Es ist ein Fall, der das Vertrauen in den Online-Handel schwer erschüttert hat: Zwei Männer, Filippo S. (41) und Bastian D. (41), wurden am Freitag vom Landgericht Rostock wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Täter hatten zwischen November 2019 und Dezember 2021 mit professionell gestalteten Fake-Shops im Internet über 10.000 Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz um insgesamt 4,3 Millionen Euro betrogen.
Das Urteil: Harte Strafen für beide Täter
Der Haupttäter Filippo S., ein 41-jähriger Italiener, wurde zu sieben Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Sein Komplize Bastian D., ebenfalls 41 Jahre alt und Deutscher, erhielt eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und neun Monaten. Zusätzlich ordnete das Gericht die Einziehung von Vermögenswerten in Höhe von rund vier Millionen Euro an. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
So funktionierte der Betrug
Die beiden Männer betrieben laut Überzeugung des Gerichts insgesamt 30 Fake-Webseiten, auf denen sie Produkte anboten, die sie niemals besaßen. Das Angebot war breit gefächert: von Sportartikeln über Unterhaltungselektronik bis hin zu Heimwerkerbedarf. Eine der täuschend echten Webseiten trug den Namen „Bobs-Bau.de“.
Die Betrüger kopierten Bilder und Beschreibungen der Produkte von echten Online-Shops, sodass die Plattformen authentisch wirkten. Ein entscheidender Unterschied: Die Bezahlung war ausschließlich per Überweisung möglich – eine Methode, die keine Rückbuchung erlaubt und es den Tätern erleichterte, das Geld einzustreichen.
Für die Kunden endete der Kauf oft mit einem finanziellen Schaden in Höhe von mehreren Hundert Euro, in Einzelfällen auch von mehreren Tausend Euro. Ein Beispiel ist Christoph L., der für 520 Euro einen Kamin-Grill bestellte – und nie erhielt.
Das Motiv: Luxusleben auf Kosten der Opfer
Wie das Gericht erklärte, handelte das Duo aus reinem finanziellen Interesse. Das Ziel der beiden Männer war es, ihren luxuriösen Lebensstil zu finanzieren. Mit den Betrugserlösen lebten sie über ihre Verhältnisse, während sie tausende Opfer hinterließen, die auf ihre Bestellungen warteten – und vergeblich hofften.
Kurze Lebensdauer der Fake-Shops, aber lange Verschleierung
Die Fake-Shops existierten jeweils nur wenige Tage oder Wochen, bevor sie wieder offline genommen wurden. Dies erschwerte es den Behörden, die Täter ausfindig zu machen. Zudem nutzten Filippo S. und Bastian D. falsche oder frei erfundene Personalien, um ihre wahre Identität zu verschleiern und länger unentdeckt zu bleiben.
83 Verhandlungstage und späte Geständnisse
Das Gerichtsverfahren dauerte außergewöhnlich lange: 83 Verhandlungstage waren nötig, um den komplexen Fall aufzuklären. Mehr als 200 Zeugen wurden gehört, bevor die Angeklagten am 80. Prozesstag schließlich Geständnisse ablegten. Zu diesem Zeitpunkt war die Beweislage erdrückend.
Zusätzlich zur Haftstrafe müssen die beiden Verurteilten nicht nur den Großteil ihres ergaunerten Vermögens abgeben, sondern auch das technische Equipment, das sie für ihre Betrügereien verwendet hatten, übergeben.
Wieder ein Warnsignal für den Online-Handel
Dieser Fall zeigt einmal mehr, wie leicht sich Kriminelle das Vertrauen von Online-Kunden zunutze machen können. Professionell aussehende Webseiten und günstige Angebote führen schnell dazu, dass Käufer in die Falle tappen – insbesondere, wenn die Bezahlung per Überweisung erfolgt.
Die Verurteilung der beiden Täter sendet jedoch ein klares Signal: Solche Betrugsmaschen bleiben nicht ungestraft. Für die Opfer bleibt der finanzielle Verlust jedoch schmerzhaft – und ein mulmiges Gefühl, wenn es um zukünftige Online-Bestellungen geht.
Das Urteil markiert das Ende eines besonders dreisten Betrugsfalls, doch gleichzeitig bleibt eine wichtige Botschaft bestehen: Augen auf beim Online-Kauf!Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Kommentar hinterlassen