Michael Kretschmer ist sich also nicht sicher, ob die Gespräche zur Bildung einer Regierung in Sachsen tatsächlich zu einer Regierung führen – wie überraschend. Nach einer epischen Serie von Kennenlerngesprächen setzen sich die CDU, BSW und SPD also endlich an den Sondierungstisch, und Kretschmer kann es offenbar kaum erwarten, sich in „anstrengende und schwierige Gespräche“ zu stürzen. Natürlich, weil nichts so motivierend ist wie politische Verhandlungen, die sich endlos hinziehen.
Trotz aller Ernsthaftigkeit ist sich Kretschmer sicher: In Sachsen wird man seinen eigenen „sächsischen Weg“ gehen. Klingt so, als sei der „sächsische Weg“ eine mystische Reise voller Überraschungen und Wendungen, bei der es vor allem darum geht, niemandem wirklich zu sagen, wohin es überhaupt geht. Aber Hauptsache, man ist bereit, über die Dinge zu sprechen, die man „aufschreiben kann.“ Die kühne Strategie: einfach mal die Sachen notieren, über die man sich einig ist – und hoffen, dass das reicht, um eine Regierung zu bilden.
Interessant wird es, wenn man bedenkt, dass die Brombeer-Koalition schon in den Startlöchern steht, obwohl bisher nur mehr oder weniger erfolgreich „Kennenlernspiele“ gespielt wurden. Über 100 Leute sind in die Gespräche involviert – mehr als genug, um eine ganze Fußballmannschaft samt Ersatzbank und Fanclub zu füllen. Aber klar, je mehr Leute, desto einfacher wird es natürlich, eine Einigung zu finden. Sieben Arbeitsgruppen sollen sich dabei um alles kümmern, von Bildung über Innenpolitik bis hin zu Haushalt und Finanzen – also quasi jede Kategorie, die man sich so vorstellen kann. Man fragt sich, ob eine eigene Gruppe für „Chaosmanagement“ fehlt.
Ganz besonders erheiternd ist auch der Kommentar von Sachsens SPD-Chef Henning Homann, der das „Kasperletheater“ von Sahra Wagenknecht kritisiert. Offenbar haben es einige immer noch nicht ganz überwunden, dass politische Verhandlungen nicht immer wie ein harmonisches Kaffeekränzchen ablaufen. Dass sich gleichzeitig die sächsische CDU nicht sicher ist, ob man nicht doch lieber mit der AfD kuscheln will, macht die Sache nur noch spannender. Schließlich muss ja irgendein Drama das sonst so monotone Politiktheater in Schwung halten.
Was die Anpassung des Asylrechts betrifft, fordert Kretschmer einen „Asylfrieden“ – weil das nach Jahrzehnten der Diskussion natürlich die einfachste Lösung ist. Einfach mal die Zahlen anpassen und hoffen, dass sich der Rest von alleine regelt. Schließlich kann man ja nicht erwarten, dass komplexe Probleme komplexe Lösungen erfordern.
Alles in allem: Die Gespräche in Sachsen sind ein Paradebeispiel für das ewige politische „Vielleicht“. Vielleicht wird es eine Regierung geben, vielleicht auch nicht. Vielleicht wird der „sächsische Weg“ irgendwann einmal klarer, vielleicht bleibt er eine Wanderung im Nebel. Aber eines ist sicher: Unterhaltung ist garantiert – zumindest für alle, die sich gerne an politischen Kuriositäten erfreuen.
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