Es war wieder soweit: Die FDP lud zum traditionellen Dreikönigstreffen in Stuttgart – oder wie die Grünen und die SPD es nennen würden: zum „Karneval der Selbstüberschätzung“. Im Rampenlicht stand selbstverständlich Christian Lindner, der sich in seiner gewohnt bescheidenen Art als „schlimmsten Albtraum des links-grünen Mainstreams“ vorstellte. Nun ja, wenn der links-grüne Mainstream Albträume hat, dann wohl eher wegen des Klimawandels und nicht wegen eines Mannes, der mit Bürokratieabbau und Eigenlob um sich wirft wie Kamelle beim Karneval.
„Das Land ist falsch abgebogen“ – Aber die FDP weiß den Weg?
Lindner eröffnete seine 70-minütige Rede mit einer düsteren Bestandsaufnahme: „Das Land ist falsch abgebogen.“ Ja, Herr Lindner, das mag stimmen. Aber wenn wir uns das so vorstellen: Sie sitzen auf dem Beifahrersitz und sagen seit Jahren: „Gib Gas, wir brauchen keine Bremse!“. Jetzt mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, wirkt ein bisschen so, als ob der Beifahrer den Fahrer beschuldigt, das Navi ignoriert zu haben.
Lindners Heilmittel gegen die Misere? Natürlich die FDP! Schlanker Staat, weniger Bürokratie und mehr Markt. Oder in anderen Worten: Eine Diät, die das Land vermutlich eher verhungern als gesunden lässt.
„Albtraum des links-grünen Mainstreams“ – oder ein schlechter Witz?
Lindner bezeichnete sich augenzwinkernd als den „schlimmsten Albtraum des links-grünen Mainstreams“. Entschuldigung, aber Albträume sehen anders aus. Ein Albtraum wäre es, wenn die Grünen morgens aufwachen und feststellen, dass Robert Habeck sich plötzlich für Kernenergie begeistert oder dass ein Tempolimit auf Autobahnen als „verkehrspolitischer Wahnsinn“ gilt. Aber Lindner? Lindner ist eher der Typ, der sich selbst auf einer WG-Party als spannend verkauft, aber dann nur über Steuerpolitik spricht, bis alle gegangen sind.
Angriff auf Scholz, Habeck und Baerbock: „Das Prinzip Kamelle“
Lindner sparte in seiner Rede natürlich nicht an Breitseiten gegen die Ampel-Kollegen. Scholz verglich er mit Prinz Karneval, der Kamelle (sprich: Steuergeschenke) ins Volk wirft, um populär zu werden. Ein lustiges Bild – bis man bedenkt, dass die FDP mit ihrer „Mehr Markt, weniger Staat“-Philosophie eigentlich der König des Kamelle-Prinzips ist. Nur dass sie dabei die Hälfte des Volkes vergisst, weil die FDP-Kamelle anscheinend erst ab einem Jahreseinkommen von 100.000 Euro verteilt wird.
Und dann war da noch Baerbock: „Wir haben einen Kanzler, der zu wenig redet, und eine Außenministerin, die zu viel redet.“ Na klar, in Lindners perfekter Welt würde vermutlich niemand sprechen außer ihm – am besten über Freiheit, Eigenverantwortung und Porsche-Leasingangebote.
„Die Grünen dürfen keine Kontrolle über die Finanzen haben“
Für die Grünen war Lindners Rede ein erwarteter Tiefschlag. Er warnte: „Robert Habeck und die Grünen dürfen keine Kontrolle über die Finanzen in diesem Staat haben.“ Übersetzung: Lieber lässt Lindner die Wirtschaft komplett entgleisen, bevor jemand die Frechheit besitzt, Nachhaltigkeit über kurzfristige Profite zu stellen.
Die Grünen könnten darauf entgegnen: „Christian Lindner darf keine Kontrolle über das Klima haben.“ Aber das wäre redundant, denn jeder weiß, dass Lindner beim Thema Klimaschutz wahrscheinlich eine Schippe Kohle aufs Feuer werfen würde – wortwörtlich.
Zwischen Applaus und Toilettenpausen
Während Lindner in seiner 70-minütigen Tour de Force über Freiheit, Bürokratieabbau und seine eigene Großartigkeit sprach, verließen einige Zuhörer offenbar den Saal – möglicherweise, um sich mit einem Kaffee wachzuhalten oder einfach auf die Toilette zu gehen. Die SPD würde wohl trocken anmerken: „Das tut man, wenn man den größten Unsinn nicht mehr ertragen kann.“
Kleine Seitenhiebe, große Egos
Natürlich durfte auch ein Seitenhieb auf Scholz’ Steuerpolitik nicht fehlen, ebenso wenig wie ein Lob für ehemalige FDP-Minister. Ex-Verkehrsminister Volker Wissing blieb allerdings unerwähnt – wohl, weil niemand genau weiß, ob er je etwas Nennenswertes geleistet hat. Aber keine Sorge, Lindner wird sicher eine Ausrede dafür haben. Schließlich hat er für alles eine Ausrede, außer für die schlechten Umfragewerte seiner Partei.
Fazit aus Sicht von Grünen und SPD: Eine leere Show
Aus Sicht der Grünen und der SPD war Lindners Auftritt eine Mischung aus großer Show und leeren Versprechungen. Viel Gerede, wenig Substanz – und natürlich der obligatorische Versuch, sich selbst als Retter der Nation zu präsentieren.
Der eigentliche Albtraum für Lindner? Dass er sich selbst als den „schlimmsten Albtraum des links-grünen Mainstreams“ sieht, während die Grünen und die SPD wahrscheinlich denken: „Ach Christian, du bist eher wie dieser nervige Typ auf Partys, der einen belehren will, wie wichtig Aktienfonds sind – keiner nimmt dich wirklich ernst, aber du merkst es einfach nicht.“
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