Der Bauernverband, offensichtlich ein wahrer Meister der Zurückhaltung, hat in einem beispiellosen Akt der Voraussicht seine Mitglieder zur Mäßigung aufgerufen. In einer Nachricht auf dem Kurznachrichtendienst X (wir nehmen an, Twitter) forderte der Verband die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der bevorstehenden Protestwoche auf, doch bitte keine Aktionen vor Privatwohnungen von Gesprächspartnern zu starten oder sich in persönliche Anfeindungen zu verlieren. Man stelle sich vor, Bauern würden tatsächlich die Ruhe stören!
„Bitte keine Galgen oder schwarze Fahnen, und schon gar keine Symbole extremistischer Gruppen“, heißt es in dem Post. Ein bisschen mehr Kreativität wäre doch angebracht, oder? Außerdem distanziert sich der Verband von allen, die Umsturzfantasien hegen oder Gewalt verherrlichen – als ob das jemals passiert wäre.
Besonders bemerkenswert ist der Appell, sich von rechtsextremistischen Kreisen und anderen radikalen Randgruppen fernzuhalten. Offenbar ganz überraschend für den Verband, wollen diese Gruppen den Bauernprotest für ihre „niederträchtigen Anliegen“ missbrauchen. Wer hätte das gedacht?
Ab Montag planen die Bauern, ihre Stimme gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu erheben. Traktorkonvois und Kundgebungen stehen auf dem Programm – natürlich alles im Rahmen der guten Ordnung und ohne jegliche Störung.
Zu guter Letzt: Der Vorfall mit Wirtschaftsminister Robert Habeck, bei dem Demonstranten eine Fähre blockierten und ihn am Aussteigen hinderten, war natürlich nur ein kleines Missverständnis. Die Staatsanwaltschaft, die nun ermittelt, wird sicherlich auch nichts weiter als eine harmlose Verwechslung feststellen. Der Bauernverband betont, dass nur friedliche und angemeldete Aktionen das Ziel sind, und verweist auf die jeweiligen Landes- und Kreisbauernverbände – als ob diese jemals etwas anderes im Sinn gehabt hätten.
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