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Bilanzanalyse:Invago AIF GmbH & Co. KG

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Die Bilanz der Invago AIF GmbH & Co. KG zum Geschäftsjahr 2021 ist aus Anlegersicht kritisch zu bewerten. Hier eine detaillierte Analyse:

1. Vermögenslage (Aktiva)

  • Barmittel und Barmitteläquivalente: Der Kassenbestand hat sich von 2,4 Mio. EUR (2020) auf 3,6 Mio. EUR (2021) erhöht, was auf eine verbesserte Liquidität hinweist. Diese Mittel erhöhen die Flexibilität der Gesellschaft, um kurzfristige Verpflichtungen zu erfüllen.
  • Forderungen: Mit 99,7 Mio. EUR machen Forderungen den Großteil des Vermögens aus (96,5 % des Gesamtvermögens). Dies deutet darauf hin, dass die Gesellschaft stark von Rückzahlungen abhängig ist, insbesondere von Darlehen (im In- und Ausland). Die hohe Forderungshöhe birgt ein erhöhtes Ausfallrisiko, insbesondere, wenn die Bonität der Schuldner unsicher ist.
  • Sonstige Vermögensgegenstände: Diese sind mit 950 EUR vernachlässigbar und haben kaum Einfluss auf die Bilanz.

2. Schulden (Passiva)

  • Rückstellungen: Diese sind von 160.503 EUR auf 417.191 EUR gestiegen, was auf potenzielle künftige Belastungen hinweist. Rückstellungen zeigen oft auf, dass in naher Zukunft Verbindlichkeiten eintreten könnten, die noch nicht exakt quantifiziert sind.
  • Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern: Dieser Posten ist von 875.618 EUR auf 2,5 Mio. EUR gestiegen, was ein erhebliches Wachstum der Verpflichtungen gegenüber den Gesellschaftern zeigt. Dies könnte darauf hinweisen, dass erhebliche Kapitalzuführungen seitens der Gesellschafter erfolgt sind oder Auszahlungen aufgeschoben wurden. Dies könnte das Vertrauen der Gesellschafter in die langfristige Entwicklung signalisieren, gleichzeitig aber auch ein Liquiditätsrisiko darstellen, falls Rückzahlungen fällig werden.
  • Gesamtschulden: Die Verbindlichkeiten haben sich insgesamt auf 3,0 Mio. EUR (2021) erhöht (im Vergleich zu 1,08 Mio. EUR in 2020). Dies zeigt eine zunehmende Fremdfinanzierung, was die Flexibilität des Unternehmens beeinflussen könnte, wenn sich die Schuldenlast weiter erhöht.

3. Eigenkapital

  • Kapitalrücklage: Diese ist von 71,0 Mio. EUR auf 81,7 Mio. EUR gestiegen, was darauf hinweist, dass zusätzliche Mittelzuflüsse von Gesellschaftern erfolgt sind. Eine hohe Kapitalrücklage deutet auf eine starke finanzielle Unterstützung durch Investoren hin.
  • Nicht realisierte Gewinne: 18,5 Mio. EUR nicht realisierte Gewinne aus Neubewertungen erscheinen erstmals in 2021. Dies kann darauf hinweisen, dass Vermögenswerte im Portfolio des AIF an Wert gewonnen haben. Allerdings handelt es sich hierbei um nicht realisierte Gewinne, die nur auf dem Papier existieren und daher spekulativ sind. Solche Neubewertungen könnten risikobehaftet sein, falls sich die Marktbedingungen ändern.
  • Bilanzgewinn: Es wurde kein Bilanzgewinn ausgewiesen, was darauf hinweist, dass alle erwirtschafteten Gewinne reinvestiert oder auf Gesellschafterkonten verbucht wurden.

4. Ertragslage

  • Realisiertes Ergebnis: Das realisierte Ergebnis beläuft sich auf 1,66 Mio. EUR, was positiv ist, jedoch im Verhältnis zur Größe des Unternehmens eher gering erscheint. Es wird jedoch durch Gutschriften auf Verbindlichkeitskonten neutralisiert, wodurch kein bilanzieller Gewinn entsteht, der an Gesellschafter ausgeschüttet werden könnte.
  • Mittelzufluss und -abfluss: Die Mittelzuflüsse von Gesellschaftern betragen 26 Mio. EUR, während es Mittelabflüsse an Gesellschafter in Höhe von 15,3 Mio. EUR gibt. Dies zeigt eine hohe Kapitalmobilität im Geschäftsjahr, wobei Gesellschafter sowohl neue Mittel einbringen als auch signifikante Beträge entnehmen.

5. Kapitalstruktur und Anteilswert

  • Der Anteilswert ist von 711,35 EUR im Jahr 2020 auf 1.003,43 EUR im Jahr 2021 gestiegen, was eine Wertsteigerung von rund 41 % bedeutet. Dies deutet auf eine erfolgreiche Performance des Fonds hin. Ein Anstieg des Anteilswerts ist für Anleger attraktiv, da er auf eine positive Wertentwicklung des Fonds hinweist.
  • Es befinden sich 100.000 Anteile im Umlauf, und jeder Anteil hat den gleichen Wert. Dies ist wichtig, da es den Investoren eine transparente Bewertungsgrundlage bietet.

6. Risikobewertung aus Anlegersicht

  • Hohes Forderungsrisiko: Da fast 96 % der Aktiva aus Forderungen bestehen, ist die Gesellschaft stark vom Einzug dieser Forderungen abhängig. Dies stellt ein erhebliches Kreditrisiko dar, insbesondere wenn ein großer Teil der Forderungen aus riskanteren oder weniger liquiden Märkten stammt.
  • Nicht realisierte Gewinne: Die 18,5 Mio. EUR an nicht realisierten Neubewertungsgewinnen sind ein weiteres Risiko. Da diese Gewinne nicht durch Verkäufe realisiert wurden, besteht die Gefahr, dass sich diese Buchgewinne bei einer Änderung der Marktbedingungen verringern oder sogar in Verluste umschlagen könnten.
  • Erhöhte Rückstellungen: Der Anstieg der Rückstellungen deutet auf mögliche zukünftige Verpflichtungen hin, die die Liquidität der Gesellschaft belasten könnten.
  • Fremdfinanzierung: Die Zunahme der Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaftern könnte auf eine erhöhte Abhängigkeit von Fremdkapital hinweisen, was in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Risiko erhöht, dass Kapitalabflüsse oder Rückzahlungen von Gesellschaftern die Liquidität beeinträchtigen.

7. Fazit für Anleger

  • Positiv: Der Fonds hat eine starke Kapitalbasis, und der Anteilswert hat sich um 41 % erhöht, was auf eine solide Wertentwicklung hindeutet. Die Liquiditätssituation hat sich verbessert, und es gibt keine erheblichen Verbindlichkeiten gegenüber Dritten.
  • Negativ: Ein erheblicher Teil des Vermögens besteht aus Forderungen, die potenziell ausfallgefährdet sind, insbesondere wenn es sich um risikobehaftete Kredite handelt. Die nicht realisierten Gewinne bergen zusätzlich das Risiko, dass bei ungünstigen Marktveränderungen der bilanzierte Gewinn schnell zusammenschmelzen könnte.

Für Anleger, die auf der Suche nach hohen Renditen sind, könnte der Fonds aufgrund der Wertsteigerung und der soliden Kapitalbasis attraktiv sein. Allerdings sollten sie die hohe Abhängigkeit von Forderungen und Neubewertungen sowie das damit verbundene Risiko im Auge behalten.

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