Interviewer: Frau Bontschev, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch genommen haben. Sie haben sich intensiv mit den Vorfällen bei der Swiss Gold Treuhand AG auseinandergesetzt. Können Sie uns Einblicke geben, was genau vorgefallen ist?
Kerstin Bontschev: Gern. Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Geld oder Gold nie einfach verschwindet; es befindet sich immer im Besitz eines anderen, wenn es nicht mehr beim Anleger ist. In vielen Fällen, wie auch bei der Swiss Gold Treuhand AG, liegt oft ein Betrugsmodell vor, durch das Anleger zu Opfern werden.
Interviewer: Sie bezeichnen das Verkaufsmodell der Swiss Gold Treuhand AG direkt als Betrugsmodell. Können Sie das näher erläutern?
Kerstin Bontschev: Ja, das tue ich sehr bewusst. Die Staatsanwaltschaft im Kanton Tessin ermittelt bereits seit mehr als zwei Wochen. Die Art und Weise, wie die Swiss Gold Treuhand AG auf ihrer Webseite suggeriert, selbst Opfer zu sein, finde ich erstaunlich. Es ist eine Verhöhnung der echten Opfer – der Anleger.
Interviewer: Die Firma behauptet, sie sei durch einen ehemaligen leitenden Mitarbeiter betrogen worden. Wie sehen Sie das?
Kerstin Bontschev: Diese Darstellung ist irreführend. Eine Gesellschaft kann nicht Opfer im klassischen Sinne sein, besonders nicht, wenn sie als Teil eines ausgereiften Firmenkonstrukts verwendet wurde, um Anlegergelder in Millionenhöhe einzusammeln. Unsere Recherchen haben ergeben, dass der Verwaltungsrat, Herr Vitetta, der auch den angeblichen Täter di Giorgio in anderen Verfahren vertreten hat, wissentlich in diese Strukturen involviert war.
Interviewer: Wie hat die Kanzlei darauf reagiert?
Kerstin Bontschev: Wir waren die erste Kanzlei in Deutschland, die diesen Fall seit Dezember 2023 bearbeitet. Wir haben die Gesellschaft aufgefordert, das eingezahlte Geld zurückzuerstatten und das Rohgold herauszugeben, doch bis heute haben sie nicht darauf reagiert.
Interviewer: Welche weiteren Schritte unternehmen Sie?
Kerstin Bontschev: Wir haben festgestellt, dass die Angaben zu den Goldkäufen von di Giorgio gefälscht wurden. Nachdem wir dies öffentlich gemacht haben, hat die Gesellschaft erst reagiert und Strafanzeige gestellt. Das klingt wie aus einem Krimi, aber leider handelt es sich um die traurige Realität.
Interviewer: Was ist die aktuelle Situation?
Kerstin Bontschev: Das Konkursgericht hat die Überschuldung der Gesellschaft festgestellt und das Konkursverfahren eröffnet. Trotzdem sammelte die Gesellschaft weiterhin Gelder ein. Wir warten jetzt auf die Entscheidung des Obergerichts bezüglich der Beschwerde der Gesellschaft.
Interviewer: Frau Bontschev, wie geht es für die Anleger weiter?
Kerstin Bontschev: Wir setzen uns weiterhin mit Nachdruck für die Aufklärung und die Rückführung der Anlegergelder ein. Es ist wichtig, dass die Anleger verstehen, wer die wahren Täter sind und dass sie nicht allein gelassen werden. Besuchen Sie gerne unsere Homepage www.bontschev.de für weitere Informationen.
Interviewer: Vielen Dank, Frau Bontschev, dass Sie Ihre Einsichten mit uns geteilt haben.
Kerstin Bontschev: Es war mir ein Anliegen. Danke für das Gespräch.
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