Manipulationsvorwürfe bei Zulassungstests erschüttern erneut die japanische Automobilindustrie. Das Verkehrsministerium in Tokio gab bekannt, dass die namhaften Hersteller Toyota, Honda, Suzuki, Mazda und Yamaha bei Zulassungstests für einige ihrer Modelle manipuliert haben sollen. Ein ähnlicher Skandal hatte bereits im Vorjahr die Toyota-Tochter Daihatsu getroffen und zu einem wochenlangen Produktionsstopp geführt.
Infolge des Daihatsu-Falles hatte das Ministerium branchenweite Überprüfungen angeordnet. Die Aufdeckung weiterer Verfehlungen trotz dieser Maßnahmen zeige laut Ministerium, wie tief die Probleme in der Branche verwurzelt sind. Es betonte, dass solche betrügerischen Praktiken das Vertrauen der Verbraucher und die Integrität des gesamten Zertifizierungssystems untergraben. Um weiteren Schaden zu begrenzen, ordnete das Ministerium einen sofortigen Verkaufsstopp der betroffenen Modelle an.
Toyota, Japans größter Autohersteller, reagierte umgehend und stoppte den Verkauf von drei aktuellen Modellen im Heimatmarkt. Interne Untersuchungen hätten Unregelmäßigkeiten bei insgesamt sieben Modellen aufgedeckt, von denen jedoch vier nicht mehr produziert würden. Man räumte ein, bei den Tests von den offiziellen Standards abgewichen zu sein, betonte aber, dass weder die Fahrsicherheit beeinträchtigt noch ein Rückruf nötig sei.
Auch Honda meldete selbst festgestellte Fehler bei Lärm- und Leistungstests, versicherte aber ebenfalls die Sicherheit und Einhaltung interner Standards. Suzuki, Mazda und Yamaha äußerten sich bislang nicht im Detail zu den Vorwürfen.
Branchenexperten sehen in den sich häufenden Skandalen Anzeichen für tiefer liegende strukturelle Probleme in der lange als Vorzeigebranche geltenden japanischen Automobilindustrie. Immer kürzere Entwicklungszyklen, Kostendruck und die rasante technologische Transformation hin zu alternativen Antrieben und autonomem Fahren könnten Anreize für Abkürzungen und Regelverstöße geschaffen haben.
Als Konsequenz fordern Beobachter eine schonungslose Aufarbeitung der aktuellen Vorfälle, verbunden mit einer Verschärfung der Kontrollmechanismen. Reine Appelle an die Selbstverantwortung der Hersteller seien nicht mehr ausreichend. Stattdessen müsse die Regierung durch engmaschigere und unabhängigere Überwachung selbst für die nötige Transparenz sorgen.
Auch die Wiederherstellung des Verbrauchervertrauens sehen Experten als Schlüsselaufgabe. Dazu müssten die betroffenen Firmen durch umfassende Information, konsequentes Fehlermanagement und sichtbare Konsequenzen für Verantwortliche Verantwortung übernehmen. Nur durch ernsthafte Reformen und neue Bescheidenheit könne die einst so stolze Branche das verlorene Vertrauen zurückgewinnen.
Welche Maßnahmen Japans Autohersteller und Regierung konkret ergreifen werden und wie tiefgreifend die Probleme tatsächlich sind, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass in einer durch Digitalisierung und Klimawandel ohnehin im Umbruch befindlichen Branche kein Weg an mehr Transparenz und echter Verantwortungsübernahme vorbeiführt. Der aktuelle Skandal bietet eine Chance, diesen schwierigen aber notwendigen Reformprozess endlich anzugehen.
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