Interviewer: Herr Reime, immer häufiger hören wir von Betrugsfällen, bei denen Wohnungssuchende durch falsche Wohnungsinserate auf Internet-Portalen um ihr Geld gebracht werden oder sogar persönliche Daten preisgeben. Wie funktioniert diese Betrugsmasche genau?
Jens Reime: Die Masche ist leider sehr perfide und zielt darauf ab, die Notlage von Wohnungssuchenden auszunutzen. Die Betrüger inserieren Wohnungen, die es gar nicht gibt, oft zu sehr attraktiven Konditionen. Sobald Interessenten anbeißen, versuchen sie, entweder Vorabzahlungen für eine Besichtigung oder persönliche Daten zu erlangen. Diese Daten können dann missbraucht werden, um Konten zu eröffnen, Verträge abzuschließen oder teure Käufe auf Raten zu tätigen – alles im Namen der ahnungslosen Opfer.
Interviewer: Welche Folgen können diese Betrugsfälle für die Betroffenen haben?
Jens Reime: Die Folgen können gravierend sein. Zum Beispiel kann es passieren, dass die Betrüger mit den erbeuteten Daten Ratenkäufe tätigen, ohne dass die Opfer davon wissen. Da die Raten nicht bezahlt werden, könnte dies zu negativen Schufa-Einträgen führen, was wiederum die Kreditwürdigkeit des Opfers beeinträchtigt. In einigen Fällen wurden sogar Gehälter von den Betrügern auf andere Konten umgeleitet, was zu ernsthaften finanziellen Engpässen führen kann.
Interviewer: Was passiert, wenn ein Opfer bemerkt, dass es in eine solche Falle getappt ist?
Jens Reime: Wenn ein Opfer feststellt, dass seine Daten missbraucht wurden, liegt die Beweispflicht leider bei ihm. Das bedeutet, dass das Opfer nachweisen muss, dass es die Waren oder Dienstleistungen, die in seinem Namen bestellt wurden, nicht selbst bestellt hat. Dies kann sehr zeitaufwendig und stressig sein, da es oft notwendig ist, viele Informationen von verschiedenen Stellen zusammenzuführen.
Interviewer: Viele Betrüger fordern auch Vorabzahlungen, beispielsweise für Besichtigungen oder Schlüssel. Ist das ein typisches Warnsignal?
Jens Reime: Absolut. Seriöse Vermieter verlangen keine Vorabzahlungen für Besichtigungen. Wenn jemand vor einer Besichtigung Geld verlangt, sollten bei jedem die Alarmglocken läuten. Das ist ein sehr klares Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Ein weiteres Beispiel ist der sogenannte „Schlüsseltresor-Betrug“, bei dem eine Kaution für einen Wohnungsschlüssel verlangt wird, der angeblich in einem Tresor hinterlegt ist. Auch hier handelt es sich um eine reine Betrugsmasche.
Interviewer: Wie können Wohnungssuchende sich vor solchen Betrugsversuchen schützen?
Jens Reime: Zunächst einmal sollten sie immer misstrauisch werden, wenn der Mietpreis deutlich unter dem Durchschnitt für vergleichbare Wohnungen in der gleichen Gegend liegt. Auch ungewöhnlich niedrige Nebenkosten oder auffällige Bilder in der Anzeige sind oft Warnzeichen. Es ist auch ratsam, keine sensiblen Daten wie Einkommensnachweise oder Schufa-Auskunft vor einer persönlichen Besichtigung herauszugeben. Zudem sollte die Identität des Vermieters oder der Immobilienfirma geprüft werden – beispielsweise durch einen Blick ins Handelsregister oder durch das Überprüfen der Postadresse und Telefonnummer.
Interviewer: Was können Betroffene tun, wenn sie auf eine verdächtige Anzeige stoßen?
Jens Reime: Viele Internetportale bieten die Möglichkeit, verdächtige Anzeigen direkt zu melden. Wenn sich der Verdacht bestätigt, werden diese Anzeigen dann schnell offline genommen. Es ist wichtig, dass solche Betrugsfälle gemeldet werden, um andere Wohnungssuchende zu schützen.
Interviewer: Herr Reime, vielen Dank für Ihre wertvollen Tipps und Hinweise!
Jens Reime: Sehr gerne. Bleiben Sie wachsam und misstrauisch, wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein. Es ist leider oft der Fall.
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