Ein Direktinvestment in Photovoltaik (PV)-Anlagen klingt auf den ersten Blick vielversprechend: Die Sonne liefert eine nahezu unerschöpfliche Energiequelle, und moderne Technologien machen es möglich, diese Energie effizient in Strom umzuwandeln. Die Vorstellung, durch eine Investition in Solaranlagen langfristig stabile Einnahmen zu erzielen, lockt viele Anleger an. Doch wie bei jeder Anlageform gibt es auch hier Risiken, die sorgfältig abgewogen werden sollten. In diesem Bericht beleuchten wir die potenziellen Gefahren eines Solar-Direktinvestments und was Anleger berücksichtigen sollten, bevor sie in eine eigene PV-Anlage investieren.
1. Marktrisiken und Abhängigkeit von der Einspeisevergütung
- Ein zentraler Vorteil eines Photovoltaik-Direktinvestments ist die gesetzlich garantierte Einspeisevergütung, die üblicherweise für 20 Jahre festgelegt wird. Diese Vergütung sichert eine konstante Einnahmequelle, indem der erzeugte Strom zu einem festen Preis ins Netz eingespeist wird.
- Doch es gibt auch Risiken: Die Höhe der Einspeisevergütung wird in den kommenden Jahren weiter sinken, da die Förderpolitik der Regierung auf eine stärkere Marktorientierung abzielt. Neueinsteiger erhalten daher deutlich weniger Vergütung pro eingespeister Kilowattstunde als frühere Anlagenbetreiber.
- Nach Ablauf der 20-jährigen Förderperiode entfällt die garantierte Einspeisevergütung komplett. Damit hängt der wirtschaftliche Erfolg der Anlage danach vom aktuellen Marktpreis für Strom ab, der stark schwanken kann. Sollte der Strompreis nach der Förderphase niedrig sein, könnten die Erträge weit hinter den Erwartungen zurückbleiben.
2. Technologierisiken und Wartungskosten
- Auch wenn Photovoltaik-Anlagen als wartungsarm gelten, dürfen Anleger die technologischen Risiken nicht unterschätzen. Photovoltaikmodule unterliegen einem natürlichen Alterungsprozess, der ihre Effizienz über die Jahre verringert. Die Leistung der Anlage sinkt also allmählich, was zu niedrigeren Stromerträgen führen kann.
- Hinzu kommen mögliche Defekte an Wechselrichtern oder anderen technischen Komponenten. Der Austausch solcher Bauteile kann kostspielig sein, und obwohl viele Anbieter eine Fernwartung und Überwachung der Anlage versprechen, sind die Reparaturkosten oft nicht vollständig abgedeckt.
- Anleger sollten sich daher vorab genau informieren, welche Garantien und Serviceleistungen im Kaufpreis enthalten sind und welche Zusatzkosten auf sie zukommen könnten.
3. Standortrisiken und klimatische Bedingungen
- Der Standort der PV-Anlage spielt eine wesentliche Rolle für die Rentabilität des Investments. Zwar gibt es auch in Deutschland Regionen, die sich gut für die Stromproduktion durch Photovoltaik eignen, doch Unterschiede in der Sonneneinstrahlung können den Ertrag erheblich beeinflussen.
- Schlechte Witterungsbedingungen wie langanhaltende Regenperioden oder Schnee können die Erträge über längere Zeiträume hinweg mindern. Auch lokale Verschmutzungsquellen (etwa Staub von nahegelegenen Baustellen oder Pollenflug) können die Leistung der Solarmodule beeinträchtigen.
- Wird eine Anlage auf einem gepachteten Dach installiert, wie es bei vielen Direktinvestments der Fall ist, können auch rechtliche Probleme auftreten, wenn der Pachtvertrag vorzeitig endet oder Streitigkeiten mit dem Eigentümer der Dachfläche entstehen.
4. Finanzierungsrisiken und Liquidität
- Viele Photovoltaik-Direktinvestments werden teilweise über Kredite finanziert. Dies birgt ein doppeltes Risiko: Zum einen müssen die laufenden Kreditraten auch dann bedient werden, wenn die Erträge der Anlage zeitweise niedriger ausfallen. Zum anderen steigen die Finanzierungsrisiken bei Zinserhöhungen, falls der Kredit nicht fest verzinst ist.
- Auch steuerliche Förderungen, die häufig als Vorteil angeführt werden, können sich als Falle entpuppen. Wenn sich die steuerlichen Rahmenbedingungen ändern, etwa durch die Abschaffung bestimmter Förderungen oder Steuervergünstigungen, können die geplanten Einnahmen niedriger ausfallen.
- Zudem ist ein Direktinvestment in eine PV-Anlage eine relativ illiquide Form der Geldanlage. Im Gegensatz zu Aktien oder Fondsanteilen, die sich bei Bedarf schnell verkaufen lassen, ist der Verkauf einer Solaranlage zeitaufwändig und an bestimmte Voraussetzungen gebunden.
5. Anbieter- und Abwicklungsrisiken
- Wie bei jeder Investition besteht auch bei Photovoltaik-Direktinvestments das Risiko, an unseriöse Anbieter zu geraten. In der Vergangenheit kam es vor, dass Anleger überteuerte Anlagen erworben haben oder die versprochenen Erträge nicht realisiert wurden.
- Häufig werben Anbieter mit hohen Renditeversprechen und verschweigen dabei die Risiken. Potenzielle Anleger sollten die Angebote daher genau prüfen, Bewertungen des Anbieters einholen und sich nicht nur auf die Aussagen im Verkaufsprospekt verlassen.
- Wichtig ist auch die Prüfung des Pachtvertrags und der Serviceverträge, die oft Teil des Investments sind. Anleger sollten sicherstellen, dass sie langfristig abgesichert sind und dass die Verträge alle Eventualitäten, etwa den Ausfall der Anlage, abdecken.
Fazit: Vorsicht vor überzogenen Erwartungen
Ein Direktinvestment in Photovoltaikanlagen bietet durchaus Chancen, kann jedoch auch mit erheblichen Risiken verbunden sein. Anleger sollten sich bewusst machen, dass der Betrieb einer PV-Anlage eine langfristige Verpflichtung darstellt und von vielen externen Faktoren abhängt. Wer die Risiken richtig einschätzt und ausreichend Eigenkapital mitbringt, kann von der solaren Energiegewinnung profitieren. Doch wer auf schnelle Gewinne hofft und Risiken unterschätzt, läuft Gefahr, enttäuscht zu werden. Eine ausführliche Beratung und eine genaue Prüfung der Anbieter sind daher unerlässlich, bevor man sich für ein Solar-Direktinvestment entscheidet.
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