Auch digital herrscht Krieg zwischen der Ukraine und Russland – mehrere Hackerkollektive gehen gegeneinander vor, zahlreiche Websites auf beiden Seiten waren zeitweise offline.
Der ukrainische Vizepremier Mychailo Fedorow rief eine IT-Freiwilligenarmee ins Leben: Per Telegram werden Aufträge verteilt, über 250.000 Menschen sind bereits in der Gruppe. Nicht alle sind aus der Ukraine und nicht alle sind Profis – das könnte nicht nur für die Freiwilligen gefährlich sein, Fachleute warnen vor einer möglichen Eskalation.
„Wir stellen eine IT-Armee auf. Wir benötigen digitale Talente“, so Fedorow Ende letzter Woche in einem Twitter-Posting. „Es wird Aufgaben für alle geben.“ Der Zuwachs in den letzten Tagen war enorm: In der Telegram-Gruppe versammelten sich am Sonntag noch rund 100.000 Menschen, am Dienstag hatte sie bereits über 250.000 Mitglieder.
Die Teilnahme ist denkbar einfach – wer den „Join“-Knopf drückt, ist Teil der Gruppe. Mehrere Administratoren verteilen Aufgaben an die Mitglieder, wie das Netzkultur-Magazin „Wired“ berichtet. So wurde etwa darum gebeten, YouTube-Kanäle für Falschinformationen zu melden. Aber auch Distributed-Denial-of-Service-Angriffe (DDoS-Angriffe) auf verschiedene russische Unternehmen wurden gefordert, darunter Gasprom und verschiedene Banken – auch Regierungswebsites wurden als Ziele genannt.
Bei DDoS-Attacken werden Server mit zu vielen Anfragen auf einmal überlastet – entweder die Internetleitung oder der Computer kommen nicht hinterher, Websites und Dienste sind in der Folge nicht mehr erreichbar. Derartige Angriffe benötigen wenig technisches Vorwissen und leben in erster Linie von der breiten Masse an gleichzeitigen Anfragen – je mehr Teilnehmer, desto besser.
Genaue Wirkung unklar, zahlreiche Seiten jedoch offline
Es ist unklar, wie viele Gruppenmitglieder sich an derartigen Aktionen tatsächlich beteiligen – und auch, ob die Arbeitsaufträge überhaupt Wirkung zeigen. Die Urheberschaft ist praktisch nicht nachzuvollziehen. Tatsächlich waren zahlreiche der Ziele aber in zeitlicher Nähe offline. Zuletzt etwa die Moskauer Börse: Die Seite war nach einem entsprechenden Aufruf zum Angriff Montag und Dienstag nicht erreichbar. In der Telegram-Gruppe wurde daraufhin „Mission erledigt“ gepostet – auf Englisch, wie das „Wall Street Journal“ berichtet.
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