Die ProFamBra eG hat am 10. August 2023 ihren Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2021 im Unternehmensregister hinterlegt. Eine Analyse der Zahlen zeigt einige interessante Aspekte – und gibt Anlass, bestimmte Fragen zur finanziellen Situation und Strategie des Unternehmens zu stellen. Doch bevor wir tiefer einsteigen, sei eines vorweg bemerkt: Wo ist die Bilanz für 2022? Für Investoren, die sich ein aktuelles Bild der Unternehmenslage machen wollen, ist diese Information entscheidend.
1. Vermögenslage: Stabil, aber stark fremdfinanziert
Die Bilanzsumme beträgt 109.867,60 EUR und setzt sich wie folgt zusammen:
- Anlagevermögen: 57.454,44 EUR (davon ein Großteil in Geschäfts- und Vorführwagen gebunden).
- Umlaufvermögen: 52.413,16 EUR, wobei der größte Teil mit 25.025,55 EUR auf liquide Mittel entfällt.
Das Unternehmen verfügt über eine solide Liquiditätsbasis. Allerdings ist der Anteil des Eigenkapitals mit 22.699,05 EUR an der Bilanzsumme auffällig niedrig. Der Eigenkapitalanteil liegt bei nur 20,65 %, was bedeutet, dass die ProFamBra eG stark fremdfinanziert ist.
Auf der Passivseite finden wir:
- Fremdkapital in Höhe von 80.981,34 EUR, hauptsächlich bestehend aus Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten (50.182,46 EUR) und sonstigen Verbindlichkeiten (29.367,22 EUR).
Aus Anlegersicht stellt sich hier die Frage, ob diese hohe Fremdfinanzierung in Zukunft möglicherweise zu Liquiditätsengpässen führen könnte, insbesondere wenn Zinskosten steigen.
2. Ertragslage: Sehr knapper Jahresüberschuss
Die Gewinn- und Verlustrechnung zeigt einen Umsatzerlös von 74.572,28 EUR. Nach Abzug aller Aufwendungen verbleibt ein Jahresüberschuss von 505,04 EUR – eine äußerst dünne Gewinnmarge von 0,68 %.
Hauptfaktoren, die auf das Ergebnis drücken:
- Materialaufwand: 19.979,22 EUR (ca. 27 % der Umsatzerlöse).
- Personalaufwand: 9.891,72 EUR.
- Sonstige betriebliche Aufwendungen: 36.275,81 EUR (darunter 16.071,03 EUR für Fuhrpark und 2.091,50 EUR für Rechts- und Beratungskosten).
Es fällt auf, dass Fuhrparkkosten einen erheblichen Anteil der sonstigen Aufwendungen ausmachen. Dies wirft die Frage auf, ob hier Effizienzpotenziale vorhanden sind. Ebenso könnte der hohe Anteil an Rechts- und Beratungskosten auf Herausforderungen im operativen Geschäft hinweisen.
3. Finanzlage: Hoher Fremdkapitalbedarf, Zinslast moderat
Die Zinsaufwendungen von 1.073,16 EUR sind angesichts der Fremdkapitalquote zwar aktuell tragbar, könnten jedoch bei steigenden Zinsen zu einem größeren Belastungsfaktor werden. Die Frage, ob das Unternehmen strategisch daran arbeitet, seine Abhängigkeit von Fremdkapital zu reduzieren, bleibt offen.
4. Rückstellungen: Ausreichend gepuffert?
Rückstellungen belaufen sich auf 6.187,21 EUR, wovon der Großteil Steuerrückstellungen sind (3.687,21 EUR). Dies deutet darauf hin, dass das Unternehmen die steuerliche Belastung gut berücksichtigt hat, allerdings sind 2.500 EUR an „sonstigen Rückstellungen“ recht vage ausgewiesen. Eine detaillierte Aufschlüsselung wäre für Investoren von Interesse.
Kritische Frage: Wo bleibt die Bilanz für 2022?
Während die Analyse der 2021er-Zahlen einige Einblicke bietet, bleibt die wichtigste Frage: Warum liegt die Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 noch nicht vor? Die Frist zur Hinterlegung von Jahresabschlüssen gemäß § 325 HGB ist längst abgelaufen. Diese Verzögerung könnte Misstrauen bei Anlegern wecken, insbesondere wenn es um die Transparenz der Geschäftsentwicklung geht.
Was bedeutet das für Anleger?
- Positiv:
- Solider Kassenbestand.
- Bereitschaft, Rückstellungen für Steuerbelastungen zu bilden.
- Negativ:
- Sehr niedriger Eigenkapitalanteil.
- Hohe Fixkosten, insbesondere für den Fuhrpark.
- Kaum Puffer bei der Gewinnmarge.
- Offene Fragen:
- Welche finanziellen Entwicklungen zeigt das Geschäftsjahr 2022?
- Gibt es Maßnahmen zur Verbesserung der Eigenkapitalquote?
- Wird das Geschäftsmodell weiter skaliert oder effizienter gestaltet?
Ohne die Bilanz für 2022 bleibt ein vollständiges Bild der wirtschaftlichen Lage der ProFamBra eG unvollständig. Anleger sind auf aktuelle Zahlen angewiesen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Sollte die Veröffentlichung der Bilanz weiterhin verzögert werden, könnte dies das Vertrauen in das Unternehmen beeinträchtigen.
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