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Das amerikanische Wahlsystem

sinisamaric1 (CC0), Pixabay
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Das amerikanische Wahlsystem, insbesondere die Wahl des Präsidenten, ist einzigartig und unterscheidet sich deutlich von vielen anderen Ländern. Statt eines direkten Volksentscheids wird der Präsident durch ein Wahlmännergremium, das sogenannte Electoral College, gewählt. Dieses System hat historische Gründe und basiert auf einem föderalen Ansatz, der sowohl die Interessen der Einzelstaaten als auch der Bevölkerung berücksichtigt.

1. Das Electoral College: Struktur und Funktionsweise

Das Electoral College besteht aus insgesamt 538 Wahlmännern. Diese Zahl entspricht der Summe aller Mitglieder im US-Kongress: 435 Abgeordnete des Repräsentantenhauses, 100 Senatoren (zwei je Bundesstaat) sowie drei Wahlmänner für den District of Columbia. Ein Kandidat benötigt eine absolute Mehrheit von mindestens 270 Wahlmännerstimmen, um die Präsidentschaftswahl zu gewinnen.

2. Zuteilung der Wahlmänner pro Bundesstaat

Jeder Bundesstaat hat eine bestimmte Anzahl an Wahlmännern, die der Summe seiner Abgeordneten im Repräsentantenhaus und seiner Senatoren entspricht. Größere Staaten mit einer höheren Bevölkerungszahl haben daher mehr Wahlmännerstimmen als kleinere. Hier eine Übersicht der Wahlmänner pro Bundesstaat (Stand der letzten Wahl):

Bundesstaat Wahlmänner
Kalifornien 55
Texas 38
Florida 29
New York 29
Pennsylvania 20
Illinois 20
Ohio 18
Georgia 16
Michigan 16
North Carolina 15
New Jersey 14
Virginia 13
Washington 12
Arizona 11
Massachusetts 11
Tennessee 11
Indiana 11
Missouri 10
Maryland 10
Wisconsin 10
Colorado 9
Minnesota 10
South Carolina 9
Alabama 9
Kentucky 8
Oregon 7
Connecticut 7
Oklahoma 7
Utah 6
Iowa 6
Nevada 6
Arkansas 6
Mississippi 6
Kansas 6
New Mexico 5
Nebraska 5
West Virginia 5
Idaho 4
Hawaii 4
Maine 4
New Hampshire 4
Rhode Island 4
Montana 3
Delaware 3
South Dakota 3
North Dakota 3
Alaska 3
Vermont 3
District of Columbia 3

3. Warum der Kandidat mit den meisten Stimmen nicht immer Präsident wird

In den meisten Bundesstaaten gilt das „Winner-takes-all“-Prinzip: Der Kandidat mit den meisten Stimmen in einem Bundesstaat erhält alle Wahlmännerstimmen dieses Staates. Das führt dazu, dass ein Kandidat die Mehrheit im Electoral College erreichen kann, ohne die meisten Stimmen landesweit zu erhalten. Einige Beispiele, wie sich dies auswirken kann:

  • Wählerverteilung: Ein Kandidat könnte beispielsweise in vielen kleinen Staaten knapp gewinnen und damit die Mehrheit der Wahlmännerstimmen erreichen, während der andere Kandidat in großen Staaten mit überwältigender Mehrheit gewinnt. So kommt es vor, dass ein Kandidat landesweit weniger Wählerstimmen erhält, aber durch die Verteilung der Wahlmännerstimmen dennoch die Wahl gewinnt.
  • Swing States: Da die Wahlmännerstimmen in den meisten Staaten fest verteilt sind, gewinnen sogenannte Swing States (Wechselwählerstaaten) wie Florida, Ohio und Pennsylvania an Bedeutung. Wahlentscheidende Staaten mit großen Wahlmännerzahlen können das Ergebnis bestimmen, obwohl die Mehrheit der Stimmen landesweit vielleicht an den anderen Kandidaten gegangen ist.

Bekannte Fälle, bei denen der Kandidat mit den meisten Stimmen dennoch die Wahl verlor, waren die Präsidentschaftswahlen 2000 (George W. Bush gegen Al Gore) und 2016 (Donald Trump gegen Hillary Clinton).

4. Rechte und Pflichten der Wahlmänner

Die Wahlmänner haben theoretisch das Recht, gegen das Votum ihrer Bundesstaaten zu stimmen, werden dann als „faithless electors“ (illoyale Wahlmänner) bezeichnet. Doch dieses Recht ist stark eingeschränkt und unterschiedlich geregelt:

  • Treuepflicht: In einigen Bundesstaaten sind Wahlmänner durch Gesetze oder Parteivorgaben verpflichtet, den Kandidaten zu unterstützen, der die Volksabstimmung im jeweiligen Staat gewonnen hat. In anderen Bundesstaaten gibt es keine gesetzliche Verpflichtung, aber dies wird in der Regel von den Parteien erwartet.
  • Wenig Einfluss: Tatsächlich haben illoyale Wahlmänner bisher noch nie das Ergebnis einer Wahl verändert. Die überwiegende Mehrheit der Wahlmänner folgt dem Wahlergebnis ihres Bundesstaates.

5. Historischer und rechtlicher Hintergrund des Electoral College

Das Electoral College wurde 1787 im Rahmen der US-Verfassung eingeführt, um eine Balance zwischen den Interessen der Bevölkerung und den souveränen Rechten der Einzelstaaten zu schaffen. Die Gründerväter hatten dabei Bedenken gegenüber einem rein direkten Wahlsystem, weil sie fürchteten, dass größere Staaten die kleineren überstimmen könnten. Durch das Electoral College sollten alle Staaten eine Stimme im Prozess haben und auch kleinere Staaten Einfluss auf die Präsidentschaftswahl behalten.

Fazit

Das amerikanische Wahlsystem ist komplex und hat einige Besonderheiten, die für Außenstehende und Bürger oft schwer zu verstehen sind. Das Electoral College kann dazu führen, dass ein Präsident gewählt wird, der nicht die Mehrheit der Stimmen auf nationaler Ebene erhalten hat. Dies spiegelt die föderale Struktur der USA wider, bringt aber auch Herausforderungen mit sich, da das System manchmal als undemokratisch empfunden wird. Die Debatten um Reformen des Electoral College sind in den USA daher immer wieder ein Thema, da viele Bürger eine direkte Volkswahl bevorzugen würden.

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