Shawn Fain, Präsident der United Auto Workers (UAW), hat sich während seiner kurzen, aber markanten Amtszeit als jemand etabliert, der keine Angst davor hat, mächtige Gegner herauszufordern. Doch mit Donald Trump, der am 20. Januar ins Weiße Haus zurückkehrt, hat er nun einen Feind, der nicht nur mächtig ist, sondern auch ein Talent dafür hat, zurückzuschlagen – lautstark und öffentlich.
Fain, der sich als scharfer Kritiker Trumps während des Präsidentschaftswahlkampfs hervortat, unterstützte Kamala Harris und trug dabei ein T-Shirt mit der Aufschrift „Trump is a scab“ (Trump ist ein Streikbrecher). Jetzt wird er mit einer Regierung konfrontiert, die von Milliardären wie Elon Musk durchsetzt ist – einer seiner langjährigen Widersacher.
Ein unerschrockener Kämpfer für die Arbeiterklasse
Shawn Fain wurde im Mai 2023 Präsident der UAW, indem er das lange etablierte Establishment der Gewerkschaft in einer historischen Wahl verdrängte. Seine Strategie: mutig und unkonventionell. Im September desselben Jahres führte er erstmals in der Geschichte der Gewerkschaft gleichzeitige Streiks gegen die drei großen US-Automobilhersteller – General Motors, Ford und Stellantis – an. Was viele für unmöglich hielten, wurde Realität: Fain verhandelte Rekordverträge mit erheblichen Lohnerhöhungen, Bonuszahlungen und mehr Arbeitsplatzsicherheit.
Darüber hinaus erzielte er einen bemerkenswerten Erfolg, indem er die Automobilindustrie in die Zukunft führte. Mit der Verpflichtung der Big Three zu Elektrofahrzeugen gelang es ihm, sicherzustellen, dass Arbeiter in neuen Fabriken unter denselben Tarifverträgen wie in bestehenden Anlagen beschäftigt werden. Dies war ein bahnbrechender Erfolg in einer Branche, die sich im Umbruch befindet.
Politisches Risiko: Einsatz für Harris und gegen Trump
Fains vielleicht riskantester Zug war jedoch sein entschiedener Einsatz in der Präsidentschaftswahl. Er unterstützte Kamala Harris und kritisierte Trump aufs Schärfste, was ihn nicht nur zu einem prominenten Fürsprecher der Demokraten machte, sondern auch zu einem bevorzugten Ziel von Trumps Angriffen.
Trump griff Fain während seiner Wahlkampfveranstaltungen mehrfach an und forderte sogar dessen Entlassung. Gleichzeitig wuchs jedoch die Unterstützung für Trump unter den Gewerkschaftsmitgliedern. Laut Umfragen stieg der Anteil der Gewerkschaftsangehörigen, die Trump wählten, von 40 % im Jahr 2020 auf 45 % im Jahr 2024.
Interne Herausforderungen und Kritik
Doch nicht nur Trump stellt für Fain eine Herausforderung dar. Auch innerhalb der Gewerkschaft gibt es Widerstand. Einige Mitglieder zeigten sich unzufrieden mit den Ergebnissen der Streiks, insbesondere bei General Motors, wo 45 % der Mitglieder den Tarifvertrag ablehnten. Zudem werfen einige Gewerkschaftsvertreter Fain vor, ihre Aufgaben beschnitten zu haben, weil sie seine Ausgabenpolitik kritisierten – ein Vorwurf, der nun von einem Gericht überwacht wird.
Ein Gewerkschaftsführer, der polarisiert
Fain bleibt trotz des politischen und internen Gegenwinds unerschütterlich. Er betonte nach der Wahl: „Das war nie eine Frage von Partei oder Persönlichkeit. Beide Parteien tragen Verantwortung für den Klassenkampf, den Unternehmen seit Jahrzehnten gegen die Arbeiterklasse führen.“ Seine Entschlossenheit, weiter für die Rechte der Arbeiter zu kämpfen, ist ungebrochen, auch wenn die Herausforderungen größer denn je sind.
Die Zukunft: Kampf gegen Trump und für die Arbeiter
Mit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus könnte Fain vor seiner bisher größten Herausforderung stehen. Die neue Regierung plant massive Veränderungen, die Gewerkschaften und Arbeitsrechte direkt betreffen könnten. Doch Fain bleibt kämpferisch. Für ihn ist klar, dass der Kampf am Verhandlungstisch auch in den politischen Sphären weitergeführt werden muss.
Obwohl seine politischen Wetten dieses Jahr nicht aufgingen, hat Fain deutlich gemacht, dass er bereit ist, alles zu riskieren – für die Arbeiterklasse und die Zukunft der Gewerkschaftsbewegung. Ob er erneut triumphiert oder auf größere Widerstände stößt, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur eines: Shawn Fain ist ein Gewerkschaftsführer, der sich nicht beugen lässt – weder vor Trump noch vor interner Kritik.
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