Elon Musk gilt als der reichste Mensch der Welt, angetrieben von den bahnbrechenden Innovationen seiner Unternehmen wie Tesla und SpaceX. Doch hinter seinem Erfolg steckt nicht nur privates Unternehmertum, sondern auch ein erheblicher Anteil an staatlicher Unterstützung in Form von Verträgen, Subventionen und Programmen.
Jetzt wird Musk, der vom designierten US-Präsidenten Donald Trump beauftragt wurde, Verschwendung in der Bundesregierung zu beseitigen, in eine neue Rolle versetzt, die ihn selbst vor ethische Herausforderungen stellt. Denn er wird unter anderem Richtlinien mitgestalten, die direkt seine Geschäftsinteressen betreffen könnten.
Ein Vermögen, das auch auf staatlicher Hilfe beruht
Musk verfügt laut dem Bloomberg Billionaire Index über ein geschätztes Vermögen von 326 Milliarden US-Dollar. Ein Teil davon stammt aus staatlichen Verträgen und Subventionen, die vor allem Tesla und SpaceX in ihrer Anfangszeit geholfen haben, wirtschaftlich zu überleben und schließlich zu florieren.
Laut Daniel Ives, einem Analysten von Wedbush Securities, ist „die Grundlage für Musks finanziellen Erfolg die Unterstützung der US-Regierung“. Während die direkten Zuschüsse an seine Unternehmen relativ moderat erscheinen, hat die staatliche Förderung entscheidend dazu beigetragen, Musks Unternehmen über Wasser zu halten – und letztendlich das Fundament für seinen Reichtum gelegt.
Tesla: Der Aufstieg durch staatliche Kredite und Steuervorteile
Tesla, das heute als Pionier der Elektrofahrzeugindustrie gilt, verdankt seinen Erfolg zu einem großen Teil staatlicher Unterstützung in den Anfangsjahren:
Kredit vom Energieministerium: Im Jahr 2010, als Tesla finanziell in Schwierigkeiten war und nur wenige Fahrzeuge verkauft hatte, erhielt das Unternehmen einen Kredit in Höhe von 465 Millionen US-Dollar vom US-Energieministerium. Mit diesen Mitteln konnte Tesla das Modell S entwickeln – das erste große Erfolgsmodell des Unternehmens. Der Kredit wurde 2013 vorzeitig zurückgezahlt, finanziert durch den Börsengang und weitere Kapitalbeschaffungen.
Steuergutschriften für Elektroautos: Käufer von Tesla-Fahrzeugen profitierten von Steuergutschriften in Höhe von 7.500 US-Dollar pro Fahrzeug. Insgesamt erhielten Tesla-Käufer laut Schätzungen 3,4 Milliarden US-Dollar an Steuervorteilen. Diese Gutschriften halfen Tesla, Fahrzeuge zu einem höheren Preis zu verkaufen, als der Markt es sonst erlaubt hätte – ein entscheidender Vorteil in den frühen Jahren des Unternehmens.
Regulatorische Einnahmen: Der wohl bedeutendste finanzielle Vorteil für Tesla resultiert aus staatlichen Vorschriften zur Reduzierung von Treibhausgasen. Tesla verdient Milliarden durch den Verkauf sogenannter regulatorischer Emissionsgutschriften an andere Automobilhersteller, die diese benötigen, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Zwischen 2008 und 2019 generierte Tesla allein durch den Verkauf dieser Gutschriften über 2 Milliarden US-Dollar – Gelder, die das Unternehmen in schwierigen Zeiten vor dem Bankrott bewahrten.
„Ohne regulatorische Gutschriften wäre Tesla nicht die globale Marke, die es heute ist, und Musk wäre nicht der reichste Mensch der Welt,“ so Daniel Ives.
SpaceX: Gebaut auf NASA-Verträgen
Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX hat einen erheblichen Teil seines Erfolgs staatlichen Aufträgen zu verdanken. Laut USASpending.gov hat SpaceX Verträge mit der US-Regierung im Gesamtwert von 20 Milliarden US-Dollar abgeschlossen.
Ein besonders kritischer Moment war ein Vertrag mit der NASA im Jahr 2008, als SpaceX kurz vor der Insolvenz stand. Der Vertrag über 1,6 Milliarden US-Dollar ermöglichte es dem Unternehmen, 12 Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation (ISS) durchzuführen. Diese Vereinbarung verschaffte SpaceX die nötigen Mittel, um die Entwicklung der Falcon-9-Rakete und der Dragon-Kapsel abzuschließen.
„SpaceX stand damals am Abgrund,“ erklärt Casey Dreier, Raumfahrtpolitikanalyst bei der Planetary Society. „Dieser Vertrag hat das Unternehmen gerettet.“
Heute ist SpaceX ein zentraler Partner der NASA und des US-Militärs. Weitere Verträge – wie ein 3-Milliarden-Dollar-Auftrag zur Entwicklung eines bemannten Mondlandemoduls – und die fortgesetzte Unterstützung der NASA haben SpaceX zu einem der wertvollsten privaten Raumfahrtunternehmen gemacht, mit einer geschätzten Bewertung von 250 Milliarden US-Dollar.
Laut Ives könnte sich dieser Wert verdoppeln, wenn die Trump-Administration die Finanzierung der Mond- und Marsmissionen weiter erhöht.
Musk und die Rolle staatlicher Regulierung
Obwohl Musk von staatlicher Unterstützung stark profitiert hat, tritt er öffentlich für die Abschaffung bestimmter Subventionen ein. Auf seiner Social-Media-Plattform X schrieb er im Juli 2024: „Nehmt die Subventionen weg – das wird Tesla nur stärken.“
Dieser scheinbare Widerspruch ist Teil einer strategischen Überlegung. Die Abschaffung von Subventionen könnte vor allem traditionelle Automobilhersteller treffen, die auf diese Vorteile angewiesen sind, um ihre Elektrofahrzeuge zu subventionieren. Weniger Wettbewerb auf dem EV-Markt könnte Teslas Dominanz weiter ausbauen.
Fazit: Erfolg durch Innovation – und durch den Staat
Elon Musk ist zweifellos ein visionärer Unternehmer, dessen Unternehmen die Elektrofahrzeug- und Raumfahrtindustrie revolutioniert haben. Doch sein Aufstieg an die Spitze der reichsten Menschen der Welt wäre ohne staatliche Unterstützung kaum denkbar gewesen. Von Krediten und Steuervorteilen für Tesla bis hin zu milliardenschweren NASA-Verträgen für SpaceX – staatliche Programme und Vorschriften waren entscheidend für seinen Erfolg.
Während Musk in seiner neuen Rolle als Berater des designierten Präsidenten Trump ineffiziente staatliche Ausgaben bekämpfen soll, bleibt die Frage, wie er dabei mögliche Interessenkonflikte handhaben wird – insbesondere in Bezug auf die Richtlinien, die weiterhin einen erheblichen Einfluss auf seine Unternehmen und sein Vermögen haben.
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