Ohne Krimi geht die Mimi nicht ins Bett! Nur allzu gut erinnert man sich an diesen Schlager der frühen sechziger Jahre, welche die Lust nach Verbrechen amüsant verpackte.
Die Liste aufsehenerregender Fälle und das Verschwinden, von berühmten und weniger berühmten Personen, fasziniert heute wie damals.
So etwa der berühmte Physiker Ettore Majorana, welcher 1938 spurlos verschwand und von dem Enrico Fermi (selbst Nobelpreisträger) sagte, dass er auf der gleichen Stufe wie Galileo Galilei stand.
Vor rund 100 Jahren waren auf einem Hof bei Schrobenhausen sechs Menschen mit unglaublicher Brutalität ermordet worden. Der Fall ist jedoch bis heute ungeklärt geblieben. Seit Jahren diskutiert man in Internetforen wer denn der mögliche Täter gewesen sein könnte.
Oder der berühmte Fall des Zaren Alexander I., welcher 1825 starb und dessen Sarg, in späteren Jahren, leer war. Der Autor des „Kleinen Prinzen“ Antoine de Saint-Exupéry verschwand im Jahr 1944. Oder die Schauspielerin Fan Bingbing, Chinas höchst bezahlte Schauspielerin war und im Jahre 2018 spurlos verschwand.
Als Unglück am Djatlow-Pass wird der mysteriöse Tod von neun Studenten im Jahr 1959 bezeichnet, welche zu einer Skiwanderung aufbrachen und davon nie mehr lebend zurückkehrten. Sie starben in der Nacht vom 1. auf den 2. Februar 1959. Die Leichen der Studenten zeigten keine Anzeichen eines Kampfes, jedoch wiesen einige der Toten Schädelbrüche, angebrochene Rippen und viele innere Verletzungen auf. Laut dem Berichten waren Kleidungsstücke teilweise sogar radioaktiv kontaminiert. Der Ablauf des Vorfalls bleibt bis heute unklar.
Wer erinnert sich nicht an das ehemalige Schlagerpaar Al Bano und Romina Powers, deren Tochter 1994 in den USA spurlos verschwand. Unvergessen ist auch der Fall der Londoner High Society und Lord Lucan, welcher 1974 spurlos verschwand.
Bekanntheit erlangten auch die drei Mädchen aus Fort Worth, welche 1974 im US-Bundesstaat Texas shoppen gingen und nie mehr zurückkehrten. Das Auto mit ihren Einkäufen wurde aber noch vor dem Shopping Center gefunden.
Am Ende der 70er Jahre fischten fünf Männer bei der Insel Maui. Das Boot hieß «Sarah Jo». Nach einem Sturm ging die Crew verloren. Rund zehn Jahre später wurde ca. 3000 Kilometer entfernt auf einer Insel ein Grab eines der Fischer gefunden. Der Fall der kleinen Maddie, welche vor 14 Jahren verschwand und bis heute nicht geklärt werden konnte.
In unseren Tagen ist es nun der Fall Gabby Petito, welcher Aufsehen erregt.
Was löst nun diese Faszination an diesen und anderen Fällen aus? Viele, aber nicht alle Menschen, verspüren eine gewisse Lust an der Angst oder an den Ungewissen. Man kann diese etwa in Vergnügungsparks, bei Achterbahnfahrten, oder ähnlichen Attraktionen unbeschwert ausleben. Bei der Vorstellung von Verbrechen geht es natürlich nicht um eine reale Angst oder Frucht. Es geht dabei um die Imagination, um die Illusion und um die fiktive Vorstellung selbst irgendwie daran teilhaben zu können, ohne jedoch die Gefahr negativer Konsequenzen auf sich nehmen zu müssen.
Wir inszenieren dieses Gefühl in unserem Kopf. Noch spannender wird es für uns, wenn wir anhand der neuen digitalen Medien sogar Teil davon werden können. Wir können uns als Detektive profilieren. Wir können versuchen uns in die Person des Täters zu versetzen. Was hat ihn angetrieben?
Aus neuropsychologischer Sicht kann dies so erklärt werden, dass unser Angstsystem, welches einen sehr alten Teil des Gehirns bildet, nicht verlässlich zwischen Fiktion und Realität unterscheiden kann. Es kommt somit zu einem artifiziell ausgelösten Hormonbad der Endorphine, welches uns die bekannten Schauer über den Rücken laufen lässt und mitunter auch die bekannte Gänsehaut verursacht. Zudem verursachen diese Hormone ein Glücksgefühl und eine zeitweilige Befreiung von psychischen Belastungen oder körperlichen Schmerzen.
Hollywood lebt davon. Dies mag auch einer der Gründe sein, warum Filme, welche gerade dieses System in unserem Hirn ansprechen, so erfolgreich sind.
Wir wissen aus der Ethnologie, dass dieses System im Hirn für unser Überleben verantwortlich war. Wenn wir einem Löwen begegnen werden wir wahrscheinlich zuerst die Flucht ergreifen und kaum mit ihm zu reden beginnen. Die Erfahrung der Begegnung mit dem Löwen, also unsere Endorphine, verbleiben aber noch länger im Blut. Das Hochgefühl, welche die Endorphine erzeugen bleibt also über längere Zeit erhalten.
Unser Hirn reagiert noch heftiger wenn etwa im Film die nötige Musik, die nötige Bildführung und die richtige Geräuschkulisse kohärent zum Bild erzeugt werden. Nicht umsonst wird dieser Effekt in jüngster Zeit bei den 4D-Kinos genutzt. Unabhängig davon existiert auch die Orientierung an anerkannte Normen und Werte, welche etwa im Strafgesetz dargetan werden.
Leave a comment