Die Liquidationseröffnungsbilanz der CrowdEner.gy 1. eG zeigt die Vermögenslage der Genossenschaft aus Sicht eines Anlegers. Hier eine kritische Analyse:
1. Allgemeiner Eindruck und Kontext:
- Liquidationseröffnungsbilanz: Der Umstand, dass die Genossenschaft sich in Liquidation befindet, ist für Anleger bereits ein Warnsignal. Liquidation bedeutet, dass das Unternehmen entweder zahlungsunfähig ist oder aus anderen Gründen seinen Geschäftsbetrieb aufgibt. Investoren müssen sich auf den Abverkauf von Vermögenswerten und die Rückzahlung an Gläubiger einstellen – oft mit erheblichen Verlusten.
- Kurzes Geschäftsjahr: Die Bilanz umfasst lediglich den Zeitraum vom 15.09.2023 bis 15.09.2023, was auf die rein formelle Erstellung der Liquidationseröffnungsbilanz hindeutet.
2. Aktiva:
a) Anlagevermögen (0 EUR):
- Das vollständige Fehlen von Anlagevermögen zeigt, dass die Genossenschaft über keinerlei produktive oder langfristige Vermögenswerte (wie Grundstücke, Maschinen oder immaterielle Werte) verfügt.
- Kritik: Das deutet darauf hin, dass es keine greifbaren Werte gibt, die in der Liquidation veräußert werden könnten. Für Anleger heißt das, dass Rückflüsse aus dem Verkauf von Anlagevermögen nicht zu erwarten sind.
b) Umlaufvermögen (88.036,80 EUR):
- Das Umlaufvermögen besteht hauptsächlich aus Bankguthaben (87.298,03 EUR) und sonstigen Vermögensgegenständen (738,77 EUR). Dies ist positiv, da die Liquidität relativ hoch ist und für die Begleichung von Verbindlichkeiten zur Verfügung steht.
- Kritik: Allerdings ist das Umlaufvermögen im Vergleich zum Vorjahr (103.966,50 EUR) gesunken, was auf laufende Verluste oder Abflüsse hindeutet.
3. Passiva:
a) Eigenkapital (86.866,72 EUR):
- Gezeichnetes Kapital (56.000 EUR): Das Kapital, das von den Genossen eingezahlt wurde, ist vollständig vorhanden.
- Gewinn-/Verlustvorträge und Jahresfehlbetrag: Auffällig ist der kumulierte Jahresfehlbetrag von -4.036,06 EUR, der das Eigenkapital belastet hat. Zwar liegt das Eigenkapital noch knapp über dem gezeichneten Kapital, aber die Verluste reduzieren die Reserven der Genossenschaft.
- Kritik: Ein positives Eigenkapital ist zwar grundsätzlich gut, aber der kontinuierliche Verlust (siehe Vorjahreszahlen) zeigt, dass die Genossenschaft offensichtlich nicht nachhaltig wirtschaften konnte. Anleger sollten sich fragen, ob dies auf strukturelle Probleme hinweist.
b) Rückstellungen (500 EUR):
- Die Rückstellungen sind minimal und betreffen vermutlich kleinere Verbindlichkeiten oder ungewisse Verpflichtungen (z. B. laufende Kosten der Liquidation).
- Kritik: Die geringe Rückstellungsbildung könnte darauf hindeuten, dass potenzielle Risiken unterschätzt wurden, was für Anleger ein Unsicherheitsfaktor ist.
c) Verbindlichkeiten (670,08 EUR):
- Die Verbindlichkeiten sind mit 670,08 EUR (davon alle mit einer Restlaufzeit von weniger als einem Jahr) im Vergleich zum Vorjahr (12.563,72 EUR) stark gesunken.
- Kritik: Dies ist ein positiver Aspekt, da die Genossenschaft offensichtlich in der Lage war, Verbindlichkeiten abzubauen. Dennoch ist nicht klar, ob dies aus der Substanz (z. B. Bankguthaben) oder aus laufenden Einnahmen geschah.
