Seit der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wächst in Europa die Bewegung, amerikanische Produkte gezielt zu boykottieren. Vor allem in Großbritannien, Irland und Skandinavien setzen Konsumenten bewusst auf europäische Alternativen zu Coca-Cola, Philadelphia-Frischkäse, Jack Daniel’s oder McDonald’s.
„Die Amerikaner haben nichts gelernt“
Moya O’Sullivan, eine Lehrerin aus Irland, hat ihren Haushalt umgestellt: „Ich kaufe keine amerikanischen Produkte mehr. Die Amerikaner haben aus der ersten Trump-Amtszeit nichts gelernt, also muss es Konsequenzen geben.“ Ähnlich denkt James Blackledge, ein Brite aus Bristol, der statt Hellmann’s-Mayo nun selbstgemachte Mayonnaise isst.
Online-Plattformen wie Facebook-Gruppen in Dänemark und Schweden mit zehntausenden Mitgliedern teilen Tipps, um US-Produkte im Supermarkt zu vermeiden. Dänemarks größter Einzelhändler, die Salling Group, kennzeichnet inzwischen europäische Produkte mit einem schwarzen Stern, um den Kunden die Wahl zu erleichtern.
Handelskrieg und politische Proteste
Der Boykott ist Teil einer wachsenden wirtschaftlichen Gegenreaktion auf Trumps Handelspolitik. Ab dem 2. April treten neue US-Zölle auf europäische Produkte in Kraft. Die EU plant ihrerseits Vergeltungsmaßnahmen auf US-Importe wie Whiskey, Motorräder, Geflügel und Tomaten.
Auch politisch verschärft sich der Ton: Der französische EU-Abgeordnete Raphael Glucksmann forderte am Wochenende provokativ: „Gebt uns die Freiheitsstatue zurück!“ – als Symbol dafür, dass die Werte der freien Welt nun von Europa verteidigt werden müssen.
Boykotte: Wirkungsvoll oder Symbolpolitik?
Ob der Boykott tatsächlich wirtschaftliche Folgen für US-Konzerne hat, ist umstritten. Frühere Boykotte – etwa gegen russische oder israelische Unternehmen – hatten einen Einfluss auf den Ruf von Marken, aber nicht unbedingt auf deren Umsatz.
Zudem bleibt der Protest in Europa kleiner als bei Trumps erster Wahl: Während 2018 in London 250.000 Menschen gegen ihn demonstrierten, mobilisieren Aktionen wie eine Protestkundgebung vor einem Tesla-Showroom in Leeds heute nur noch weniger als 20 Personen.
Dennoch: Die Boykott-Bewegung wächst, und für viele Gegner Trumps ist klar: „Wir wählen mit unserem Geld.“
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