Der Ölpreis fiel in diesem Jahr stetig, bis Saudi-Arabien im Juli seine Fördermenge um eine Million Fass pro Tag drastisch kürzte. Das geschah zusätzlich zu den bestehenden Kürzungen der OPEC+ in Zusammenarbeit mit Russland. Russland schloss sich im August mit einer Reduzierung um 500.000 Fass an. Dies führte zu spürbaren Preisanstiegen seit dem Sommer, auch an den globalen Zapfsäulen.
Saudi-Arabien und Russland haben ihre Kürzungen Anfang September bis Jahresende verlängert, um den Ölmarkt stabiler und vorhersehbarer zu gestalten. Hedgefonds setzen bereits verstärkt auf Preise über 100 Dollar. Der hohe Ölpreis setzt US-Präsident Joe Biden unter Druck, der 2024 wiedergewählt werden möchte. Die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien, Russland und den USA sind angespannt.
Allerdings könnten die weltweiten Konjunkturaussichten, insbesondere in China, die Ölnachfrage drosseln, sobald der Preis die 100-Dollar-Marke überschreitet. China hat bereits viele Kapazitäten aufgekauft und den niedrigen russischen Ölpreis genutzt.
Die geopolitische Bedeutung des Öls nimmt im „neuen Kalten Krieg“ zwischen autoritären Staaten und Demokratien zu, birgt jedoch auch unerwartete Konsequenzen. Westliche Staaten beschleunigen ihre Bemühungen, unabhängiger von Öl zu werden und auf erneuerbare Energien zu setzen. Der starke US-Dollar verteuert den Ölhandel zusätzlich, was die Inflation anheizen könnte, es sei denn, ein Konjunktureinbruch dämpft die Ölnachfrage.
Weitere ölproduzierende Länder, insbesondere in Lateinamerika, könnten ihre Ölförderung erhöhen, was die Suche nach alternativen Öllieferanten beschleunigen könnte. Saudi-Arabien und Russland planen, weitere Länder als Mitglieder des OPEC+-Kartells zu gewinnen. Die Gewinner dieses geopolitischen Machtkampfes werden frühestens gegen Jahresende absehbar sein.
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