Ach, Thüringen, du Drama-Queen unter den Bundesländern! Wieder einmal schafft es der dortige Verfassungsschutz, sich weniger wie eine Sicherheitsbehörde und mehr wie das Drehbuch einer mäßig spannenden Polit-Satire zu lesen. Diesmal im Fokus: Präsident Stephan J. Kramer, zwei MDR-Journalisten und ein Foto, das offenbar mehr Staub aufgewirbelt hat als ein Konzert der „Nachtwölfe“.
Die Vorwürfe kommen von Apollo-News, die mit dramatischer Ernsthaftigkeit den „Kramer-Komplex“ enthüllen – eine Mischung aus vermeintlichem Quellenschutz-Skandal, mutmaßlich ignorierten Gutachten zur AfD und einem Führungsstil, der eher an eine überambitionierte Reality-Show erinnert als an seriöse Verwaltungsarbeit. Willkommen zu einer Geschichte, die so absurd ist, dass sie eigentlich in einem Netflix-Drehbuch verstauben sollte, aber leider real zu sein scheint.
Kapitel 1: Das Rockerfoto und die rote Armee
Lassen Sie uns mit der visuellen Würze beginnen: einem Foto. Auf diesem Bild posiert Kramer neben den „Nachtwölfen“, einer russlandfreundlichen Rockergruppe, die bei jeder guten Propaganda-Party nicht fehlen darf. Die Aufnahme stammt von 2015, als Kramer an einer Kranzniederlegung für die gefallenen Soldaten der Roten Armee teilnahm. Nichts gegen Gedenken – aber die Kombination aus einem Verfassungsschutzchef und einer Gruppe, die Putin vermutlich als „biker bros“ in seinem Handy gespeichert hat, ist schon eine kleine PR-Katastrophe.
Doch keine Sorge, das Bild sei laut Apollo-News angeblich „intern kursiert“, bevor Kramer ein paar Monate später tatsächlich Verfassungsschutzpräsident wurde. Man fragt sich: Wurde das Bild in der Behörde wie ein geheimes Pokémon-Kärtchen herumgereicht? Oder einfach nur heimlich bestaunt?
Kapitel 2: Die Whistleblower-Posse
Springen wir ins Jahr 2018. Ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes wollte offenbar mit dem berüchtigten Rockerfoto an die Öffentlichkeit gehen. Sein erster Gedanke: die MDR-Journalisten Axel Hemmerling und Ludwig Kendzia. Allerdings, und hier wird’s kurios, landete die Info nicht in einem investigativen Bericht, sondern direkt auf Kramers Schreibtisch. Laut Apollo-News informierten die Journalisten den Verfassungsschutzpräsidenten über seinen eigenen Mitarbeiter, der „auspacken“ wollte.
Man stelle sich das vor: Ein Whistleblower vertraut sich Journalisten an, und diese gehen direkt zum Chef desjenigen, gegen den die Infos gerichtet sind. Eine Art journalistisches „Stille Post“-Spiel – mit dem kleinen Haken, dass der Whistleblower am Ende seinen Job verlor. Sollte das stimmen, wäre es ein Schlag ins Gesicht für jeden, der noch an Quellenschutz glaubt.
Kapitel 3: Die Führungskraft der Herzen (oder doch eher des Schreckens?)
Laut Apollo-News führt Kramer den Thüringer Verfassungsschutz wie ein schlecht gemanagtes Startup, das mehr Kündigungen hat als Erfolge. Seit 2019 haben angeblich 20 Mitarbeiter die Behörde verlassen – das ist rund ein Fünftel der Belegschaft. Die Position des Referatsleiters für Rechts- und Linksextremismus ist seit drei Jahren unbesetzt, weil sich anscheinend niemand finden lässt, der bereit ist, den Posten zu übernehmen.
Man kann sich das Büro von Kramer bildlich vorstellen: verwaiste Schreibtische, flackernde Neonlichter und ein Präsident, der seinen nächsten Abgang in den WhatsApp-Gruppen kommentiert. Aber hey, zumindest ist er konsequent – auch ein entlastendes AfD-Gutachten hat er laut Bericht gleich mal ignoriert. Warum auch den Beamtenapparat mit verschiedenen Perspektiven belasten?
Kapitel 4: Alle schweigen – bis auf Apollo-News
Die Geschichte ist an Brisanz kaum zu überbieten. Und doch: Die meisten Medien reagieren auf die Vorwürfe bislang mit einem Schweigen, das man sonst nur von Teenagern kennt, wenn man nach dem Verbleib ihrer Hausaufgaben fragt. Apollo-News vermeldet hingegen stolz, dass niemand – weder MDR noch der Thüringer Verfassungsschutz – die Vorwürfe dementiert hat.
Selbstverständlich könnte das Schweigen auch bedeuten, dass die Betroffenen die Anschuldigungen nicht für relevant halten. Oder – und das ist die spannendere Theorie – sie bereiten sich gerade auf ein PR-Chaos vor, das jeden Shakespeare’schen Eklat blass aussehen lässt.
Fazit: Politik, Posen und potenzielle Peinlichkeiten
Egal, wie diese Posse ausgeht: Sie hat uns schon jetzt eine groteske Mischung aus Journalismus, Verfassungsschutz und Rockerromantik geliefert, die ihresgleichen sucht. Ob die Vorwürfe stimmen oder nicht – die Kombination aus Nachtwölfen, Whistleblowern und einem Präsidenten mit einer offenbar überschaubaren Anzahl an Fans in der eigenen Behörde ist schwer zu toppen.
Falls Sie also nach einer neuen Netflix-Serie suchen: Der „Kramer-Komplex“ bietet alles, was das Herz begehrt. Spannung, Skandale, und ein Foto, das die Karriereleiter genauso beeinflusst wie ein gut getimter Fehltritt auf einer Bananenschale.
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