4. Kritische Punkte aus Anlegersicht:
- Kein Anlagevermögen, geringe Substanz:
- Das völlige Fehlen von Anlagevermögen zeigt, dass die Genossenschaft nicht über greifbare Werte verfügt, die im Rahmen der Liquidation zu Geld gemacht werden könnten. Dies bedeutet, dass die Rückflüsse für Anleger fast ausschließlich aus dem Bankguthaben stammen dürften.
- Für Anleger ist dies ein klarer Negativpunkt, da die Substanzlosigkeit eine Rückzahlung des gezeichneten Kapitals gefährdet.
- Kontinuierliche Verluste:
- Der Jahresfehlbetrag von -4.036,06 EUR und der Gewinn-/Verlustvortrag von 34.752,78 EUR verdeutlichen, dass die Genossenschaft bereits in der Vergangenheit Verluste gemacht hat. Diese Verluste haben das Eigenkapital belastet, und die Liquidation scheint der einzige Ausweg gewesen zu sein, um weitere finanzielle Schäden zu verhindern.
- Für Anleger deutet dies auf eine mangelnde wirtschaftliche Tragfähigkeit des Geschäftsmodells hin.
- Sinkendes Umlaufvermögen:
- Das Umlaufvermögen ist im Vergleich zum Vorjahr um rund 16.000 EUR gesunken, was auf Abflüsse hindeutet. Es bleibt unklar, ob diese Abflüsse für Verbindlichkeiten, operative Kosten oder andere Ausgaben genutzt wurden.
- Kritik: Ein sinkendes Umlaufvermögen reduziert die Aussichten auf eine angemessene Ausschüttung an die Genossen.
- Einstufung der Verbindlichkeiten:
- Zwar sind die Verbindlichkeiten gering (670,08 EUR), doch ohne detaillierte Einsicht ist unklar, ob noch unerkannte Verbindlichkeiten bestehen, die bei der Liquidation vorrangig bedient werden müssen. Dies könnte die Rückzahlungen an die Anleger weiter reduzieren.
- Unklare Rückflüsse für Anleger:
- Aus der Bilanz geht nicht hervor, wie hoch die Rückflüsse für die Genossen ausfallen könnten. Das Bankguthaben von 87.298,03 EUR erscheint zwar hoch, aber nach Abzug von Liquidationskosten, möglichen Restverbindlichkeiten und Rückstellungen bleibt unklar, ob das gezeichnete Kapital vollständig zurückgezahlt werden kann.
Fazit und Bewertung aus Anlegersicht:
Die Liquidationseröffnungsbilanz der CrowdEner.gy 1. eG zeigt eine Genossenschaft mit begrenzter Substanz und einer finanziellen Basis, die weitgehend aus Bankguthaben besteht. Obwohl die Verbindlichkeiten gering sind und das Eigenkapital formal positiv bleibt, ist die kontinuierliche Verlustsituation ein klares Warnsignal.
Für Anleger bedeutet dies:
- Hohes Risiko von Verlusten: Es ist ungewiss, ob das gezeichnete Kapital (56.000 EUR) vollständig zurückgezahlt werden kann. Auch wenn das Bankguthaben positiv ist, könnten weitere Kosten oder Verpflichtungen das verfügbare Vermögen deutlich schmälern.
- Keine langfristige Substanz: Da keinerlei Anlagevermögen vorhanden ist, bleibt die Genossenschaft vollständig von ihrem Bankguthaben abhängig – dies begrenzt die Liquidationsmasse erheblich.
- Wirtschaftliche Schwäche: Die vorangegangenen Verluste zeigen, dass die Genossenschaft nicht nachhaltig wirtschaften konnte, was Fragen nach der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells aufwirft.
Anleger sollten sich darauf einstellen, dass Rückflüsse wahrscheinlich unterhalb des investierten Kapitals liegen werden. Die Bilanz legt nahe, dass die Genossenschaft trotz Liquidität keine nennenswerten Werte für eine Ausschüttung generieren kann.
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