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Das Stockholm-Syndrom und Europa

StockSnap (CC0), Pixabay
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Es ist ein menschliches Bedürfnis sich nach Sicherheit zu sehnen. Wer von uns möchte nicht in einer sicheren Zukunft, welche keine Unsicherheiten enthält, leben. Die meisten Menschen streben nach diesem Zustand. Das Leben jedoch zeigt Unsicherheiten. Ja geradezu ist es geprägt von Unsicherheiten und unvorhergesehenen Dingen.

Menschen versuchen also, sich ihr Leben so zu gestalten, dass diese Unsicherheiten so weit wie möglich nicht auftreten. Befinden sich Menschen in einer gefährlichen oder lebensbedrohlichen Situation, so gelten andere Gesetze. Diese anderen Gesetze implizieren auch ein verändertes Erleben und Verhalten. Wenn Menschen etwa entführt werden, so kommt es dazu, dass sie sich mitunter mit ihren Entführern und Peinigern identifizieren. Dadurch wird der psychische Stress reduziert und die betroffene Person kann besser mit der lebensbedrohlichen Situation umgehen. Dabei kommt es zu geradezu grotesken Situationen. Auch nach Freilassungen identifizierten sich Geiseln mit ihren Entführern. Dies ging in die psychologische Geschichte als sogenanntes Stockholm Syndrom ein.

Dabei gibt es sehr berühmte Beispiele. Eines der bekanntesten Beispiele ist vielleicht die des italienischen Sängers Fabrizio de André. Er wurde, da er aus einer reichen Familie aus Genua stammte, in den siebziger Jahren nach Sardinien entführt. Nach seiner Freilassung identifizierte sich Fabrizio de André mit seinen Entführern. Dies kam auch dadurch zum Ausdruck, dass er Schallplatten im sardischen Dialekt aufnahm. Zudem identifizierte er sich mit den Zielen der Entführer.

Europa befindet sich nun seit dem Ukraine Krieg in einer dramatischen Situation. Es kommt zu unbeschreiblichen Teuerungswellen, zu Knappheit von Rohstoffen, zu einem Anstieg der Energiepreise, zu Insolvenzen und weiteren Belastungen für die europäischen Bürger, welche sie eigentlich nicht wollen. Mehr noch: auch die Zerstörung der Gaspipelines, wer auch immer dies getan haben mag, wird gutgeheißen.

Ja es wird geradezu gefeiert, dass sich Europa nicht mehr in der russischen Energie-Abhängigkeit befindet. Dabei wird aber übersehen, dass Europa sich in andere Abhängigkeit begibt. Etwa ist hierbei das amerikanische Gas oder jenes aus Aserbaidschan zu nennen. Gerade was Aserbaidschan betrifft, welches ja völkerrechtliche Übergriffe gegen Armenien verübt, wird die moralische Latte nicht besonders hoch angesetzt. Warum ist dies so?

Durch die, seit dem Zweiten Weltkrieg, nicht mehr gekannten Einschränkungen im täglichen Leben gerät das vermeintlich sichere Denkgefüge der Bürger durcheinander. Wiederum ist es die Sehnsucht nach Sicherheit, welche diese Vorgänge auch noch unterstützt. Längst schon sind Medien nicht mehr objektiv, sondern Verkünder gewollter Nachrichten geworden.

Die europäische Politik spielt mit dem Stockholm Syndrom. Jedoch emanzipieren sich auch Geiseln, wenn nur genug Zeit vergeht. Ob die europäische Politik, so wie sie derzeit von Brüssel betrieben wird, erfolgreich ist, wird die Zukunft zeigen.

 

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