Der jüngste Todesfall eines Jugendlichen, der möglicherweise im Zusammenhang mit einer „Mutprobe“ auf TikTok steht, lenkt die Aufmerksamkeit auf eine besorgniserregende Tendenz: Jugendliche setzen sich selbst und andere für ein paar Likes und Retweets enormen Gefahren aus. Die so genannte „Deo-Challenge“ zeigt auf alarmierende Weise, wie die Jagd nach sozialer Bestätigung in den sozialen Medien fatale Folgen haben kann.
Der Hinweis der Polizei Coesfeld, dass Erziehungsberechtigte mit ihren Kindern über die Gefahren solcher Challenges sprechen sollten, greift allerdings zu kurz. Es ist nicht nur die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder aufzuklären, sondern auch die der Schulen, der Medien und insbesondere der Betreiber sozialer Plattformen wie TikTok. Diese müssen dringend in die Pflicht genommen werden, derartige Inhalte effektiver zu filtern und zu löschen.
Die Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz merkt an, dass das Phänomen eng mit Video-Plattformen wie YouTube und TikTok verbunden ist. Während einige der so verbreiteten „Challenges“ vielleicht harmlos sein mögen, sind andere offensichtlich lebensgefährlich. Doch warum braucht es erst Todesfälle, bis hier angemessen reagiert wird?
Es wird oft betont, dass Kinder und Jugendliche kritisch mit Informationen umgehen sollen. Doch die Frage muss erlaubt sein, ob die Heranwachsenden in der heutigen Zeit überhaupt ausreichend darauf vorbereitet werden, die Spreu vom Weizen zu trennen. Digitaler Analphabetismus ist ein ernstzunehmendes Problem, das nicht nur durch Appelle an die Eltern gelöst werden kann.
Der tragische Todesfall sollte daher nicht nur als Einzelfall betrachtet werden, sondern als Symptom einer Gesellschaft, in der der Drang nach Online-Anerkennung über das eigene Wohl, geschweige denn das Leben, gestellt wird. Es bedarf einer umfassenden Strategie, die sowohl präventive Aufklärung als auch rechtliche Maßnahmen gegen Plattformbetreiber beinhaltet, die gefährliche Inhalte zulassen oder gar fördern.
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