Die amerikanische Wirtschaft könnte bald eine lang ersehnte Klärung über ihre Zukunft erhalten. Seit Monaten halten sich amerikanische Konsumenten und Unternehmen aufgrund der bevorstehenden Präsidentschaftswahl mit größeren Käufen und Investitionen zurück. Umfragen und Kommentare von Führungskräften zeigen, dass viele Entscheidungen aufgeschoben wurden, bis klar ist, wer im Weißen Haus das Sagen haben wird.
Sowohl Vizepräsidentin Kamala Harris als auch Ex-Präsident Donald Trump haben wirtschaftspolitische Programme angekündigt, die die Lebenshaltungskosten senken und die Wirtschaft stärken sollen. Doch ihre Ansätze könnten kaum unterschiedlicher sein und würden sich spürbar auf Steuern und Inflation auswirken. Umfragen deuten auf ein knappes Rennen hin, sodass es möglicherweise einige Zeit dauern wird, bis endgültig feststeht, wer der nächste Präsident wird – und damit auch, welchen Kurs die US-Wirtschaft einschlagen wird.
Ein bevorstehender Fed-Beschluss als erste Orientierung
Eine erste wichtige Entscheidung steht jedoch schon diese Woche an: Die US-Notenbank (Federal Reserve) wird am Donnerstag ihre neueste Entscheidung zu den Leitzinsen bekanntgeben. Im September hatte die Fed die Zinsen zum ersten Mal seit über vier Jahren gesenkt und signalisierte, dass weitere Zinssenkungen folgen könnten. Seitdem wurden viele neue Wirtschaftsdaten veröffentlicht, die diese Entscheidung beeinflussen könnten. Die Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz nach der Sitzung am Donnerstag könnten Hinweise darauf geben, ob die Zentralbank an ihrem bisherigen Kurs festhalten wird.
Auch wenn diese Woche noch nicht alle Unsicherheiten beseitigt sein werden, könnte sich die aktuelle „Abwarten-und-Schauen“-Haltung vieler Amerikaner zumindest allmählich auflösen.
Zwei völlig verschiedene wirtschaftliche Realitäten zur Wahl
Das Ergebnis der Wahl wird entscheidend für die wirtschaftliche Ausrichtung der kommenden Jahre sein. Für viele Amerikaner und Unternehmen könnte es deshalb ratsam sein, größere Entscheidungen – etwa den Kauf eines Hauses oder die Expansion eines Unternehmens – bis nach der Wahl aufzuschieben.
Trumps wirtschaftliche Vision umfasst radikale Maßnahmen wie Massendeportationen und hohe flächendeckende Zölle. Harris hingegen setzt auf moderate Lösungen, darunter die Wiedereinführung einer erweiterten Kindersteuervergünstigung und die Erhöhung von Steuerabzügen für Startup-Ausgaben. Eine Umfrage des „Wall Street Journal“ unter Ökonomen ergab, dass mehr als zwei Drittel der Befragten (68 %) davon ausgehen, dass Trumps Plan die Preise schneller steigen lassen würde als Harris’. Trumps Fokus auf hohe Zölle könnte die Importkosten für US-Unternehmen erhöhen und damit die Inflation weiter anheizen.
Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter Finanzvorständen kleiner und großer Unternehmen, durchgeführt von zwei regionalen Fed-Banken und der Duke University, zeigte, dass fast ein Drittel der Befragten ihre Investitionspläne für dieses Jahr aufgrund der Unsicherheit über das Wahlergebnis zurückgestellt oder sogar abgesagt hat.
Hoffen auf niedrigere Zinsen
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Frage, wie sich die US-Zinsen entwickeln werden. Die neuesten Arbeitsmarktzahlen vom Freitag deuten darauf hin, dass der Jobmarkt sich in einem geordneten Rückgang befindet, ohne drastische Einbrüche. Fed-Vertreter haben in jüngsten Reden betont, dass die derzeitigen Zinssätze immer noch restriktiv sind, und angesichts des aktuellen Jobwachstums wird erwartet, dass die Zentralbank diese Woche eine weitere Zinssenkung vornimmt. Die Märkte gehen mit nahezu absoluter Sicherheit davon aus, dass die Fed eine Senkung um einen Viertelprozentpunkt beschließen wird.
Sinkende Zinsen könnten nicht nur den Immobilienmarkt ankurbeln, sondern auch Unternehmen ermutigen, ihre Investitionspläne fortzusetzen. Es bleibt nur abzuwarten, ob und wann die erhofften Zinssenkungen eintreten – doch die Entscheidung am Donnerstag könnte der erste Schritt sein, der der amerikanischen Wirtschaft die dringend benötigte Klarheit bringt.
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