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Die Sache mit dem Erbenermittler

geralt (CC0), Pixabay
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In Leipzig hat sich ein mutmaßlicher Betrugsfall zugetragen, der direkt aus einem Drehbuch für einen True-Crime-Thriller stammen könnte. Ein 65-jähriger Erbenermittler sitzt derzeit in Untersuchungshaft, nachdem er über Jahre hinweg arglose Erben um mindestens 1,6 Millionen Euro gebracht haben soll. Doch wie konnte es dazu kommen, dass jemand, der eigentlich verlorene Vermögen aufspüren soll, selbst zum Meisterdieb wird?

Das Geschäft der Erbenermittler – oder wie man 30 % für Ahnenforschung bekommt

Erbenermittler klingen wie die Helden eines Historiendramas: Historiker und Genealogen durchforsten Archive, Kirchenbücher und Behördenregister, um rechtmäßige Erben zu finden. Eine noble Aufgabe – und obendrein lukrativ. Bis zu 30 % der Erbschaft kassieren sie als Honorar. Aber genau hier setzt der Betrüger an: In mindestens 29 Fällen ließ er sich per Vollmacht nicht nur die Erbschaft auszahlen, sondern das gesamte Vertrauen der Betroffenen gleich mit. Dummerweise landete das Geld nie bei den rechtmäßigen Erben, sondern, wie es aussieht, auf mysteriösen Auslandskonten.

Eine leere Büroetage und Kabel-1-„Detektive“

Die Ermittlungen begannen schon 2023, als sich ein Ehepaar bei der Fernsehsendung „Achtung Abzocke“ über ausstehende Zahlungen von 260.000 Euro beschwerte. Die Spur führte die „Betrügerjäger“ direkt nach Leipzig, wo sie in einem leeren Bürogebäude am Friedrich-Liszt-Platz standen. Kein Empfangstresen, keine Aktenstapel – und vor allem kein Erbenermittler. Ein Geisterbüro in bester Innenstadtlage.

Doch die Fahnder blieben hartnäckig und fanden den Verdächtigen schließlich vor seinem Wohnsitz. Wenig überraschend: Die Staatsanwaltschaft hatte bereits Ermittlungen aufgenommen.

Staatsanwaltschaft warnt: Vorsicht vor Vollmachten

„Jeder sollte sich genau überlegen, wem er wofür eine Vollmacht erteilt“, rät Albrecht Basse vom Verband Deutscher Erbenermittler (VDEE). Es sei zwar nicht illegal, Geldübergaben in bar zu regeln, aber wer das anbietet, sollte mit einem blinkenden Warnschild daherkommen.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig geht davon aus, dass der Schaden über die bekannten 1,6 Millionen Euro hinausgehen könnte. Doch eines ist sicher: Der mutmaßliche Täter wird sich nicht so schnell aus dem Staub machen, denn ein Haftrichter hat entschieden, dass er vorerst hinter Gittern bleibt.

Fazit: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Der Fall zeigt erneut, wie wichtig es ist, bei finanziellen Angelegenheiten vorsichtig zu sein. Der Verband der Erbenermittler appelliert an alle, keine Vollmachten leichtfertig zu unterschreiben. Vertrauen sollte man sich verdienen – oder besser noch, schriftlich beglaubigen lassen.

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