Die Preise für Kakao sind 2024 geradezu explodiert – das treibt nun die Entwicklung von Schokoladen-Alternativen voran, die komplett ohne Kakao auskommen. Beim Öffnen eines Beutels mit solchen Süßigkeiten fällt sofort auf: Es fehlt das charakteristische Aroma von Kakao. Auch geschmacklich sind diese Produkte anders – nicht schlecht, aber eben nicht „echte“ Schokolade. Denn: Sie bestehen zum Beispiel aus Sonnenblumenkernen oder Ackerbohnen.
Diese neuen Produkte sind eine Reaktion auf einen weltweiten Kakaomangel. Die Preise für Schokolade im Einzelhandel stiegen 2024 um durchschnittlich 9 %, im Januar 2025 sogar um 14 %. Noch dramatischer: Der Preis für Kakao auf dem Weltmarkt ist im Laufe von 2024 um rund 300 % gestiegen. Ursache dafür sind unter anderem klimabedingte Ernteausfälle in Westafrika, wo ein Großteil des weltweiten Kakaos angebaut wird, sowie ein zunehmender Wechsel von Bauern in Ghana zum illegalen Goldabbau.
In diesem Kontext versuchen neue Unternehmen, Alternativen zu etablieren. So verwendet das italienische Unternehmen Foreverland statt Kakaobohnen die Schoten des Johannisbrotbaums, also Carob. Obwohl Carob geschmacklich nie wirklich mit Kakao mithalten konnte, glaubt Gründer Massimo Sabatini, mit einem neuen Röst- und Fermentierungsverfahren eine überzeugende Alternative geschaffen zu haben: weniger Zucker, mehr Ballaststoffe, weniger Fett.
Planet A Foods aus Deutschland setzt hingegen auf Sonnenblumenkerne. Ihre Alternative heißt ChoViva und findet sich mittlerweile in etwa 35 Produkten im Einzelhandel, hauptsächlich in Deutschland und Frankreich. Auch im britischen Aldi wird eine Praline mit ChoViva verkauft. Geschmacklich ist die Konsistenz überzeugend „schokoladig“, auch wenn das Aroma noch etwas zu wünschen übrig lässt.
Ein weiteres Beispiel ist das britische Start-up Nukoko, das auf Ackerbohnen setzt – eine in Großbritannien weit verbreitete Pflanze. Das Unternehmen konnte laut eigenen Angaben 24 von 25 Schlüsselaromen echter Schokolade nachbilden. Auch wenn der Geschmack noch nicht ganz identisch ist, sind Textur und Schmelz erstaunlich nah am Original.
Allerdings sind die Konsumenten anspruchsvoll – gerade bei ihren Lieblingssüßigkeiten. Die Analysten meinen daher, dass sich solche Alternativen zunächst in Backwaren besser durchsetzen könnten – dort, wo Schokolade nicht im Mittelpunkt steht, etwa als Schokostückchen im Cookie.
Wichtig ist jedoch auch die soziale Komponente: Sollte der Marktanteil von Schokoladen-Alternativen stark wachsen, könnten Kakaobauern – die ohnehin zu den ärmsten Landwirten der Welt zählen – wirtschaftlich noch weiter unter Druck geraten. Daher betonen alle Hersteller: Es geht nicht darum, Kakao zu ersetzen, sondern die wachsende Lücke im Angebot zu füllen.
Forscher wie Dr. Tonya Lander von der Universität Oxford untersuchen zudem, wie sich die Kakaoproduktion stabilisieren lässt – etwa durch das gezielte Beschatten der Kakaobäume, um sie besser vor Hitze zu schützen und die Bestäubung zu verbessern.
Fazit: Schokoladenfreie Schokolade ist (noch) keine vollwertige Alternative – aber sie ist da, sie schmeckt nicht schlecht, und sie könnte in einer Zukunft mit knapperem Kakao eine immer größere Rolle spielen.
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