In Nordirland haben Opfer von Betrugsfällen im vergangenen Jahr insgesamt fast 19 Millionen Pfund an Betrüger verloren. Diese Zahlen stammen aus einem Bericht von Action Fraud, der britischen Meldestelle für Betrug.
Die Police Service of Northern Ireland (PSNI) erhielt im Zeitraum von 1. November 2023 bis 31. Oktober 2024 mehr als 5.200 Betrugsanzeigen. Einige der Fälle sind besonders schockierend: Ein Opfer verlor über 100.000 Pfund, nachdem es von einem Betrüger kontaktiert wurde, der sich als Bankmitarbeiter ausgab.
Die PSNI warnt die Öffentlichkeit, bei verdächtigen Aktivitäten wachsam zu sein und alle Betrugsversuche zu melden, um den Schaden durch diese Kriminalität einzudämmen.
Wie funktionieren die Betrugsmaschen?
Die Täter setzen häufig auf ausgeklügelte Methoden, um Vertrauen zu gewinnen und ihre Opfer zu manipulieren.
- Telefonbetrug: Ein Opfer wurde kontaktiert und glaubte, es gäbe verdächtige Aktivitäten auf seinem Bankkonto. Der Betrüger überzeugte die Person, die gesamten Ersparnisse auf ein anderes Konto zu transferieren – das natürlich vom Täter kontrolliert wurde.
- Romance Scam (Liebesbetrug): In einem anderen Fall überwies ein Opfer mehr als 50.000 Pfund an einen Betrüger, der über eine Online-Dating-Plattform eine romantische Beziehung vortäuschte. Der Betrüger überzeugte das Opfer, ihm das Geld für eine angebliche „Geschäftsmöglichkeit“ zu senden.
Emotionaler und finanzieller Schaden
Superintendent Joanne Gibson, Vorsitzende der ScamwiseNI-Partnerschaft, betonte die verheerenden Auswirkungen solcher Verbrechen:
„Kriminelle kümmern sich nicht darum, von wem sie stehlen oder welche grausamen Folgen ihre Taten haben. Der finanzielle Schaden ist oft nur ein Teil des Problems – für viele Menschen sind diese Betrugsfälle traumatisch und emotional belastend.“
Gibson erklärte weiter, dass viele Opfer erst in der „grausamsten Art und Weise“ erkennen, dass jemand ihr Vertrauen missbraucht und ihr Geld gestohlen hat.
Ein Rückgang der allgemeinen Kriminalität – aber nicht des Betrugs
Interessanterweise zeigt der aktuelle Bericht der PSNI, dass die Gesamtkriminalität in Nordirland im gleichen Zeitraum um fast 10 % zurückgegangen ist.
- Zwischen 1. Dezember 2023 und 30. November 2024 wurden 97.310 Verbrechen gemeldet, was einem Rückgang von 10.657 Fällen im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
- Die Zahl der Diebstähle durch Einbrüche sank um fast 20 %, ein positiver Trend, der seit der Pandemie anhält.
- Auch in allen 11 Polizeibezirken wurden insgesamt Rückgänge der Kriminalitätsraten verzeichnet, wobei Ards and North Down sowie Newry, Mourne and Down die größten Rückgänge von 15,5 % bzw. 15 % aufwiesen.
Doch nicht alle Zahlen sind rückläufig:
- Die Anzahl der Morde stieg von 9 im Vorjahr auf 15 in den letzten 12 Monaten.
- Ladendiebstahl nahm leicht zu, mit 64 mehr gemeldeten Fällen im Vergleich zum Vorjahr.
Wie kann man sich vor Betrug schützen?
Die Polizei und Action Fraud betonen, dass Wachsamkeit und Vorsicht die besten Mittel sind, um sich vor Betrug zu schützen. Einige Tipps:
- Verdächtige Anrufe beenden: Wenn jemand Sie auffordert, Geld zu überweisen, Bankdaten preiszugeben oder Zugang zu Ihrem Konto zu gewähren, legen Sie sofort auf.
- Keine persönlichen Informationen teilen: Weder Banken noch die Polizei werden am Telefon nach PINs, Passwörtern oder sensiblen Informationen fragen.
- Unabhängige Prüfung: Kontaktieren Sie Ihre Bank oder die Polizei direkt, falls Sie einen Betrugsverdacht haben. Verwenden Sie dazu bekannte und offizielle Telefonnummern.
- Emotionale Manipulation erkennen: Betrüger versuchen oft, Sie durch Druck oder Vertrauen (z. B. in Romance Scams) zu manipulieren. Lassen Sie sich nicht überstürzt zu Entscheidungen drängen.
Fazit
Die Betrugsfälle in Nordirland zeigen, wie skrupellos Kriminelle vorgehen und wie weitreichend die Konsequenzen für die Opfer sind – sowohl finanziell als auch emotional. Während die allgemeine Kriminalität sinkt, bleibt Betrug eine wachsende Herausforderung.
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