Es kracht, es knallt, es brennt – und danach wird diskutiert. Nach den tragischen Unfällen und chaotischen Ausschreitungen an Silvester wächst der Druck auf die Politik, endlich ein Feuerwerksverbot durchzusetzen. Fast 2 Millionen Menschen haben entsprechende Petitionen unterschrieben – und das sind wohlgemerkt nur die, die die Diskussion nicht durch das Zünden von illegal importierten Polen-Böllern oder das Abfeuern von Raketen aus ihrem Wohnzimmerfenster verpasst haben.
Die Unterschriftenlisten wurden feierlich an das Bundesinnenministerium übergeben, und zwar von niemand Geringerem als der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Eine recht ungewöhnliche Allianz, wenn man bedenkt, dass die eine Seite normalerweise mit Schlagstöcken hantiert und die andere eher mit Umweltparagrafen. Aber in diesem Fall sind sich beide einig: Die Böllerei muss weg!
„Das kann die Politik nicht einfach wegatmen“
Mit einer bemerkenswert wortspielerischen Ansage ließ die GdP verlauten, dass die Politik diese Unterschriften – Zitat – „nicht einfach wegatmen“ könne. Eine ziemlich treffende Metapher, wenn man bedenkt, dass die Luft in der Silvesternacht eher an einen Altöl-Filter erinnert als an frische Neujahrsluft. Es ist schwer, die Millionen von Feinstaubpartikeln wegzuatmen, die jedes Jahr durch Böller und Raketen in die Atmosphäre gejagt werden. Vielleicht ist das auch der Grund, warum viele Politiker beim Thema Feuerwerksverbot so schwer Luft holen.
Die Deutsche Umwelthilfe fügte hinzu, dass jedes Jahr zahlreiche Menschen durch die Böllerei verletzt oder gar getötet würden. In diesem Jahr kamen tragischerweise fünf Menschen ums Leben – möglicherweise Opfer eines Silvester-Darwin-Awards für besonders kreative Fehlzündungen. Hunderte weitere landeten mit Verbrennungen, Knalltraumata oder abgerissenen Fingern in der Notaufnahme. Aber hey, Hauptsache, der Nachbar hat gesehen, wer den größten Böller auf dem Block gezündet hat.
Böllern als Volkssport – oder gefährliches Hobby?
Die Zahlen sprechen für sich: Jedes Jahr zeigt sich, dass Silvester für manche Menschen ein riskanter Mix aus Pyrotechnik und „Halt mal mein Bier“-Mentalität ist. Ob Raketen aus der Hand gezündet, Böller in Gullideckel geworfen oder Einkaufswagen als mobile Abschussrampen genutzt werden – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Konsequenzen sind allerdings weniger kreativ: Explosionen, Brände, Verletzte und überlastete Krankenhäuser.
Und dann wären da noch die Angriffe auf Einsatzkräfte. Feuerwehrleute und Sanitäter werden in der Silvesternacht regelmäßig zum Ziel von Raketen und Böllern. Der Einsatz wird für manche zur unfreiwilligen Teilnahme an einer Live-Version von „Call of Duty“. Doch keine Sorge, die Politik ist alarmiert – spätestens wenn die nächste Debatte über das Böllerverbot auf die Tagesordnung kommt.
Böllerverbot: Ein ewiges Streitthema
Die Gegner eines Feuerwerksverbots argumentieren gerne mit „Tradition“ und „Freiheit“. Schließlich sei es ein urdeutsches Grundrecht, sich an einem Tag im Jahr selbst in die Luft zu jagen, um das neue Jahr gebührend zu begrüßen. Die Frage, ob die Freiheit, Böller zu zünden, wirklich mehr wiegt als die Gesundheit und Sicherheit anderer, bleibt dabei oft unbeantwortet – vermutlich, weil die Antwort nicht so schön knallt.
Fazit: Ein explosiver Jahreswechsel
Silvester ist in Deutschland längst keine fröhliche Feier mehr, sondern ein gesellschaftlicher Spaltpilz. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die knallen wollen, koste es, was es wolle – und sei es der eigene Daumen. Auf der anderen Seite diejenigen, die sich nach ruhigeren, sichereren und saubereren Neujahrsfeiern sehnen. Die Frage ist: Wann kommt die Politik aus ihrer Deckung und wagt den großen Knall – im übertragenen Sinne?
Bis dahin heißt es für die Gegner der Böllerei: Unterschriften sammeln, Politiker anpusten – und hoffen, dass das Thema nicht einfach „weggeatmet“ wird.
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