Halloween, wie wir es heute kennen, hat eine lange und vielfältige Geschichte, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Ursprünglich gehen die Wurzeln des Festes auf das keltische Fest Samhain zurück, das vor etwa 2.000 Jahren in Irland, Schottland und anderen Teilen der britischen Inseln gefeiert wurde. Für die Kelten markierte Samhain das Ende des Sommers und den Beginn des Winters – eine Zeit, in der man glaubte, dass die Grenze zur Geisterwelt besonders dünn sei. Um böse Geister abzuwehren, entzündeten die Menschen große Feuer und verkleideten sich in Tierfelle oder gruselige Kostüme.
Mit der Christianisierung Europas passten sich viele dieser Traditionen an und vermischten sich mit dem christlichen Allerheiligenfest, das im 9. Jahrhundert eingeführt wurde und am 1. November gefeiert wird. Der Abend davor, der „All Hallows’ Eve“, wurde später zu „Halloween“. Besonders in den USA nahm das Fest im 19. Jahrhundert Gestalt an, als irische Einwanderer Halloween-Bräuche wie das Schnitzen von Kürbissen und das sogenannte „Trick-or-Treating“ (Süßes oder Saures) mitbrachten.
Die besondere Tradition von „Beggars’ Night“ in Des Moines
In Des Moines, Iowa, gibt es eine ungewöhnliche Halloween-Tradition: Statt am 31. Oktober gehen Kinder hier traditionell am Abend des 30. Oktober, dem sogenannten „Beggars’ Night“, von Tür zu Tür und fordern Süßigkeiten. Diese Tradition, die bis in die 1930er Jahre zurückreicht, entstand als Reaktion auf eine besonders unruhige Halloween-Nacht im Jahr 1938, in der die Stadt von zahlreichen Vandalenakten geplagt wurde. Laut der State Historical Society of Iowa verzeichnete die Polizei an diesem Abend 550 Einsätze aufgrund von Vandalismus – darunter Jugendliche, die Feuer legten, Fenster einschlugen und Straßenbahnen blockierten.
Um das Chaos einzudämmen, legte das städtische Erholungs- und Parkamt den 30. Oktober als „Beggars’ Night“ fest. An diesem Abend durften Kinder unter Aufsicht von Erwachsenen von Tür zu Tür gehen und Süßigkeiten einsammeln, während der eigentliche Halloween-Abend auf familienfreundliche Aktivitäten beschränkt wurde. Beggars’ Night bekam zudem eine besondere Regel: Die Kinder mussten etwas leisten, um ihre Süßigkeiten zu bekommen – anfangs sollten sie Gedichte aufsagen oder Lieder singen, und im Laufe der Jahre wurde daraus die Tradition, kleine Witze zu erzählen.
Die Einführung von Beggars’ Night zeigte Wirkung. Bereits in den 1940er Jahren konnte die Zahl der Polizeieinsätze an Halloween laut dem historischen Verein Iowas um die Hälfte reduziert werden. Was ursprünglich als Versuch begann, Vandalismus einzudämmen, entwickelte sich zu einer festen Tradition für die Stadt.
Ein Bruch mit der Tradition im Jahr 2024
In diesem Jahr musste die Stadt Des Moines jedoch eine jahrzehntealte Tradition brechen. Wegen einer Wetterwarnung und der Vorhersage schwerer Gewitter am 30. Oktober wurde das Fest auf den eigentlichen Halloween-Abend am 31. Oktober verschoben. Laut Jen Schulte, stellvertretender Stadtmanagerin von Des Moines, ist dies das erste Mal seit der Einführung von Beggars’ Night, dass die Feierlichkeiten verschoben oder abgesagt wurden. „Die Sicherheit unserer Bewohner, Familien und Kinder hat oberste Priorität,“ erklärte sie in einem Interview.
Da Beggars’ Night normalerweise unter der Woche stattfindet, hatten einige Gemeinden bereits entschieden, das Fest in diesem Jahr auf den Samstag vor Halloween zu verlegen, damit die Kinder nicht an einem Schultag abends unterwegs sein müssen. Für das kommende Jahr plant die Stadt eine Umfrage, um zu entscheiden, ob Beggars’ Night dauerhaft auf ein Wochenende verlegt werden soll.
Obwohl der Wechsel für einige eine große Veränderung darstellt, bleibt das Ziel für die Kinder dasselbe. Wie die neunjährige Lucy Jaksich aus Des Moines sagte: „Es macht vielleicht einen Unterschied, aber am Ende bekommt man trotzdem Süßigkeiten.“
Halloween als lebendige Tradition
Die Anpassung an besondere Umstände, wie das Wetter oder gesellschaftliche Veränderungen, zeigt, wie flexibel und lebendig die Halloween-Traditionen in den USA sind. Während Halloween landesweit gefeiert wird, entwickeln verschiedene Städte und Regionen ihre eigenen Rituale und Bräuche, wie Des Moines mit seinem Beggars’ Night. Unabhängig davon, ob das Fest am 30. oder 31. Oktober gefeiert wird, bleibt die Freude der Kinder an Kostümen und Süßigkeiten das zentrale Element dieses gruseligen Herbstfestes.
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