Die große K-Frage der SPD ist – zumindest offiziell – beantwortet. Verteidigungsminister Boris Pistorius, der heimliche Liebling der Partei und laut Umfragen beliebter als ein Nutella-Brot am Sonntagmorgen, hat sich klar positioniert: Er wird nicht als Kanzlerkandidat zur Verfügung stehen. Das teilte er gestern Abend in einem Video an die Parteimitglieder mit, das schon jetzt als Klassiker der politischen Kommunikation gehandelt wird.
„Olaf ist unser Mann“ – Pistorius gibt den Gentleman
In dem Video machte Pistorius unmissverständlich klar, dass er gar nicht daran gedacht habe, sich für die Kanzlerkandidatur ins Gespräch zu bringen. „Olaf Scholz ist der richtige Kanzlerkandidat“, sagte er – und das, obwohl selbst der Frühstückstisch in den SPD-Ortsvereinen anderer Meinung zu sein scheint. Scholz stehe für das, was jetzt gebraucht werde: Erfahrung und Besonnenheit. Oder wie Kritiker meinen: solide Langeweile.
Mit staatsmännischem Ernst forderte Pistorius die SPD-Mitglieder auf, sich hinter Scholz zu stellen. Dabei ließ er durchblicken, dass er sich durchaus auf eine zweite Amtszeit als Verteidigungsminister freue. Ob ihn mehr Panzer oder die Aussicht auf weniger Parteiversammlungen motivieren, bleibt sein Geheimnis.
Die Basis liebt ihn, doch Pistorius bleibt standhaft
Interessant: Gerade die Basis hatte Pistorius als Favoriten für die Kanzlerkandidatur ins Spiel gebracht. Sein pragmatischer Führungsstil im Verteidigungsministerium, gepaart mit seiner Fähigkeit, sich in Talkshows nicht um Kopf und Kragen zu reden, hat ihn zum Shootingstar der SPD gemacht. In Umfragen schlägt Pistorius seinen Parteichef Scholz mit einer Leichtigkeit, die einen fast an einen Zaubertrick glauben lässt.
Doch Pistorius bleibt unbeeindruckt vom Hype. In einer Mischung aus Loyalität und Understatement überlässt er Scholz das Feld – vermutlich auch, um nicht als derjenige zu gelten, der Scholz den sprichwörtlichen Dolch in den Rücken stößt. Die SPD hat ja ein Faible für diese Art von Dramen, aber Pistorius scheint nicht der Typ für Shakespearesche Inszenierungen zu sein.
Ein Zeichen der Bescheidenheit – oder doch strategisches Kalkül?
Pistorius‘ Verzicht könnte auch taktischer Natur sein. Warum das Risiko eingehen, wenn Scholz sich noch ein weiteres Mal an der Wahlurne versuchen darf? Sollte Scholz scheitern, steht Pistorius weiterhin als strahlender Ersatzmann bereit – und das ohne die Narben eines harten Wahlkampfs. Eine Win-win-Situation für den Verteidigungsminister.
Fazit: Olaf Scholz bleibt das Gesicht der SPD
Ob die SPD-Basis nun jubelt oder seufzt, ist unklar, aber eins steht fest: Olaf Scholz bleibt Kanzlerkandidat. Pistorius hat sich elegant zurückgezogen und seinem Chef den Vortritt gelassen. Jetzt liegt es an Scholz, die Partei in die vorgezogene Bundestagswahl im Februar zu führen – und das mit einer Mischung aus Erfahrung, Besonnenheit und der Hoffnung, dass sich die Wähler an die Ruhe seiner Amtszeit erinnern.
Die Parteimitglieder dürfen derweil weiter träumen: von einem Pistorius als Kanzlerkandidat oder zumindest von ein paar Panzern mehr im Verteidigungsministerium.
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