Fast drei Jahre nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine veranstaltet Wladimir Putin einen dreitägigen BRICS-Gipfel in der russischen Stadt Kasan, an dem mehr als ein Dutzend Weltführer teilnehmen. Diese Zusammenkunft sendet ein deutliches Signal: Entgegen der weitverbreiteten Annahme einer internationalen Isolation steht hinter Russland eine wachsende Koalition von Ländern.
Neue Mitglieder und Teilnehmer
Der Gipfel ist das erste Treffen der BRICS-Staaten seit ihrer Erweiterung Anfang des Jahres. Zu den ursprünglichen Mitgliedern (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) sind nun auch Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, Äthiopien und Iran hinzugekommen. Unter den erwarteten Teilnehmern sind:
- Xi Jinping (China)
- Narendra Modi (Indien)
- Masoud Pezeshkian (Iran)
- Cyril Ramaphosa (Südafrika)
- Recep Tayyip Erdogan (Türkei, als Gast)
Der brasilianische Präsident Lula da Silva musste seine Teilnahme aufgrund einer Verletzung absagen.
Politische Bedeutung
Der Gipfel ist die größte internationale Zusammenkunft, die Putin seit Kriegsbeginn 2022 ausrichtet. Er demonstriert eine wachsende Konvergenz von Nationen, die:
- eine Verschiebung des globalen Machtgleichgewichts anstreben
- teilweise direkt gegen den US-geführten Westen Position beziehen
- eine „globale Mehrheit“ jenseits des Westens repräsentieren wollen
Aktuelle Herausforderungen
Der Gipfel findet in einem komplexen geopolitischen Umfeld statt:
- Der anhaltende Krieg in der Ukraine
- Der eskalierende Konflikt im Nahen Osten
- Die bevorstehenden US-Wahlen
- Wirtschaftliche Bestrebungen zur Reduktion der Dollar-Abhängigkeit
Interne Spannungen
Trotz der demonstrativen Einheit gibt es bedeutende Unterschiede zwischen den BRICS-Mitgliedern:
- Unterschiedliche politische und wirtschaftliche Systeme
- Bestehende Konflikte (z.B. Grenzstreit zwischen Indien und China)
- Verschiedene Interessen im Verhältnis zu den USA und dem Westen
Ausblick
Der BRICS-Verbund steht vor der Herausforderung, seine erweiterte Identität zu definieren. Während Russland und China die Gruppe als Gegengewicht zum Westen positionieren möchten, streben andere Mitglieder eher nach wirtschaftlicher Entwicklung und pragmatischer Zusammenarbeit. Die Erweiterung der Gruppe könnte ihre Handlungsfähigkeit sowohl stärken als auch komplexer machen.
Die große Anzahl von Ländern (über 30), die Interesse an einer BRICS-Mitgliedschaft oder Kooperation bekunden, zeigt das wachsende Gewicht dieser Alternative zu westlich dominierten internationalen Strukturen. Gleichzeitig verdeutlicht die Vielfalt der Interessen die Herausforderung, eine einheitliche strategische Ausrichtung zu entwickeln.
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