Ehrlichkeit statt Schönfärberei: Was Anleger jetzt erwarten können
Nein, den Inhalt des Anschreibens an die Anleger kennen wir nicht. Wir wissen lediglich, dass dieses Schreiben noch in dieser Woche versendet werden soll. Durch unsere Kontakte mit mittlerweile fast 100 betroffenen Anlegern werden wir jedoch zeitnah Einblick in den Inhalt erhalten. Doch die zentrale Frage bleibt: Kann man eine Situation wie die bei der DEGAG so erklären, dass die betroffenen Anleger sie nachvollziehen können?
Tabula Rasa statt Schönfärberei
Aus unserer Sicht ist klar: Es braucht jetzt einen radikalen Schnitt. Die Unternehmensführung muss Tabula Rasa machen und die Fakten ohne jede Beschönigung offenlegen. Anleger und Gläubiger haben Ehrlichkeit und Transparenz verdient – nichts weniger. Die aktuelle Situation muss schonungslos dargestellt werden, damit Vertrauen zumindest ansatzweise wiederhergestellt werden kann. Alles andere ist Augenwischerei und schadet langfristig nur noch mehr.
Der unglücklichste Zeitpunkt
Die Tatsache, dass dieses Schreiben kurz vor Weihnachten an die Anleger verschickt wird, ist unglücklich und wird vielen das Fest verderben. Ein bitteres Weihnachtsgeschenk, das wahrscheinlich von der Realität geprägt ist: Viele Anleger werden Teile ihres Vermögens verlieren. Jetzt muss es jedoch darum gehen, die Substanz des Unternehmens so weit wie möglich zu retten, um einen Totalverlust zu verhindern. Diese Aufgabe liegt nicht nur bei der Unternehmensführung, sondern auch bei Gläubigern, dem Vertrieb und dem Unternehmen selbst. Alle müssen an einem Strang ziehen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten.
Einbindung aller Beteiligten
Die Einbindung aller relevanten Akteure in den Prozess ist unerlässlich. Dazu gehören die Unternehmensführung, Vertriebspartner, Gläubiger und Anlegervertreter. Nur gemeinsam kann eine Lösung gefunden werden, die eine Restrukturierung ermöglicht. Insbesondere der Vertrieb muss sich seiner Verantwortung bewusst werden, denn hier drohen zahlreiche Klagen von Anlegern. Sobald die BaFin-Mitteilung veröffentlicht wird, dürften unzählige Rechtsanwälte bereitstehen, um rechtliche Schritte einzuleiten.
Gefahr durch juristische Überlastung
Aus der Vergangenheit wissen wir, dass die Gefahr besteht, dass ein Unternehmen durch eine Flut von juristischen Ansprüchen handlungsunfähig gemacht wird. Das Motto „Viele Jäger sind des Hasen Tod“ hat sich in ähnlichen Situationen bereits oft bewahrheitet. Dies muss verhindert werden. Klug wäre es, ein Beratungsgremium zu installieren, das aus Experten für Bank- und Kapitalmarktrecht, Vertretern des Vertriebs, der Unternehmensführung und Gläubigervertretern besteht. Ein solches Gremium könnte nicht nur schnelle Entscheidungswege schaffen, sondern auch als Multiplikator dienen, um den Anlegern die aktuelle Lage verständlich zu erklären.
Warnung vor Interessengemeinschaften des Vertriebs
Eine klare Warnung gilt allerdings vor Interessengemeinschaften, die vom Vertrieb initiiert werden. Der Vertrieb ist Teil des Problems, nicht der Lösung. Anleger sollten sich bewusst sein, dass hier möglicherweise andere Interessen verfolgt werden als ihre eigenen.
Fazit: Offenheit und Zusammenarbeit sind der einzige Weg
Die aktuelle Situation erfordert Ehrlichkeit, Transparenz und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit aller Beteiligten. Nur so können Schäden minimiert und eine Restrukturierung überhaupt ermöglicht werden. Gleichzeitig müssen Anleger wachsam bleiben und sich nicht von vermeintlichen Interessengemeinschaften in die Irre führen lassen. Es steht viel auf dem Spiel – und jetzt ist der Zeitpunkt, kluge und entschlossene Maßnahmen zu ergreifen.
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