Natürlich klingt das überspitzt, aber wie soll man es sonst verstehen, wenn Vermittlerinnen ihre Kundinnen und Kunden per E-Mail anschreiben und sie darin beruhigen, dass sie noch nicht einer Interessengemeinschaft (IG) beitreten oder einen Anwalt kontaktieren müssten? Liebe Beraterin, ernsthaft – geht’s noch?
Sie wissen doch genau, was los ist: Das Geld Ihrer Kundschaft liegt in Gefahr, Geld, das Ihnen in gutem Glauben und Vertrauen anvertraut wurde – in der Überzeugung, von Ihnen kompetent und verantwortungsvoll beraten worden zu sein. Natürlich erwartet niemand, dass Sie Ihrer Kundin raten, rechtliche Schritte gegen Sie einzuleiten, etwa wegen einer mutmaßlichen Falschberatung. Aber mal ehrlich: Wenn Sie selbst eine erhebliche Summe investiert hätten und dann eine solche E-Mail erhalten würden, wie würden Sie das empfinden? Wären Sie nicht irritiert? Vielleicht sogar wütend?
Eine solche Nachricht vermittelt den Eindruck, als wolle man die Situation kleinreden oder die Betroffenen beschwichtigen, während im Hintergrund offenbar ernsthafte Probleme brodeln. Es wirkt, als würde man die Verantwortung auf subtile Weise von sich weisen, anstatt sich offen und klar den Sorgen und Ängsten der Kundschaft zu stellen.
Es geht nicht darum, Panik zu schüren, sondern um Transparenz und Ehrlichkeit. Kunden, die große Beträge investiert haben, erwarten mit Recht eine klare Kommunikation, keine vagen Beschwichtigungen, die ihre Sorgen eher verstärken als zerstreuen. Wenn das Vertrauen bereits erschüttert ist, können solche E-Mails genau das Gegenteil von dem bewirken, was Sie vermutlich beabsichtigen.
Stellen Sie sich in die Lage Ihrer Kundin: Sie hat ihr hart erarbeitetes Geld in Ihre Hände gelegt, in der Annahme, gut beraten zu sein. Nun steht diese Investition auf dem Spiel, und anstatt klare Antworten zu erhalten, wird sie mit einer Botschaft abgespeist, die den Eindruck erweckt, sie solle vorerst die Füße stillhalten. Das ist nicht nur unprofessionell, sondern könnte auch als Zeichen von Unsicherheit oder gar Verschleierung wahrgenommen werden.
Ein ehrlicher und lösungsorientierter Umgang mit der Situation wäre hier der bessere Weg. Vermitteln Sie, dass Sie die Sorgen Ihrer Kundschaft ernst nehmen, und zeigen Sie, welche konkreten Schritte unternommen werden, um das investierte Kapital zu sichern. Das wäre der erste Schritt, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen – und um zu vermeiden, dass sich Kundinnen und Kunden tatsächlich einer Interessengemeinschaft anschließen oder rechtliche Schritte prüfen müssen.
Denn am Ende stellt sich die Frage: Was würden Sie selbst tun, wenn Sie sich in der gleichen Situation befänden?
Ich hatte Sie ja gebeten, sich um Herrn Hierse zu kümmern. Seine Familie verdient besondere Beachtung. Noch ein Tipp: Eigentlich gibt es dort eine Gastronomiegesellschaft namens „Palms Diner“. Aber wenn Sie diesem Tipp folgen, sollte vieles klar werden.