Die Welt staunt über Schwedens Jagd auf Wikileaks-Gründer Julian Assange wegen angeblicher Vergewaltigung, obwohl seine Partnerin von durchaus auch einvernehmlichem Sex berichtet. Aber ein nicht respektiertes „Nein“ wiegt in Stockholm schwerer als anderswo.
Für die einen ist es eine CIA-Verschwörung gegen die unliebsamen Wikileaks-Enthüllungen, für andere eine schwedische Justiz-Posse mit Assange als Opfer. In Stockholm selbst sehen viele die Festnahme des Internet-Aktivisten in London drei Monate nach dem Vergewaltigungs-Vorwurf einer Schwedin als logische Konsequenz eines von den Skandinaviern scharf gehandhabten Sexualstrafrechts.
Dabei geht es weniger um das Strafmaß. Auf Vergewaltigung stehen in Schweden bis zu sechs Jahre Haft, bei „weniger groben“ Fällen bis vier Jahre. In Deutschland kann es für Vergewaltigung bis 15 Jahren Haft geben. Aber Schwedens Polizei und Staatsanwaltschaft bewegen sich in einem seit mehr als zehn Jahren immer mehr von erklärten „Feministen“ dominierten Umfeld. Dass hier 1999 erstmals in der Welt jeder Kauf sexueller Dienste unter Strafe gestellt wurde, ist zum international stark beachteten Symbol geworden: Verfolgt werden die fast durchweg männlichen Sex-Käufer und nicht die ganz überwiegend weiblichen Verkäuferinnen.
Claes Borgström ist Anwalt der beiden Schwedinnen, die im August nach (getrenntem) Sex mit Assange zur Polizei gegangen sind, weil er ihr „Nein“ zu ungeschütztem Sex nicht respektiert haben soll. In einem Fall wird wegen Vergewaltigungsverdachts ermittelt.
„Das sind zwei ganz normale schwedische Mädchen, die Assange für seine Arbeit bewundert haben“, sagte der Anwalt am Mittwoch „Dagens Nyheter“. Vergewaltigung könne etwas anderes sein, als dass ein Mann hinter dem Busch hervorspringt und sich grob gewalttätig an einer Unbekannten vergeht. Und weiter: „Es gibt andere Methoden, jemanden zu Sex gegen den eigenen Willen zu zwingen. Das können zigtausende Frauen bezeugen.“
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