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Bluesky im Sturm des Wachstums: Moderation auf dem Prüfstand

geralt (CC0), Pixabay
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Bluesky steht kurz davor, die 20-Millionen-Marke zu knacken – doppelt so viele Nutzer wie noch vor zwei Monaten. Der rasante Zuwachs ist vor allem dem sogenannten „#eXit“ geschuldet, der Abkehr vieler User von X (ehemals Twitter). Doch das explosive Wachstum hat seinen Preis: Mit der steigenden Aktivität auf der Plattform häufen sich auch problematische Inhalte, die das Moderationsteam vor enorme Herausforderungen stellen.

Laut dem Technologieportal The Verge befindet sich Bluesky in einer regelrechten „Moderationshölle“. Allein am vergangenen Freitag gingen 42.000 Meldungen zu potenziell problematischen Inhalten ein – aktuell sind es etwa 3.000 Meldungen pro Stunde. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 mussten nur 360.000 solcher Fälle bearbeitet werden. Sollte der Trend anhalten, könnte die Moderation in wenigen Tagen so viele Inhalte prüfen müssen wie im gesamten Vorjahr. Das Sicherheitsteam spricht von einer Art „Triage“, die darauf abzielt, die schlimmsten Inhalte wie etwa Missbrauchsdarstellungen von Kindern so schnell wie möglich zu entfernen.

Wachstum bringt Herausforderungen: Spam, Betrug und Trolle

Mit dem Nutzer hat auch die Zahl an Spam, Betrugsversuchen und Troll-Aktivitäten deutlich zugenommen, wie das Unternehmen mitteilt. Die Community wurde daher aufgerufen, problematische Inhalte und Accounts zu melden – ein Schritt, der das ohnehin stark ausgelastete Moderationsteam weiter unter Druck setzen dürfte. Obwohl die Größe des Teams nicht bekannt ist, will Bluesky auf maximale Kapazitäten aufstocken und neue Moderator einstellen.

Bluesky hat jüngst die 15-Millionen-User-Marke überschritten und sich in kürzester Zeit als Alternative zu X positioniert. Viele Nutzer, die X  verlassen haben, kritisieren die Plattform als „toxisch“, wie auch der britische Guardian berichtet, der auf „verstörende Inhalte wie rechtsextreme Verschwörungserzählungen und Rassismus“ hinweist. Kritiker warnten bereits bei der Übernahme von X durch Elon Musk, dass die Plattform zu einem Sammelbecken für Hassrede und Falschinformationen werden könnte – eine Entwicklung, die mittlerweile durch Transparenzberichte und strenge EU-Regeln, wie den Digital Services Act (DSA), dokumentiert wird.

Bluesky setzt auf aktive Moderation und KI-Unterstützung

Im Gegensatz zu X, das sein Moderationsteam drastisch reduziert hat, setzt Bluesky auf eine aktivere Moderation. Nutzer erhalten umfassendere Tools, um unerwünschte Inhalte und Accounts zu blockieren. Zudem kommt Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz, um die Moderation zu unterstützen – allerdings betont Bluesky, dass die KI nicht mit den Texten der User trainiert wird, ein klarer Unterschied zur Praxis bei X.

Um die Flut an problematischen Inhalten einzudämmen, hat Bluesky als erste Maßnahme eingeführt, dass neue Accounts nur noch nach E-Mail-Bestätigung freigeschaltet werden. Künftig könnte auch eine Telefonnummer bei der Anmeldung erforderlich sein, wie es in vielen großen sozialen Netzwerken bereits üblich ist.

Technische Hürden und die offene Frage der Finanzierung

Doch nicht nur die Moderation steht auf dem Prüfstand. Auch die technische Infrastruktur von Bluesky kämpft mit der wachsenden Nutzerzahl. Vor wenigen Tagen sorgte ein defektes Glasfaserkabel für Verzögerungen, doch dies war nicht das erste technische Problem, das durch den plötzlichen Wachstumsschub verursacht wurde.

Hinzu kommt eine weitere zentrale Herausforderung: die Finanzierung. Der Dienst ist bislang werbefrei und bietet – im Gegensatz zu X – auch kein Abomodell an. Obwohl seit langem über verschiedene Monetarisierungsstrategien spekuliert wird, gibt es bisher keine konkreten Pläne. Soll Bluesky weiter wachsen, wird die Frage nach der Finanzierung immer drängender und könnte entscheidend für die Zukunft der Plattform sein.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Bluesky in der Lage ist, diese Herausforderungen zu meistern – und ob es als sichere, nutzerfreundliche Alternative zu X bestehen kann.

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