Seit Jahren diskutieren die deutschen Politiker über die Sonntagsöffnung. Fakt ist: Überall dort, wo die Geschäfte am Sonntag geöffnet haben, sind sie auch voll – in anderen Ländern, wie etwa in Kroatien, sind die Geschäfte sowieso am Sonntag geöffnet. Doch nicht nur die Touristen gehen am Sonntag in den Laden – auch die Einheimischen, die unter der Woche keine Zeit hatten, erledigen ihre Einkäufe am „heiligen Sonntag“. In anderen Ländern – so etwa in Kroatien, Schweden, Slowenien, der Slowakei oder in Ungarn – scheint der Sonntag nicht mehr heilig zu sein. Doch wie „heilig“ muss der Tag sein? Vor allem stellt sich die Frage: Wer gewinnt am Ende tatsächlich, wenn die Geschäfte am Sonntag geöffnet oder geschlossen haben – schlussendlich gibt es die „Generation Online“, die 24 Stunden am Tag – egal ob Sonntag oder nicht – ihre Einkäufe tätigt. Ist die Diskussion also letztendlich überflüssig oder wäre eine Sonntagsöffnung eine Lösung des Problems, da der heutige Konsument ausschließlich diverse Online-Versandhäuser nutzt? Würde der Online-Einkäufer also auch am Sonntag den Laden besuchen und das Online-Versandhaus ignorieren oder dennoch seine Einkäufe im World Wide Web bestellen?
Der Sonntag ist „heilig“
Vor sieben Jahren erklärte das Bundesverfassungsgericht, dass der abendländische Sonntag ein Tag „der Familie“ und auch ein „Tag der Ruhe“ sei. Die Geschäfte hätten von Montag bis Samstag geöffnet – das muss, auch wenn die Bevölkerung gerne am Sonntag in den Laden gehen würde, genügen. Der Staat hat die Sonntagsruhe zu einem Rechtsgut gemacht – jeder Deutsche, der sich durch die Sonntagsaktivität eines anderen Deutschen gestört fühlt, kann somit auch sein persönliches Recht auf Ruhe einklagen. Dazu gehören jetzt keine Veranstaltungen, Fußballspiele oder Kinobesuche – am Ende geht es nur um die Ladenöffnungszeiten. Doch auch wenn die halbe Republik über die Sonntagsöffnung streitet, so stellt sich für viele Menschen die Frage, wie sinnvoll Ladenschlusszeiten überhaupt noch sind. Schlussendlich ist die „Generation Online“ auf der Überholspur. Wer am Sonntag seine Einkäufe tätigen will, der setzt sich vor seinen Computer oder nimmt sein Smartphone zur Hand. Online-Versandhäuser haben 24 Stunden geöffnet – hier gibt es keine Feiertage, keine Ladenschlusszeiten oder sonstigen Vorschriften, die beim Einkauf stören. Wäre die Sonntagsöffnung am Ende nur die Reaktion auf eine Gesellschaft, die tagtäglich Bestellungen aufgeben kann? Würde eine Sonntagsöffnung den Geschäften helfen, sodass der Nahversorger am Leben bleibt? Experten sind sich unsicher. Am Ende könnten die liberalen Öffnungszeiten keinen Einfluss auf die Online-Einkäufer haben – profitieren würden ausschließlich die Touristen, die dann auch am Sonntag diverse Accessoires kaufen könnten.
Wem würde die Sonntagsöffnung wirklich helfen?
Natürlich müssen sich die Politiker die Frage stellen, wie sinnvoll eine Sonntagsöffnung tatsächlich ist, wenn die Konsumenten – 24 Stunden am Tag – im Internet ihre Bestellungen aufgeben können. Wie sinnvoll sind Ladenschlusszeiten überhaupt, wenn der Elektromarkt um 18 Uhr schließt, der Verbraucher aber sowieso erst gegen 20 Uhr nach Hause kommt und erst dann seine Einkäufe – über das Internet – erledigt? Benötigt man am Ende also den Sonntag, damit die heimischen Läden am Leben bleiben oder spielt es in Wahrheit gar keine Rolle mehr? Die letzten Jahre haben gezeigt, dass immer mehr Deutsche ihre Bestellungen im Internet aufgeben.
