Der renommierte Wiener Immobilienentwickler Imfarr Beteiligungs GmbH hat am Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eingereicht. Diese Nachricht erschüttert die Immobilienbranche, da Imfarr als einer der führenden privaten Investoren im Gewerbe- und Wohnungsmarkt in Deutschland und Österreich gilt.
Die Zahlen sind alarmierend: Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf etwa 604 Millionen Euro. Von der Insolvenz sind 18 Mitarbeiter und rund 110 Gläubiger betroffen. Die Schulden setzen sich wie folgt zusammen:
– Unbesicherte Bankverbindlichkeiten: 27 Mio. Euro
– Unbesicherte sonstige Verbindlichkeiten: 219 Mio. Euro
– Eventualverbindlichkeiten: 332 Mio. Euro
– Anleiheverbindlichkeiten inkl. Zinsen: 26 Mio. Euro
Imfarr, 2007 gegründet, hatte in den letzten Jahren durch große Immobiliendeals in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Besonders bemerkenswert waren der Kauf des Silberturms in Frankfurt für geschätzte 630 Mio. Euro (2020) und der Erwerb der Highlight Towers in München für etwa 650 Mio. Euro (2021).
Als Hauptgründe für die finanzielle Schieflage nennt das Unternehmen die aktuellen negativen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt. Die Nachfrage nach Büroimmobilien in Deutschland sei „vollständig zum Erliegen gekommen“. Zusätzlich hätten das rasch gestiegene Zinsumfeld und geopolitische Unsicherheiten zu höheren Finanzierungskosten und einer verminderten Immobiliennachfrage geführt.
Trotz der schwierigen Lage strebt Imfarr eine Sanierung an. Den Gläubigern wird ein Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren, angeboten. Die Finanzierung soll durch eine „geordnete Verwertung“ des bestehenden Immobilienportfolios erfolgen.
Die Insolvenz von Imfarr verdeutlicht die aktuellen Herausforderungen in der Immobilienbranche und könnte weitreichende Folgen für den Markt haben. Branchenexperten beobachten die Entwicklung mit Spannung und sehen darin möglicherweise ein Warnsignal für weitere Turbulenzen im Sektor.
Auch in Leipzig ist das Wiener Unternehmen bekannt, allerdings nicht unbedingt positiv. Hier gibt es seit Jahren Diskussionen um ein stadtnahes Grundstück, den sogenannten „Eutritzscher Freiladebahnhof“. Die Entwicklung dieses Projekts kam ins Stocken und wurde bisher nicht realisiert. Mit der Insolvenz von Imfarr stellt sich nun die spannende Frage, was mit dieser Liegenschaft geschehen wird. Die Situation in Leipzig unterstreicht die weitreichenden Auswirkungen der finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens und zeigt, dass nicht nur Großprojekte in Metropolen wie München oder Frankfurt betroffen sind.
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