Während Donald Trump mit seinen „Liberation Day“-Zöllen die internationale Wirtschaft verunsichert, spielt sich im US-Senat ein ganz anderes politisches Schauspiel ab: Demokraten setzen auf das gute alte Mittel des parlamentarischen Protests – mit Leidenschaft, Durchhaltevermögen und historischen Zitaten.
Cory Booker – 17 Stunden gegen die Normalisierung der Krise
Der demokratische Senator Cory Booker aus New Jersey hat sich in der Nacht zum 1. April 2025 in den Senat gestellt – und das im wahrsten Sinne des Wortes: Seit über 17 Stunden redet er ohne Unterbrechung, ohne Sitzpause, ohne den Raum zu verlassen. Ziel seiner Rede: Protest gegen Trumps jüngste Regierungsmaßnahmen – insbesondere gegen die Zusammenarbeit mit Elon Musks „Department of Government Efficiency“, das staatliche Institutionen radikal umbauen soll.
Booker spricht über Gesundheitsversorgung, Sozialleistungen, Einwanderungspolitik – Themen, bei denen Trumps Administration laut Booker „nicht repariert, sondern zerstört“. Er zitiert historische Persönlichkeiten wie John McCain oder John Lewis und nennt seine Rede eine Form von „good trouble“ – ein positiver Störfaktor im Sinne der Demokratie.
Kein Filibuster – aber ein Zeichen
Rechtlich gesehen ist Bookers Rede kein klassischer Filibuster, da er kein konkretes Gesetz blockiert. Und doch ist seine Aktion alles andere als symbolisch. Sie zwingt den Senat, innezuhalten, sich zuzuhören – und sie sendet ein starkes Signal an Wähler*innen, die sich von der politischen Elite oft nicht vertreten fühlen. Wenn die normalen Spielregeln nicht mehr reichen, braucht es neue Formen des Widerstands – oder eben alte, wiederbelebte.
Ein politisches Gegengewicht zu Trumps Inszenierung
Während Trump wirtschaftspolitische Macht demonstriert – begleitet von strategisch kalkulierten Ankündigungen und medialer Dauerpräsenz – bietet Booker das moralische Kontrastprogramm: Er nutzt die Bühne des Senats nicht für PR, sondern für das Gewissen. Und selbst Republikaner wie Ted Cruz, der 2013 selbst mit einer 21-Stunden-Rede Schlagzeilen machte, konnten sich einen respektvollen Tipp nicht verkneifen: „Bequeme Schuhe, kein Wasser.“
Warum das mehr als ein politisches Theater ist
Man kann fragen: Bringt das überhaupt etwas? Ist das nicht nur symbolischer Protest? Vielleicht. Aber es erinnert daran, dass Demokratie nicht im Verwaltungsakt lebt, sondern durch Menschen, die sich buchstäblich hinstellen – für Prinzipien, für andere, für das, was sie für richtig halten. Gerade in einer Zeit, in der politische Kommunikation oft von Schlagzeilen, Social Media und polarisierenden Bildern geprägt ist, wirkt Bookers Rede fast altmodisch. Und vielleicht ist genau das die Pointe.
Fazit: Stehend kämpfen – mit Worten statt Waffen
In Trumps Amerika wird die politische Bühne rauer. Wirtschaftspolitik wird zum Machtspiel, Demokratie zum Test. Inmitten dieser Auseinandersetzung stehen Menschen wie Cory Booker auf – im wörtlichen Sinne – und erinnern daran, dass Politik auch ein moralisches Handwerk ist. Und dass manche Reden nicht einfach verhallen, sondern Geschichte schreiben könnten.
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