Über Jahrzehnte galten in der Versicherungsbranche Lebens- und Rentenversicherungen als die Altersvorsorgeprodukte schlechthin. Damit waren sie das unangefochtene Erfolgsmodell der Versicherungswirtschaft.
Doch nun wollen viele Versicherer keine neuen Kunden mehr, bestehende – aus heutiger Sicht zum Teil hochverzinste – Verträge lediglich noch verwalten und das Geschäft so nach und nach abwickeln. Victoria und Skandia machten es vor, nun folgt wohl die Generali, und auch die Ergo Versicherung will in Zukunft nicht mehr mit von der Partie sein. Dabei ziehen die Versicherer auch den Verkauf der Bestände an spezialisierte Abwickler in Betracht. Für Verbraucher kann das zum Problem werden.
Sicherheit ade?
Der zwischenzeitlich verstorbene Gründer des MapReport, Manfred Poweleit sagte einst: „ Lebensversicherer verkaufen Sicherheit“. Doch mit jeder neuen Meldung zur aktuellen Situation bei den Lebensversicherern wird genau dies in Frage stellt.
Verkäufe, Fusionen und Übernahmen sind an der Tagesordnung. So lassen sich schnell Personal- und Verwaltungskosten sparen. Im Gegenzug leidet der Service und Arbeitsplätze gehen verloren. Die neuen Eigentümer der Versicherungssparten sind oft Finanzinvestoren, die auf eine schlanke Organisation und eine leistungsstarke IT im Hintergrund setzen – und Kostenvorteile durch den Wegfall des Neugeschäfts. Doch wie viel Sicherheit können oder wollen die sogenannten Abwickler überhaupt geben? Einige Beispiele:
- Viridium, eine Abwicklungsplattform, die mit einem überwiegenden Anteil einem britischen Investor gehört, hat den Versicherungsbestand der Skandia übernommen und Teile des Versicherungsbestandes von Protektor, eigentlich einer Sicherungseinrichtung der deutschen Lebensversicherer, die vor Jahren schon Verträge der in Schieflage geratene Mannheimer-Versicherung aufgekauft hatte.
- Die Frankfurter Leben, die zu einem chinesischen Konzern gehört, hat vor einiger Zeit Teile der Basler Leben übernommen und kürzlich Bestände der Arag Leben.
- Einer der größten Lebensversicherer, die Generali, prüft zurzeit den Verkauf seiner Bestände an spezialisierte Abwickler. Alte Generali-Verträge, zum Beispiel von der Volksfürsorge, sollen abgewickelt werden. Das noch übrig gebliebene Neugeschäft übernimmt die DVAG, die man nicht gerade als Verbraucherschützer bezeichnen würde.
- Die Hamburg-Mannheimer des Ergo-Konzerns soll an einen chinesischen oder britischen Investor verkauft werden. Ein amerikanischer Hedgefonds ist ebenfalls im Gespräch.
Was bedeutet das für Verbraucher?
Viele Verbraucher fragen sich nun, wie es um die Rendite ihrer Verträge steht und wie sicher ihr Geld überhaupt noch ist. Sollten die Abwickler tatsächlich durch weniger Personal und mehr IT Kostenvorteile erzielen, so müssten sie ihre Versicherten eigentlich an den daraus resultierenden Überschüssen beteiligen. Doch Investoren wollen vor allem eines: Geld verdienen. Und so befürchten wir, dass sie das Geld lieber in die eigene Tasche stecken und die Verbraucher am Ende in die Röhre gucken.
Quelle VZ HH
Leave a comment