Rund 70 Prozent bestellen ihre Produkte im Internet
Im Jahr 2000 waren es gerade einmal 9,7 Prozent, die im Internet eingekauft haben. Ein Jahr später – also 2001 – waren es schon 25,3 Prozent und im Jahr 2002 30,2 Prozent. Im Jahr 2012 waren es sogar 70,8 Prozent, die im Internet ihre Bestellungen aufgegeben haben. Das ist – bis heute – absoluter Rekord! Heute sind es rund 67,6 Prozent, die Online-Versandhäuser nutzen. Die Prognose? Die „Generation Online“ ist auf der Überholspur. Auch wenn der Rekordwert aus dem Jahr 2012 noch nicht wiederholt werden konnte, so sind sich die Experten sicher, dass demnächst mehr als 75 Prozent im Internet ihre Einkäufe erledigen werden. Es ist daher fraglich, ob die Sonntagsöffnung oder liberalere Ladenschlusszeiten wirklich helfen könnten. Am Ende ist es nämlich auch eine Frage der Bequemlichkeit. Der Konsument muss nicht mehr außer Haus, kann seine Bestellungen halbnackt vor dem Computer aufgeben und bekommt im Internet eigentlich alle Produkte, die er im Einkaufszentrum ebenfalls erhält. Zudem haben die Online-Versandhäuser den Vorteil, dass es Kundenmeinungen und Erfahrungsberichte gibt, dass die Preise miteinander verglichen werden können und die Produkte zudem auch immer wieder günstiger sind. Warum also noch das Haus verlassen, wenn im Internet alle Produkte gefunden werden?
Am Ende profitieren wohl nur die Touristen
Die Sonntagsöffnung und die liberaleren Ladenschlusszeiten würden vorwiegend den Touristen helfen. Wie bereits erwähnt – auch wenn in Kroatien am Sonntag die Einkaufszentren von den Kroaten besucht werden, so sind es natürlich auch die Touristen, die auf der Suche nach Accessoires sind, günstige Markenkleidung probieren oder mitunter nur einen Kaffee trinken wollen und dabei einen Spaziergang durch das Einkaufszentrum machen. Die Deutschen würden also auf die Touristen eingehen. Ob Berlin, Köln, Hamburg oder München – am Ende würden die Städte von den liberalen Ladenschlusszeiten profitieren.
Der „Generation Online“ wird es egal sein
Ist der Staat tatsächlich in der Lage, dass er den Deutschen vorschreiben kann, wie sie ihren Sonntag verbringen? Ist Deutschland tatsächlich so ein „heiliges Land“, das seinen Bürgern verbietet, den Sonntag anders – also mit einem Einkauf – zu verbringen? Das letzte Wort ist mit Sicherheit noch nicht gesprochen. Am Ende wird es der „Generation Online“ egal sein, ob diverse Einkaufszentren länger geöffnet haben oder ob die Geschäfte auch am Sonntag offen haben – vorwiegen wird es die Touristen interessieren, die durch die Straßen ziehen und auch am Sonntag ihre Einkäufe erledigen wollen. Jedoch wird es wohl noch Jahre dauern, bis ein derartiges Gesetz in Kraft tritt. Vor allem auch, weil die Frage geklärt werden muss, wer dann am Sonntag in den Läden steht und die Kunden bedient. Würden tatsächlich Eltern verpflichtet werden, die ein kleines Kind haben? Würde das Familienbild des gemeinsamen Sonntags zerstört werden? Ist es mitunter dieser Anhaltspunkt, der das Gericht dazu bewegte, den Sonntag abermals „heilig“ zu sprechen?
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