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Die Psychologie der Mini-Me und Matchy-Matchy-Entwicklung

geralt / Pixabay
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Haben Sie es beobachtet? Ja? Dann haben Sie sicher gesehen, wie in den letzten Jahren sich immer mehr Mütter im gleichen Outlook wie ihre Töchter fotografieren lassen. Vorwiegend wird dies in der Presse immer mehr zwischen Mutter-Tochter, als zwischen Vater-Sohn zelebriert.

Dies ist kein neuer Trend. Doch wer wollte schon in den 60er, 70er, 80er oder 90er Jahre gleich angezogen sein, wie seine Eltern? Richtig: Beinahe Niemand! Um die Jahrhundertwende wohl noch eher aber nicht in diesen Jahren. Sie kennen sicher auch die Fotos aus dieser Zeit, mit den Matrosenanzügen. Nicht zuletzt trägt Donald Duck auch einen solchen Anzug. Doch er ist einer der wenigen der jedem Modetrend, gleich wie sein Onkel Dagobert, eisern standhält.

Heute wird der Begriff Matchy-Matchy-Look verwendet, um ein Outfit zu beschreiben, welches aus zu vielen gleichen Charakteristika, wie etwa Mustern und Farben, besteht. Dies geht zeitgleich im sozialen Rahmen mit der Betonung auf Familie und etwa eine geglückte Mutter-Tochter Beziehung einher. Nicht zuletzt assoziieren viele damit Wohlstand und persönliches Glück.

Fehlende Präsentationsflächen zur Zurschaustellung (prominenter Personen) der eigenen Persönlichkeit werden heute kompensiert durch richtig in „Pose gesetzte Fotos“, vor allem zwischen Mutter und Tochter.

Psychologen stehen diesem Wandel aktuell kritisch gegenüber. Sie stellen demgegenüber, dass Kinder ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche entdecken müssen. Manchmal scheine es so, als ob Kinder die Mutter „als beste Freundin herausstellen“ müssen. Entwicklungspsychologen stellen dem zudem gegenüber, dass Kinder ihre „beste Freundinnen„ selber finden müssten. Es ist gut wenn Eltern Vorbilder sind, jedoch nicht auf „Beste Freundinnen„ machen sollten.

Feministische Kritik führt zusätzlich ins Feld, dass heranwachsende Frauen nicht auf Äußerlichkeiten reduziert werden sollten. Dies würde die heranwachsende Jugend/Mädchen negativ beeinflussen.

Mode ist ein Kind der Zeit. Sie geht und sie kommt. Längst wird Mode programmiert und entsteht nicht mehr aus einem natürlichen Auswahlverfahren heraus, welches sich aus der Gesellschaft ergibt. Seit Jahrzehnten treffen sich jährlich führende Modedesigner, um die Farben für das nächste Jahr festzulegen. Knallharte wirtschaftliche Interessen stehen dahinter. Je nach Strategie werden, zur Mode passend, die Menschenbilder kreiert. Aber auch diese sind eine Zeiterscheinung. So ist auch dieser Trend vergänglich.

Modetrends und ihre Lebensbilder werden als Vehikel zur eigenen Präsentation verwendet. Sie sind nicht mehr und nicht weniger. Man will auffallen.

Erinnern Sie sich noch an das Fleischkleid von Lady Gaga? Wen interessiert das heute noch? Oder die „Vatermörderhemden“ der 80er Jahre. Mal ganz ehrlich: welche „Otto Normalverbraucher:innen“ haben schon Zeit, jedem jugendlichen Modetrend zu folgen, wenn er nicht gerade zwischen 14 und 25 Jahre alt ist und Mode für ihn eine bestimmende Rolle spielt?

Frauen horten in späteren Jahren etwa ihre Kleider, da sie wissen, dass jeder Modetrend wieder einmal kommen wird. Dann ist es nur allzu praktisch die Kleider aus dieser Trendzeit wieder heraus zupacken und anzuziehen. Männer haben es da etwas praktischer. Hose, Hemd und Sakko mal in der einen oder anderen Farbe. Die enge Krawatte um den Hals ist sowieso out, doch im Falle hängen einige dieser Würgestricke noch im Kasten.

In absehbarer Zeit schon, werden wir wahrscheinlich wieder das Gegenteil der Mini-Me-Bewegung erleben. Zu schnell werden zu viele Gefahren gesehen. Insbesondere auf diesem volatilen, auf reine Äußerlichkeiten bedachten, Sektor. Kaum eine Modeerscheinung hält länger als ein paar Jahre. Danach ist wieder alles anders. Punker-, Rocker, Mods-, Hippies-, Hipster Kulturen und viele andere sind wieder vollkommen von der Bildfläche verschwunden. Mit einhergehend auch ihre Lebenseinstellungen und Lebensbilder.

Karl Lagerfeld meinte einmal es wäre ohnehin absurd einen Menschen anhand eines äußeren Erscheinungsbildes zu beurteilen. Aber wie sagte Johann Nestroy vor beinahe mehr als hundertfünfzig Jahren noch viel treffender: „Es ist alles Chimäre, aber mir gefällts“.

Salvatore Giacomuzzi

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