Was haben Schönheitsoperationen und Strafprozesse gemeinsam? Im Idealfall laufen beide sauber, präzise und mit einem klaren Ergebnis ab. Im Fall des Leipziger Schönheitschirurgen allerdings war es eher eine Mischung aus Impro-Show, Bürokratie-Ballett und einem Hauch von „Stromberg“ in Robe.
Ein angesehener Arzt, der im Internet stolz verkündet, „zu den besten ästhetischen Chirurgen des Landes“ zu gehören, hat laut Staatsanwaltschaft über Jahre hinweg bei der Kassenärztlichen Vereinigung kreativ abgerechnet. Kleine Beträge, große Wirkung – fast 29.000 Euro Schaden. Man könnte sagen: ein feiner Schnitt ins Portemonnaie der Solidargemeinschaft. Wahrscheinlich mit Skalpell abgerechnet, aber Pflaster geliefert.
Doch anstatt in einem groß aufgezogenen Verfahren mit Zeugen, Beweismaterial und dramatischer Urteilsverkündung – „Schuldig im Namen der Anästhesie!“ – wurde am Amtsgericht Leipzig eher eine Folge „Gerichtssaal – die Sitcom“ gedreht.
Der Arzt? Nicht anwesend.
Die Anwälte? Anwesend, aber leider ohne gültige Eintrittskarte in Form einer unterschriebenen Vollmacht.
Der Richter? Offenbar allergisch gegen Pausen. Eine kurze Unterbrechung zum Faxen (im Jahr 2025!) der Unterschrift? Fehlanzeige. Zack, Einspruch verworfen. Prozess vorbei. Danke fürs Kommen.
Der Schönheitschirurg darf sich nun über einen Strafbefehl von 36.000 Euro freuen – ob er den bezahlt oder gleich als „ästhetisches Investment“ verbucht, ist noch unklar. Vielleicht nennt man das in der Branche auch einfach: „Liquiditäts-Lifting“.
Und die Verteidiger? Die schweigen. Man müsse das Ganze „intern besprechen“. Man fragt sich unweigerlich: Wurde da wirklich etwas besprochen – oder nur vergessen? Vielleicht dachte man, der Schönheitschirurg kann sich auch selbst verteidigen – mit einem besonders überzeugenden Botox-Lächeln.
Fazit: In diesem Leipziger Justiz-Kurzfilm ging es weniger um Gerechtigkeit als um Geschwindigkeit. Titelvorschlag fürs nächste Mal: „Abgerechnet wird zum Schluss – aber nur, wenn die Vollmacht stimmt.“
Und wer weiß – vielleicht bietet der Arzt demnächst eine neue Behandlung an: „Jura-Facelift – für Prozesse, die einfach besser aussehen sollen.“
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