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Deutsches Cryonics-Start-up verspricht zweite Chance auf Leben – für den Preis eines Sportwagens

geralt (CC0), Pixabay
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Das Berliner Unternehmen Tomorrow.Bio bietet eine faszinierende, aber umstrittene Dienstleistung an: Die Kryokonservierung von Menschen nach ihrem Tod mit dem Ziel, sie in der Zukunft wiederzubeleben. Der Preis? Rund 200.000 US-Dollar (165.000 Euro) – eine Summe, die ungefähr dem Wert eines Sportwagens entspricht.

Während das Konzept der Kryonik bereits seit den 1970er-Jahren existiert, gibt es bis heute keinen einzigen dokumentierten Fall einer erfolgreichen Wiederbelebung. Trotzdem sieht Gründer Emil Kendziorra, ein ehemaliger Krebsforscher, darin eine reale Zukunftsperspektive.

Das Verfahren: Vom Tod zur Lagerung in flüssigem Stickstoff

Der Prozess beginnt, sobald ein Patient mit Tomorrow.Bio einen Vertrag abschließt. Sobald ein Arzt bestätigt, dass der Patient sich in den letzten Tagen seines Lebens befindet, wird eine speziell ausgerüstete Kryonik-Ambulanz entsendet. Nach dem gesetzlichen Todeszeitpunkt startet das Team das Verfahren:

  1. Schnelle Kühlung des Körpers
  2. Austausch der Körperflüssigkeiten durch ein kryoprotektives Mittel (ähnlich wie Frostschutzmittel)
  3. Schrittweise Abkühlung bis auf -196 °C, um Zellzerstörung durch Eiskristalle zu verhindern
  4. Langfristige Lagerung in einer Einrichtung in der Schweiz

Die Idee dahinter: Eines Tages könnte die Medizin so weit fortgeschritten sein, dass nicht nur die Ursache des Todes geheilt, sondern auch das Kryokonservierungsverfahren rückgängig gemacht werden kann. Kendziorra ist überzeugt: „Man kann diesen Zustand praktisch unbegrenzt aufrechterhalten.“

Kritik: Wissenschaft oder Wunschdenken?

Viele Experten stehen der Kryonik skeptisch gegenüber. Clive Coen, Professor für Neurowissenschaften am King’s College London, hält das Konzept für unrealistisch. Es gebe keine Beweise dafür, dass komplexe Gehirnstrukturen wie die des Menschen nach einer solchen Behandlung wiederhergestellt werden könnten.

Befürworter verweisen auf Experimente mit einfachen Organismen wie Fadenwürmern oder Rattenorganen, die teilweise erfolgreich wieder aufgetaut wurden. Allerdings gibt es bis heute keine vergleichbaren Erfolge bei Menschen oder höheren Tieren.

Ein Geschäft mit der Hoffnung?

Die Kryonik ist Teil eines wachsenden Marktes für Lebensverlängerungstechnologien. Neben Tomorrow.Bio gibt es bereits andere Anbieter wie das Cryonics Institute in den USA, das seit 1976 existiert und bisher 263 Menschen eingefroren hat.

Kritiker bezeichnen die Kryonik als „fehlgeleiteten Glauben an Frostschutzmittel“, während Kendziorra sie mit bahnbrechenden medizinischen Errungenschaften wie der Organtransplantation vergleicht: „Was heute unmöglich erscheint, könnte morgen Realität sein.“

Fazit: Wissenschaftliche Revolution oder Illusion?

Tomorrow.Bio will in den kommenden Jahren expandieren und seine Dienste bald auch in den USA anbieten. Das Unternehmen plant ehrgeizige Fortschritte – etwa die vollständige Konservierung von Gedächtnisstrukturen bis 2028.

Ob Kryonik jemals wirklich funktionieren wird, bleibt offen. Kendziorra jedoch bleibt optimistisch: „Die Wahrscheinlichkeit einer Wiederbelebung ist höher als bei einer Feuerbestattung – wenn nichts anderes.“

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