Die Weltklimakonferenz in Baku zeigt einmal mehr, dass globale Einigkeit beim Klimaschutz offenbar so realistisch ist wie ein Einhorn im Anzug. Nach einer marathonesken Verlängerung herrscht vor allem eines: Ratlosigkeit. Während die über 190 Delegiertenstaaten um einen Finanzrahmen für Klimaschutz und Anpassung streiten, scheint die große Einigung weiter entfernt als je zuvor. Die ärmsten Länder und Inselstaaten haben frustriert die Bühne verlassen – schließlich braucht auch ein Drama einen spektakulären Abgang.
„Wir wurden nicht gehört“, klagte Cedric Schuster von der Allianz der kleinen Inselstaaten (AOSIS), während Evans Njewa, Sprecher der am wenigsten entwickelten Länder (LDC), die aktuellen Vorschläge als „inakzeptabel“ abstempelte. In anderen Worten: Geld gibt’s, aber nicht genug, und wenn doch, dann falsch verteilt. Die reichen Staaten hatten sich immerhin herabgelassen, ihre Zusagen auf großzügige 300 Milliarden Dollar pro Jahr bis 2035 anzuheben – ein Kleingeld, das im Vergleich zur Billionenforderung der Entwicklungsländer wohl kaum jemanden beeindruckt.
Europäische Delegationen: Brückenbauer oder Komparsen?
Währenddessen geben sich die EU-Delegationen alle Mühe, ihre Rolle als moralische Instanz zu betonen. „Wir tun alles, um Brücken zu bauen“, versicherte EU-Chefunterhändler Wopke Hoekstra, obwohl es sich eher nach einem Bauprojekt mit unzureichendem Budget anhört. Auch Annalena Baerbock fand klare Worte: „Geopolitisches Machtspiel“ nannte sie das Verhalten der fossilen Staaten, die auf Kosten der ärmsten Länder agieren. Allerdings schien auch sie machtlos gegen die Blockaden von Saudi-Arabien und Co., die sich vehement gegen die 1,5-Grad-Grenze stemmten.
Absurditäten des Alltags: Wenn die Konferenz endet, bevor das Problem gelöst ist
Wie sehr die Konferenz mittlerweile in den Wahnsinn abgleitet, zeigen die Randnotizen: Während Delegierte um milliardenschwere Klimahilfen streiten, werden auf dem Gelände bereits die Wasserspender abgebaut, und die Shuttlebusse für die Teilnehmer haben längst den Betrieb eingestellt. Es scheint fast, als hätte die Logistik schneller die Geduld verloren als die Verhandler selbst.
Ein Stück aus dem Klimawunderland
Die COP29 in Baku liefert das, was man von einem globalen Großevent mittlerweile erwartet: viel Gerede, wenig Greifbares. Während Inselstaaten vor dem Untergang warnen und Milliardenbeträge wie Monopoly-Geld durch den Raum geworfen werden, bleibt die eigentliche Frage unbeantwortet: Wenn die Welt nicht einmal einig ist, wer wie viel zahlen soll, wie will sie dann den Planeten retten?
Das Finale bleibt offen – vielleicht kommt ja noch der erlösende Plot-Twist. Wenn nicht, bleibt wenigstens die Gewissheit: In einem Jahr gibt es eine neue Bühne, ein neues Land und dieselben alten Probleme.
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