegungen
In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. Der staatliche norwegische Ölfonds zählt mit einem Anlagevolumen von umgerechnet gut 900 Milliarden Euro zu den größten Anlegern der Welt. Das Fondsvolumen entspricht einem Wert von etwa 350 000 Euro für jeden Privathaushalt in Norwegen. Weil die norwegische Wirtschaft stark von der Öl- und Gasförderung profitiert, ist dieses Geschäft aber nicht nur wetterwendisch (wegen der schwankenden Preise). Es ist auch endlich, weil die Rohstoffreserven irgendwann verbraucht sein werden.
Die Politik hat in Norwegen in den neunziger Jahren beschlossen, den Rohstoffreichtum indirekt auch für künftige Generationen von Norwegern nutzbar zu machen. Große Teile der Verkäufe von Öl und Gas fließt in einen staatlichen Fonds. Dieser darf sein Geld überall anlegen – nur nicht in Norwegen, seinem Heimatland! Seit dem Jahr 1998 hat der Fonds im Durchschnitt jährliche Bruttorenditen von 5,9 Prozent erzielt – trotz der Krisen von 2000 und 2008.
Übertragen auf Deutschland und die EU bedeutet dies, dass Rohstoffe am Beispiel von Öl lukrativ bleiben – indirekt bevorzugt in Norwegen, einem Land, das selbst kaum noch Öl zur Verbrennung einsetzt. Das Risiko wird mittelfristig reduziert werden, da der Fonds nicht allein in Öl- und Gasaktien investiert.
Das Prinzip dieses Ölfonds (ohne KGs) ist einfach: Öl und Gas wird gegen internationale Unternehmensbeteiligungen getauscht (From, Björn; Finanzministerium in Oslo – in Frankfurt). Damit ist der Fonds mutmaßlich der größte Aktionär der Welt – im Durchschnitt hält er 1,5 Prozent an 9000 in aller Welt notierten Aktiengesellschaften! Auch aus dieser Strategie können heutige Privatanleger unter Bezug auf die 40 Jahre zurück liegende Vergangenheit lernen.
Fazit
Die weltweiten Ölmärkte unterliegen aktuell einem nicht realisierten Angebotsüberschuss. Diese Situation ist nicht nachhaltig, da ein Großteil der Produktion höhere Kosten aufweist. In der Vergangenheit haben Ölförderanlagen jeweils etwa 16 Wochen gebraucht, um sich auf geringere Ölpreise einzustellen.
In Zeiten starker Preisrückgänge des WTI-Ölpreises, wie es auch in der Krise 2008 passierte, hat sich die Anzahl von in Betrieb befindlichen Ölförderanlagen in den darauffolgenden vier Monaten halbiert. Das Steigen des Ölpreises bei gleichzeitiger Erhöhung des Ölangebots in den USA und anderen ölfördernden Ländern könnte ein Wegbereiter für neue Marktentscheidungen sein. An diesen können Privatanleger auf neuen Wegen teilhaben.
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