Während Billionen Dollar an den globalen Aktienmärkten vernichtet wurden, zeigt sich US-Präsident Donald Trumps oberster Handelsberater Peter Navarro unbeeindruckt. In einem Gastbeitrag für die Financial Times machte Navarro am Montag deutlich: Die aktuellen Strafzölle seien „erst der Anfang“.
Die von Trump geplanten sogenannten „reziproken“ Zölle auf Importe aus Dutzenden Ländern haben in den vergangenen Tagen weltweit für massive Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt. Seit der Ankündigung am vergangenen Mittwoch verlor der US-Leitindex S&P 500 rund 11 % seines Werts – das entspricht einem Verlust von rund 5,2 Billionen US-Dollar. Der Technologieindex Nasdaq rutschte mit einem Minus von 22,6 % seit seinem Höchststand im Dezember sogar in einen Bärenmarkt.
„Nur der Anfang“ – Navarro verteidigt aggressiven Kurs
Doch Navarro bleibt unbeeindruckt. In seinem Beitrag verteidigt er Trumps Kurs als längst überfällige „Neustrukturierung eines internationalen Handelssystems, das sich gegen die USA verschworen hat“. Während andere Länder sich nun bemühen, Zölle zu senken, sei das „nur der Anfang“ der amerikanischen Gegenoffensive, so Navarro.
Er warf den Handelspartnern der USA vor, nicht nur mit hohen Einfuhrzöllen gegen US-Produkte vorzugehen, sondern auch mit sogenannten „nicht-tarifären Maßnahmen“ – darunter strengere Produktstandards und Gesetze gegen große US-Tech-Konzerne. „Trumps Zollpolitik macht genau das, was die Welthandelsorganisation (WTO) versäumt hat: Sie nimmt andere Länder in die Verantwortung“, schrieb Navarro.
Besonders kritisch sieht der Handelsberater das rekordhohe Handelsdefizit der USA im Warenbereich, das 2024 auf 1,2 Billionen Dollar angestiegen war. Auch wenn die USA im Dienstleistungssektor weiterhin einen Überschuss von rund 295 Milliarden Dollar erzielen, spricht Navarro von einer wirtschaftlichen „Krise“, die man nun bekämpfen müsse.
Zölle gegen Europa, China – und Madagaskar
Zu den neuen Maßnahmen gehören Zölle von 34 % auf Waren aus China und 20 % auf Produkte aus der Europäischen Union. Doch selbst einige der ärmsten Länder der Welt sind betroffen: So hat Trump auch gegen Madagaskar – wo laut Weltbank mehr als 80 % der Bevölkerung in extremer Armut leben – einen Sonderzoll von 47 % verhängt.
Die Europäische Union reagierte auf die Zuspitzung mit einem diplomatischen Appell: Nach einem Telefongespräch mit dem chinesischen Premier Li Qiang erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Europa und China müssten sich gemeinsam für ein „starkes, reformiertes und faires Handelssystem“ einsetzen.
Kritik auch aus dem eigenen Lager – Musk stichelt gegen Navarro
Auch aus dem Trump-nahen Umfeld kommt Widerspruch. Tesla-Chef Elon Musk erklärte am Sonntag, er hoffe auf eine Zukunft mit „Nullzöllen“ im Handel zwischen den USA und Europa. In einem inzwischen gelöschten Beitrag auf X (ehemals Twitter) griff Musk Navarro sogar persönlich an: „Ein Wirtschafts-PhD von Harvard ist eher ein Nachteil als ein Vorteil“, schrieb er. Und weiter: „Er hat nichts gebaut.“
Fazit:
Während Börsen rund um den Globus mit schweren Verlusten kämpfen, hält das Weiße Haus unbeirrt an seiner konfrontativen Handelspolitik fest. Ob diese Strategie langfristig zu einer faireren globalen Ordnung führt – oder die USA und ihre Handelspartner in eine Rezession stürzt – bleibt offen.
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